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Netzpolitik ist Wirtschaftspolitik - Wirtschaftsjournal

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Titel – ITK-Technologien<br />

„Unternehmer bekommen unter bestimmten Voraussetzungen<br />

mit Cloud Computing ein höheres Sicherheitsniveau,<br />

als sie in ihrem eigenen Unternehmen realisieren können.“<br />

ter vor Ort, also auch in Sachsen, zu bevorzugen, bei<br />

denen man den Geschäftsführer persönlich ansprechen<br />

kann. Die großen internationalen Anbieter unterliegen<br />

häufig auch amerikanischem Recht und sind<br />

damit nur bedingt zu empfehlen. Zum anderen sind<br />

Möglichkeiten zur Verschlüsselung von Daten unabdingbar,<br />

die allein dem Dateninhaber und nicht dem<br />

Cloud-Anbieter zugänglich sind. Hier haben wir in<br />

Sachsen beispielsweise in Chemnitz ein Unternehmen,<br />

das führend bei der Entwicklung einer solchen<br />

Verschlüsselung <strong>ist</strong>.<br />

WJ: Was spricht aus Ihrer Sicht für den Einsatz<br />

von Cloud Computing?<br />

K.H.: Unternehmen, die Cloud Computing nutzen,<br />

profitieren in jedem Fall von einer höheren Verfügbarkeit<br />

bei einer gleichzeitig höheren Wirtschaftlichkeit.<br />

Hinzu kommt, dass in den kommenden Jahren<br />

die Zahl gut ausgebildeter IT-Fachkräfte weiterhin<br />

sinken wird, so dass wir auf Grund des Fachkräftemangels<br />

dringend neue Lösungen brauchen<br />

und auch einsetzen müssen.<br />

WJ: Auch Soziale Netzwerke zählen zum Angebot<br />

aus der Cloud. Wie schätzen Sie deren<br />

Nutzen ein?<br />

K.H.: Bei Sozialen Netzwerken muss man Chancen<br />

und Risiken sehr genau abwägen. Auf Grund der<br />

enormen Reichweite bieten sie Möglichkeiten der<br />

Manipulation. Das kann zur Platzierung von Produkten,<br />

die eine große Bekanntheit erreichen sollen,<br />

nützlich sein. Die Reichweite und die Verbreitungsgeschwindigkeit<br />

bringen aber auch eine Machtkonzentration<br />

mit sich, die gefährlich werden kann. Man<br />

muss sich darüber im Klaren sein, dass sich die massentauglichen<br />

Sozialen Netzwerke wie Facebook<br />

nicht wirklich steuern lassen, sondern dass man vielmehr<br />

selbst gesteuert wird.<br />

Businessnetzwerke wie XING sind dagegen für<br />

die Bereitstellung von Fachwissen, Diskussionen und<br />

das Auffinden von Spezial<strong>ist</strong>en ideal. Ich empfehle<br />

jedem, der Soziale Netzwerke nutzen will, die AGB<br />

sehr genau zu lesen. Hier finden sich häufig, insbesondere<br />

bei Anbietern außerhalb des deutschen<br />

Rechtsraumes, die Abtretung von Rechten an firmeneigenen<br />

Daten und Logos. Nach deutschem Recht<br />

Klaus Hoogestraat zum Thema IT-Sicherheit in Unternehmen<br />

betrachtet, können solche Regelungen zwar unwirksam<br />

sein, aber wer <strong>ist</strong> schon in der Lage, im konkreten<br />

Fall seine Rechte im Ausland einzuklagen?<br />

WJ: Die EU-Kommissarin Viviane Reding hat<br />

einen Entwurf für eine europäische Datenschutzverordnung<br />

vorgelegt. Was kommt da<br />

auf die Unternehmen zu?<br />

K.H.: Die neue Datenschutzverordnung sieht zunächst<br />

einmal eine Vereinheitlichung der Datenschutzrichtlinien<br />

vor. Für alle Unternehmen, die für ihr Kerngeschäft<br />

das Internet nutzen, bringt das eine deutliche<br />

Vereinfachung mit sich: Man muss sich nicht mehr<br />

mit siebzehn deutschen und diversen internationalen<br />

Datenschutzrichtlinien auseinandersetzen. Neu<br />

<strong>ist</strong> auch, dass die Verordnung für alle Unternehmen<br />

gilt, die Geschäfte in EU-Staaten machen; bisher gelten<br />

die Datenschutzrichtlinien nur für Unternehmen,<br />

die ihren Sitz in einem EU-Staat haben. Allerdings<br />

beinhaltet der Entwurf eine Vereinheitlichung auf<br />

höchstem Niveau. So sollen beispielsweise Kunden<br />

zukünftig erst nach schriftlicher Einwilligung Angebote<br />

für Produkte und Dienstle<strong>ist</strong>ungen erhalten dürfen.<br />

Um diese Einwilligung einzuholen, muss ich aber<br />

dem Kunden darlegen, was ich von ihm will. Diese<br />

Darlegung gilt dann aber schon als Verstoß gegen<br />

die neue Verordnung. Betroffen sind insbesondere<br />

Firmen, die Callcenter betreiben und auf Direktmarketing<br />

angewiesen sind. Hier fordere ich als Vertreter<br />

von Unternehmerinteressen von der deutschen<br />

Regierung, Gefahren für die mitteldeutsche Wirtschaft<br />

und damit für viele Arbeitsplätze abzuwenden.<br />

WJ: Warum spielt das Thema Informationssicherheit<br />

in den sächsischen Unternehmen noch<br />

eine viel zu geringe Rolle?<br />

K.H.: Informationssicherheit wird von vielen Unternehmern<br />

als lästige, kostenintensive Pflicht angesehen.<br />

Trotz der immensen Abhängigkeit von IT heißt<br />

es immer noch: Informationssicherheit <strong>ist</strong> nicht wertschöpfend,<br />

also bringt es nichts. Diese Ansicht ändert<br />

sich häufig erst dann, wenn bei einem Unternehmen<br />

ein Schaden eingetreten <strong>ist</strong>. Dabei <strong>ist</strong> gerade Sachsen<br />

als Land der Spitzentechnologien sehr gefährdet.<br />

Unter den Unternehmen finden sich globale<br />

Marktführer, die ein lohnendes Ziel für Industriespionage<br />

sind. Es wird viel zu oft übersehen, dass<br />

Informationssicherheit werterhaltend <strong>ist</strong>. Mit der Ini -<br />

tiative „Sicheres Unternehmen“ vom LKA Sachsen,<br />

dem Sächsischen Verband für Sicherheit in der Wirtschaft<br />

SVSW und dem <strong>Wirtschaftsjournal</strong> gelingt es<br />

uns, Unternehmer von der Wichtigkeit einer Sicherheitsstrategie,<br />

die ihre Firmen maßgeblich unterstützt<br />

und schützt, zu überzeugen.<br />

WJ: Wo und wie können sich Firmen unabhängig<br />

beraten lassen?<br />

K.H.: Für Unternehmer, die sich unabhängig beraten<br />

lassen wollen, bietet das Landeskriminalamt<br />

Sachsen mit dem Projekt „Sicheres Unternehmen“<br />

eine kostenlose Erstuntersuchung an. Das LKA übersendet<br />

hierzu zunächst einen Fragebogen, der von<br />

der Geschäftsleitung ausgefüllt wird. Erst auf Basis<br />

dieses Fragebogens entscheidet der Unternehmer,<br />

ob er die Erstuntersuchung durchführen will. Das<br />

LKA stellt dann ein Team von Sicherheitsspezial<strong>ist</strong>en,<br />

unter anderem auch vom SVSW, bereit. Die Ergebnisse<br />

der Untersuchung erhält ausschließlich der Auftraggeber.<br />

Unternehmer, die Bedenken gegen eine<br />

Zusammenarbeit mit der Polizei haben, können sich<br />

auch direkt an den SVSW und seine Mitgliedsfirmen<br />

wenden. Allerdings bietet das Angebot des LKA mit<br />

dem SVSW als Partner den großen Vorteil eines umfassenden<br />

Überblicks aus einer Hand.<br />

WJ: Welche Erfahrungen haben die Teilnehmer<br />

des Projektes „Sicheres Unternehmen“<br />

bisher gemacht?<br />

K.H.: Wenn die Ergebnisse aus der Erstuntersuchung<br />

vorliegen, <strong>ist</strong> erfahrungsgemäß die Nachfrage nach<br />

einer tiefergehenden Beratung sehr groß. Das zeigt,<br />

dass die Erfahrungen sehr positiv sind und das Angebot<br />

auch langfr<strong>ist</strong>ig sehr gut angenommen wird. Ich<br />

kann das Projekt nur jedem empfehlen. Der Lohn <strong>ist</strong><br />

ein Erkenntnisgewinn, der hilft, das Unternehmen in<br />

Zukunft noch besser zu steuern und vor ex<strong>ist</strong>enzbedrohenden<br />

Risiken zu schützen.<br />

Das Gespräch führte Simone Pflug<br />

wirtschaftsjournal.de/id12111001<br />

<strong>Wirtschaftsjournal</strong> | November 2012<br />

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