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Foto: Hubertus Hamm

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Kosten<br />

Konzept<br />

Beeinflussbarkeit<br />

der Kosten<br />

Planung<br />

und Energiebilanz des Gebäudes. Oder mit anderen<br />

Worten: Indoorlandscaping ist ein Bestandteil eines<br />

Green Buildings.<br />

? ich fasse zusammen: ein bauherr sollte<br />

das architekturbüro und das ingenieurbüro<br />

zur gleichen zeit von seinem projekt eines<br />

green buildings informieren und sie auch<br />

gleich briefen?<br />

! Genau.<br />

? das erhöht natürlich erst mal die planungskosten,<br />

nehme ich an?<br />

! Korrekt.<br />

Bauausführung<br />

Diese Abbildung ist nicht maßstäblich zu verstehen, sondern als Tendenz.<br />

? aber sie sagen, langfristig spart dieses<br />

vorzeitige, gemeinsame vorgehen dem bauherrn<br />

geld ein?<br />

! So ist es. Es gibt dazu eine grafische<br />

Darstellung, aus der Sie den Unterschied ersehen<br />

können (s. Abb.). Daraus wird deutlich, dass je<br />

länger Sie ein Gebäude nutzen, um so größer ist<br />

die Einsparung bei Green Buildings.<br />

Konventionelle<br />

Planung<br />

Nutzungsphase<br />

Nachhaltige<br />

Planung<br />

? ist das thema green building eigentlich<br />

neu in deutschland?<br />

Zeit<br />

! Das kann man eigentlich nicht sagen.<br />

Schauen Sie sich einmal den Grundriss alter<br />

Bauernhöfe an, da ist der Wohnraum umgeben<br />

von den Ställen – die sowohl Wärme abgeben als<br />

auch eine Art Luftraum-Isolation darstellen.<br />

Oder die Neigung der Stadeldächer. Die<br />

sorgen dafür, dass im Winter der Schnee auf dem<br />

Dach liegen bleibt und so eine zusätzliche Dämmung<br />

darstellt, weil der Schnee letzten Endes<br />

Luft auf ganz engem Raum zusammenfasst.<br />

Oder denken Sie – wenn es etwas High-<br />

Tech sein soll – an den Reichstag, der hat eine<br />

Geothermie-Anlage, die sich die Erdwärmespeicherung<br />

zu Heizzwecken nutzbar macht. Und<br />

die ist von 1991 bis 1999 gebaut worden. Es gibt<br />

Gedanken zum Ökologischen Bauen also schon<br />

lange.<br />

Und wenn Sie das Buch von Buckminster<br />

Fuller ” Bedienungsanleitung für das Raumschiff<br />

Erde“ von 1963 lesen, dann werden Sie auch dort<br />

schon ganz viele solche Ideen finden.<br />

Aber durch die Zertifizierung bekommt<br />

das Thema Green Building im Augenblick einen<br />

neuen Schwung, weil jetzt auch Investoren den<br />

Sinn und Nutzen des nachhaltigen Bauens<br />

erkennen. Denn durch die Zertifizierung wird<br />

die integrale Planung, über die wir sprechen, gewissermaßen<br />

messbar und transparent gemacht.<br />

Und solche greifbaren Daten sind für Bauherren<br />

natürlich sehr wichtig, da sie dadurch sehen<br />

können, wie ihr Geld eingesetzt wird. Und ein<br />

zertifiziertes Gebäude erzielt im Verkaufsfall und<br />

bei der Vermarktung einen höheren Preis – eben<br />

weil die Gestehungs-, Verbrauchs- und Betriebskosten<br />

verlässlich messbar sind. Es ist quasi ein<br />

Gütesiegel für die Zukunftsträchtigkeit eines<br />

Gebäudes. (Grüne) Immobilienfonds werden<br />

sicherlich sehr bald auf solchen Zertifizierungen<br />

bestehen. Beim oben erwähnten Commerzbank-<br />

Gebäude in Frankfurt zum Beispiel gab es diese<br />

Zertifizierung noch nicht, weshalb man heute<br />

auch nicht genau weiß, wie effektiv und nachhaltig<br />

die dabei gewählte Bauform wirklich ist.<br />

Amüsanterweise haben gerade die<br />

Amerikaner, die ja nicht im Ruf stehen mit den<br />

eigenen Energieressourcen (und denen anderer)<br />

besonders sparsam umzugehen, 1998 ein<br />

System zur Klassifizierung mit einer Reihe von<br />

Standards für umweltfreundliches, ressourcenschonendes<br />

und nachhaltiges Bauen als<br />

Vorreiter entwickelt – das LEED (Leadership in<br />

Energy and Environmental Design). Allerdings<br />

lässt sich diese Zertifizierung, die ich während<br />

meiner Arbeit in Chicago studiert habe, nicht<br />

einfach auf den europäischen Markt übertragen,<br />

da andere nationale Regelungen zu befolgen<br />

sind. In Deutschland gibt es daher seit einem<br />

Jahr das ” Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges<br />

Bauen“ (DGNB). Das ist ein umfassendes Bewertungssystem<br />

für nachhaltige Gebäude. Ich bin in<br />

der ersten Ausbildungsgruppe zum Auditor für<br />

dieses Siegel.<br />

? woher kommt diese aktuelle aufmerksamkeit<br />

für das thema?<br />

! Wenn Sie sich einmal die CO2-Emissionen<br />

weltweit anschauen, dann werden Sie feststellen,<br />

dass zwischen 30 und 40 Prozent durch<br />

die Bauindustrie entstehen – und nicht durch<br />

das Verkehrsaufkommen! Da ist eingeschlossen<br />

die Entnahme von Rohstoffen, der Bauprozess,<br />

die Lebensdauer und die Energieversorgung.<br />

Das heißt doch, dass wir eigentlich keine<br />

andere Wahl haben, als neue Ideen beim Bauen<br />

zu entwickeln. Und diese Ideen in der breiten<br />

Masse durchzusetzen. Das gilt aber nicht nur<br />

für den Neubau, sondern auch für Sanierungsmaßnahmen.<br />

Denn was nützt es supernachhaltige<br />

Neubauten hinzustellen, wenn der Bestand<br />

hinterherhinkt.<br />

? und was kann man konkret bei<br />

sanierungen tun?<br />

? Zurzeit gehen die Maßnahmen in<br />

Richtung energetische Sanierung, das heißt, man<br />

wechselt die Fenster aus und ersetzt sie durch<br />

Dreischeibenfenster und packt das Gebäude in<br />

einen Dämmmantel, weil das erhebliche Energiekosten<br />

spart und schon eine Menge bringt. Aber<br />

eigentlich muss es noch ein Stück weitergehen,<br />

indem wir die Infrastruktur der Gebäude – also<br />

zum Beispiel die Heizungs-, Kälte- und Klimaanlagen<br />

– berücksichtigen. Erst wenn all das im<br />

Lot ist, hat die energetische Sanierung Hand und<br />

Fuß. Nicht nur in Bezug auf die Ökologie, sondern<br />

vor allem für die Ökonomie des Gebäudes.<br />

Und letztlich müssten auch die Kommunen anfangen<br />

umzudenken. Der Ansatz von Kirchheim<br />

zum Beispiel, wo eine Geothermie-Anlage für die<br />

ganze Gemeinde gebaut worden ist, die sie autark<br />

vom allgemeinen Wärmeheiznetz gemacht hat,<br />

sollte viel größere Akzeptanz bei vielen Kommunen<br />

finden. Denn diese Dezentralisierung macht<br />

nicht nur unabhängiger, sondern spart auch<br />

Kosten – und schont die Umwelt.<br />

? letzte frage: wenn sie einen ausblick<br />

wagen sollten auf die neuen technologien<br />

im bereich green building, wie sähe<br />

der aus?<br />

! Wenn Sie sich die technologischen<br />

Entwicklungen im Auto-, Schiffs- oder Flugzeugbau<br />

der letzten Jahre anschauen und das<br />

mit dem Fortschritt im Bauwesen vergleichen,<br />

dann schneidet das Bauen sehr schlecht ab. Die<br />

systematische Herangehensweise an die Herausforderungen,<br />

die an ein Schiff, Flugzeug oder<br />

Auto gestellt sind, müssen wir erst noch lernen.<br />

Mit großem Staunen schauen wir nach Japan, wo<br />

man im Bereich der Vorfertigung von Bauteilen<br />

so weit ist, dass dort Hochhäuser fast allein von<br />

Maschinen und Robotern hochgezogen werden.<br />

Da läuft alles über Barcodes. Und der ” Handwerker“<br />

ist eigentlich nur noch der Mann, der<br />

am Computer die Ausführung überwacht. Das<br />

Gleiche gibt es auch in Japan mit dem Rückbau –<br />

um Ressourcen zu schonen und das rückgebaute<br />

Material wieder verwenden zu können. Damit<br />

will ich diese Technologie nicht nach Europa<br />

holen. Aber ich will damit sagen, dass wir erst<br />

am Anfang zu ganz neuen Bauformen und -technologien<br />

stehen. Für einen Architekten in einem<br />

Ingenieurbüro eine spannende Zeit.<br />

N#<br />

Nachmann rechtsanwälte vertreten und beraten die enco<br />

energie consulting GmbH in allen rechtlichen Angelegenheiten.

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