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4 : 2010 - marke41

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Die multisensuale Markenführung bzw. das Store<br />

18. Branding für alle Sinne nur auf Kognitionen wie<br />

Lernen zu beschränken, wäre viel zu kurz gegriffen.<br />

Denn die wahre Macht im geschickten Spiel mit den<br />

Sinnen liegt in der verstärkten Emotionalisierung und<br />

Aktivierung von Wahrnehmungsprozessen. Neurowissenschaftliche<br />

Experimente der letzten Jahre konnten<br />

mittlerweile klare Nachweise darüber erbringen, dass<br />

am Beginn des Bewusstseins immer emotionale bzw.<br />

vorbewusste Prozesse stehen. In unserem Bewusstsein<br />

landet nur ein winziger Bruchteil an Signalen, die zuvor<br />

von unseren Sinnesorganen empfangen wurden.<br />

Bei genauer Analyse der Ausführungen für erfolgreiche<br />

multisensuale Kommunikation am POS stellen<br />

wir eines rasch fest: Nichts an emotionaler Wirkung<br />

übertrifft alle Kommunikationssignale im Laden so<br />

eindrucksvoll wie die Strahlkraft des Mitarbeiters in<br />

seiner Rolle als der wichtigste Markenbotschafter des<br />

Ladens. Unsere persönlichen Erlebnisse als Kunde,<br />

unsere Erfahrungen als Retail-Berater, die einzigartigen<br />

Studienergebnisse unserer neurophysiologischen<br />

Messung von Bild- und Geruchsreizen bestätigen daher<br />

nur das, was in der antiken Welt Griechenlands Protagoras<br />

schon so edel formulierte: „Der Mensch ist das<br />

Maß aller Dinge.“<br />

Arndt Traindl:<br />

Store-Branding für alle Sinne – Neurowissenschaftliche<br />

erkenntnisse und praxisrelevante Anregungen für eine<br />

wirkungsvolle multisensuale Kommunikation am Point of Sale<br />

Denk- und Forschungsansätze, die unter dem<br />

19. Leitthema „Neuroökonomie“ entstanden und gepfl<br />

egt worden sind, erweisen sich als Impulsgeber für<br />

eine faktenbasierte Weiterentwicklung des Marketing<br />

und auch der Marktforschung. Das bedeutet immer<br />

genauere Vorstellungen davon, wie Marken in ihrer<br />

Funktion als psychologische Trägersysteme für Produkte<br />

in unseren Köpfen wirken und wie sich starke<br />

Marken möglicherweise von schwachen Marken hinsichtlich<br />

welcher Merkmale unterscheiden.<br />

Ob es sich hier – wie häufi g propagiert – um eine<br />

völlig neue Form des Marketing handelt, ist zu bezweifeln.<br />

Es ist wohl mehr die Faszination des Katalogs der<br />

neuen Möglichkeiten auf der methodischen Seite, aber<br />

auch der Modellvorstellungen über die Funktionswei-<br />

sen unserer Informationsverarbeitung, die hier die<br />

Vorstellungswelten zu weit nach vorne treiben. Von<br />

daher ist die Agenda für die Zukunft klar gesetzt, was<br />

nicht bedeutet, dass man augenblicklich die Zelte abbricht.<br />

Auf der Ebene der strategischen Markenführung<br />

erweisen sich strukturierende Vorstellungen wie<br />

z.B. in den „Limbic Maps“ als wertvolle Ergänzung bei<br />

einer umfassenden Planung von Markenportfolios.<br />

Hier handelt es sich um gut empirisch hinterfütterte<br />

Denkplattformen, die übergreifend als Fundament für<br />

die mittel- bis langfristige Ausrichtung von Markenkonstellationen<br />

nutzbar sind.<br />

Hans-Willi Schroiff:<br />

Neuroökonomie als Basis für strategische Markenführung<br />

ethische fragen der Neuroökonomie<br />

Der Neuromarketing-Ansatz sieht sich jedoch<br />

20. angesichts seiner Zielsetzung und Vorgehensweise<br />

vielfältiger Kritik ausgesetzt – geht es nach Ansicht<br />

kritischer Stimmen doch in erster Linie darum,<br />

den „Kaufknopf“ im Gehirn von Konsumenten zu fi nden,<br />

um so eine Gewinnsteigerung zu erreichen.<br />

Neuromarketing stellt ein zunehmend an Bedeutung<br />

gewinnendes Gebiet dar, dessen anthropologische,<br />

ethische und gesellschaftliche Implikationen<br />

dringend thematisiert und interdisziplinär diskutiert<br />

werden müssen. Voraussetzung hierfür ist eine umfassende<br />

und verantwortungsvolle Kommunikation über<br />

den aktuellen Stand der Forschung und über mögliche<br />

künftige Perspektiven. Insbesondere die mit Neuromarketing-Verfahren<br />

einhergehenden Einschränkungen<br />

der Konsumentenautonomie müssen eingehend<br />

analysiert werden.<br />

Vor diesem Hintergrund ist eine Verständigung<br />

erforderlich über die Vorgehensweise und die Grundannahmen<br />

des Neuromarketing, über legitime Einsatzbereiche<br />

in einer marktorientierten, von begrenzten<br />

Ressourcen geprägten Gesellschaft, aber auch über abzulehnende<br />

Einsatzformen, die aufgrund problematischer<br />

Implikationen nicht angewandt werden sollten.<br />

Zu letzteren gehört beispielsweise die direkte subliminale<br />

Einfl ussnahme.<br />

elisabeth Hildt:<br />

Neuromarketing und die illusion von freier individueller<br />

Wahlentscheidung<br />

Manfred Bruhn und richard Köhler (Hrsg.):<br />

Wie Marken wirken. impulse aus der Neuroökonomie<br />

für die Markenführung<br />

verlag franz vahlen, München <strong>2010</strong>;<br />

iX, 335 Seiten<br />

iSBN 978-3-8006-3723-2, geb. 49,80 €<br />

2 : 2008<br />

marke 41<br />

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