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Foto: Hubertus Hamm

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durch die eben erwähnte Trias aus Veränderung<br />

der Rolle des Generalunternehmers, Risikotransfer<br />

und Wechsel von Hochkonjunktur in die<br />

Krisensituation.<br />

In dem dargestellten Szenario müssen<br />

natürlich insbesondere die Aufgaben des verantwortlichen<br />

Projektmanagers greifen. Er muss als<br />

Motor dafür sorgen, dass die aufgetretenen Kostenerhöhungen<br />

durch Kompensationen in den<br />

Standards des Bauprogramms und eine Vielzahl<br />

an Gegensteuerungsmaßnahmen auf die Kostenvergabe<br />

des Budgets zurückgeführt werden.<br />

Dies gelingt natürlich nur in dem Fall, dass der<br />

Investor bereit ist, Abstriche in den Qualitäten<br />

zu akzeptieren. Ich führe das Szenario allerdings<br />

auch in einer wesentlichen Erkenntnis zusammen.<br />

Es sollte sorgfältig abgewogen werden, ob<br />

die Unternehmenseinsatzform der Generalunternehmer<br />

bzw. -übernehmer bei bestimmten<br />

Randbedingungen (zum Beispiel bei Projekten<br />

mit komplexer Nutzungsstruktur, erhebliche<br />

Bestandsrisiken, Denkmalschutzproblematiken)<br />

überhaupt geeignet ist. Häufig entscheidet der<br />

Investor frühzeitig die Unternehmenseinsatzform<br />

ohne Berücksichtigung dieser Hinweise,<br />

weil dieser die Kosten- und Terminsicherheit der<br />

Kumulativleistungsträger-Modelle weit überschätzt.<br />

In einigen Fällen haben die Auswirkungen<br />

der Ende letzten Jahres eingetretenen<br />

Veränderungen im Baumarkt den einen oder<br />

anderen Projektbeteiligten bei seinen Auftraggebern<br />

in Misskredit gebracht. Insofern muss man<br />

in der Beurteilung unterscheiden, inwiefern die<br />

Schieflage von Projekten einzig und allein auf<br />

die Materialpreiserhöhungen bzw. auf konjunkturelle<br />

Einflüsse zurückzuführen sind oder ob<br />

die Aktivität des Planers oder Projektsteuerers<br />

als nicht ausreichend bewertet werden muss.<br />

Wir möchten deshalb kurz auf die eingetretenen<br />

Materialpreissteigerungen am Beispiel des Stahlpreises<br />

eingehen.<br />

DIE ENTWICKLUNG DES STAHLPREISES<br />

Vor dem Hintergrund der Entwicklungen<br />

bei den wichtigsten Einsatzstoffen für die<br />

Rohstahlerzeugung bis zur Jahresmitte 2008 kam<br />

es zu einem dramatischen Preisanstieg bei Stahl,<br />

der sich jedoch im Laufe des dritten Quartals im<br />

Laufe eines zunehmenden Überangebotes wieder<br />

umkehrte. Die großen Stahlhersteller reagierten<br />

auf die rückläufige Nachfrage seitens ihrer<br />

Abnehmer nun ihrerseits mit Produktionskürzungen.<br />

Es kann allerdings davon ausgegangen<br />

werden, dass nach Überwindung der Konjunkturkrise<br />

die Stahlnachfrage weltweit wieder anziehen<br />

wird. Der Stahlpreis selbst hängt mit der<br />

Preisentwicklung bei Kokskohle, Stahlschrott<br />

und den Kapazitäten von weltweit bestehenden<br />

Eisenerzminen zusammen. Falls die Investitionen<br />

in Erzminen aufgrund der Konjunkturkrise<br />

reduziert werden, laufen die Stahlhersteller mittelfristig<br />

in eine Versorgungslücke bei Eisenerz<br />

hinein, die in der Folge wieder erneute drastische<br />

Preiserhebungen auch auf der Stahlseite<br />

nach sich ziehen würden.<br />

Wir sagen das nur deshalb, weil in manchen<br />

Projekten bereits wieder das Prinzip Hoffnung<br />

eingekehrt ist, dass sich der Stahlpreis auf<br />

der aktuellen Preishöhe konsolidiert. Dies wird<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so bleiben.<br />

ERHÖHTE ANFORDERUNGEN AN DAS<br />

PROJEKTMANAGEMENT<br />

? gut – oder nicht gut. aber was<br />

heißt das jetzt für die aufgaben des projektmanagers?<br />

denn einer muss ja die kohlen<br />

aus dem feuer holen, oder?<br />

! Das bedeutet, dass ein Projektmanager<br />

eine ganz aktive Funktion in diesem Steuerungsprozess<br />

übernehmen muss. Sie müssen sich<br />

prinzipiell vorstellen, dass jede nachträgliche<br />

Änderung in der Steuerung eines Projektes, das<br />

einmal angelaufen ist, ein sehr hohes Störpotential<br />

hat. Denn Planer wollen geordnete Abläufe<br />

haben, um die geplanten Ziele zu verwirklichen.<br />

Ändern sich nun wesentliche Parameter – zum<br />

Beispiel, indem der Stahlpreis wieder anzieht<br />

und der Bauherr daraufhin sagt, dass wir an anderen<br />

Stellen Einsparungen vornehmen müssen<br />

– dann ist die Implementierung dieser neuen<br />

Ziele in den laufenden Produktionsprozess nicht<br />

so ganz einfach. Denn – und auch das ist wichtig<br />

zu wissen – die Planer bekommen in der Regel<br />

kein Geld für diese zusätzlichen Einsparungen,<br />

im Gegenteil. Meistens sind ihre Honorare an<br />

die anrechenbaren Kosten des Gebäudes gebunden,<br />

so dass sich Einsparungen für sie negativ<br />

auswirken. Hinzu kommt die Kommunikation<br />

mit dem Auftraggeber, der bei jedem Projekt<br />

bestimmte wirtschaftliche Ziele hat, die sich zum<br />

Beispiel in der Rendite eines Objektes ausdrücken<br />

können. Manchmal muss man – wenn das<br />

Projekt einen bestimmten Status erreicht hat<br />

– seinem Auftraggeber auch sagen, dass eine<br />

massive Einsparung – wenn er beispielsweise<br />

aufgrund eines neuen Kostendrucks glaubt, ein<br />

ganzes Geschoss einsparen zu müssen – die<br />

Folge hat, dass die gesamte Planung von vorne<br />

angefangen werden muss. Sie können an solchen<br />

Faktoren erkennen, welche Ansprüche an die<br />

kommunikativen Fähigkeiten eines Projektmanagers<br />

gestellt werden. Meist sind unsere<br />

Abbildung 2<br />

Wirtschaft<br />

Fachliche<br />

Kompetenz<br />

Methodische<br />

Kompetenz<br />

Auftraggeber Investoren, die die Prozessabläufe<br />

im Detail nicht interessieren, weshalb sie uns<br />

ja mit der Steuerung beauftragen. Das bedeutet:<br />

Sie vertrauen auf unsere Kompetenz, die sich aus<br />

der Schnittmenge der vier Kompetenzbereiche<br />

Technik, Wirtschaft, Recht und Organisation ergibt<br />

(s. Abb. 2). Aus dieser Position folgt natürlich<br />

auch eine Verantwortung unserem Auftraggeber<br />

gegenüber, weshalb wir ihm die Konsequenzen<br />

aufzeigen müssen, die sich aus bestimmten<br />

Entscheidungen ergeben. Eine solche Information<br />

darf – und muss – er von uns erwarten können.<br />

? sie erwähnten gerade die honorierung<br />

der planer. wie werden sie bezahlt?<br />

! Zu Beginn eines Projektes machen wir<br />

eine Personaleinsatzplanung, aus der unser Honorar<br />

resultiert. Was wir nicht machen – einige<br />

Wettbewerber aber schon – ist eine erfolgsabhängige<br />

Bezahlung. Wenn man zum Beispiel prozentual<br />

aus den Einsparungen honoriert wird, die<br />

man durchsetzt, dann prügelt man jede Einsparung<br />

durch – ob sie für den Bau Sinn macht oder<br />

nicht. Uns ist dagegen ganz wichtig, dass wir bei<br />

solchen großen Projekten – und da reden wir von<br />

200, 300 Euro Millionen Volumina – mit allen Beteiligten<br />

fair und partnerschaftlich umgehen. Und<br />

dazu müssen wir unabhängig sein. Denn manchmal<br />

gehört es auch zu unserem Management,<br />

dass wir uns schützend vor die Planer stellen,<br />

weil manche Bauherren mit ihrer Erwartungshal-<br />

Technik<br />

Projektleiter<br />

recht<br />

Soziale<br />

Kompetenz<br />

Organisation<br />

tung die Planer an die Wand pressen. Dann muss<br />

ihnen auch mal jemand sagen: ” Das geht nicht!“<br />

Man kann Planer nicht jede Woche auf neue Kosteneinsparungen<br />

ausrichten.<br />

? worin unterscheidet sich ihre<br />

arbeit vom partnering-konzept?<br />

! Wir wollen keine einzelnen Bauleistungen<br />

verkaufen, sondern sind beim Projektmanagement<br />

einzig und allein dem Bauherrn verpflichtet.<br />

Das will nichts aussagen über die Qualität des<br />

Partnering-Konzeptes, sondern lediglich, dass<br />

ein Unternehmen, das Bauleistungen anbietet,<br />

bestimmte Liefer- und Auftragsinteressen<br />

vertritt. Wir steuern jedoch den Gesamtentstehungsprozess.<br />

Bei Projekten, die in sogenannten<br />

Partnering-Konzepten organisiert sind, bringen<br />

wir uns entsprechend ein. Dabei kommt es darauf<br />

an, der geänderten Interessenlage leistungstechnisch<br />

Rechnung zu tragen. Gerade dann kommen<br />

die erwähnten erhöhten Anforderungen an das<br />

Projektmanagement zum Tragen.<br />

N# Nachmann rechtsanwälte beraten Investoren bei Großprojekten<br />

in rechtlichen Fragen des Projektmanagements.<br />

Dr.-Ing. Norbert Preuß ist auch Vorstand im DVP (Deutscher<br />

Verband der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft<br />

e.V.) sowie Leiter der Fachkomission Projektmanagement/Projektsteuerung<br />

der AHO (Ausschuss der<br />

Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten<br />

für die Honorarordnung e.V. ).

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