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Foto: Hubertus Hamm

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Doch was ist mit dem Planerischen?<br />

Dazu muss man grundsätzlich feststellen: Jeder<br />

Aufzug, den man beim Bau einsparen kann,<br />

spart Energie. Logisch. Deshalb muss der Bedarf<br />

an Aufzügen richtig geplant sein. In dieser<br />

Planung muss die Anzahl der zu befördernden<br />

Menschen berücksichtigt werden und das<br />

Zeitfenster, in dem sie befördert werden sollen.<br />

Gibt es da Stoßzeiten – zum Beispiel wie bei<br />

Hotels, wo die Geschäftsreisenden am Morgen<br />

alle zum Auschecken nach unten wollen – oder<br />

verteilt sich der Personentransport auf den<br />

ganzen Tag? Findet viel Zwischengeschoss-<br />

Verkehr statt oder geht es immer nur von<br />

unten nach oben und umgekehrt? Kann ich<br />

durch Personenlenkung die Menschen dazu<br />

bewegen, dass nicht jeder allein einen Aufzug<br />

nimmt, sondern immer mehrere zusammen?<br />

Und dann – ganz wichtig – wie kann ich den<br />

Stillstandsverbrauch minimieren. Noch bis vor<br />

kurzem war es zum Beispiel üblich, dass die<br />

Fahrkorbtüren von Motoren zugehalten wurden.<br />

Diese Motoren standen natürlich immer<br />

unter Strom. Das hat sich mittlerweile völlig<br />

geändert. Die Türen werden heute mechanisch<br />

zugehalten – was keinen Strom mehr kostet.<br />

Oder die Beleuchtungen der Anzeigetafeln: Die<br />

erfolgt heute mehr und mehr mit LED-Leuchten,<br />

die ganz, ganz wenig Strom verbrauchen.<br />

Oder die Computersteuerung der Aufzüge: Die<br />

kann man heute im Stillstandsbetrieb abschalten.<br />

Oder die Außensignalisierung: Die kann<br />

im Stillstandbetrieb komplett abgeschaltet<br />

werden – bis zu dem Zeitpunkt, wo der Aufzug<br />

wieder angefordert wird. Das gehört alles zum<br />

Thema Nachhaltigkeit. Wobei die Maßnahmen<br />

übrigens so weit gehen, dass bei Lastenaufzügen<br />

die Last in der Mitte der Kabine stehen<br />

sollte – um die Reibung in den Schienen zu<br />

minimieren. Und die Aufforderung dazu lässt<br />

sich mit einem einfachen Quadrat aus Farbe auf<br />

dem Kabinenboden markieren. So kann man<br />

auch mit einfachen Mitteln schon im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit Erfolge erzielen.<br />

Zu diesem Thema hat sich also viel getan.<br />

Und all das bekommt man für jede Aufzuggröße.<br />

Man muss es nur sagen. Doch um es zu<br />

sagen, muss man es wissen. Womit unser Büro<br />

wieder ins Spiel kommt, weil hier nur Leute<br />

arbeiten, die früher selber Aufzüge verkauft<br />

oder gebaut haben und wissen, was Marketing-<br />

Geraschel ist und was die Aufzüge tatsächlich<br />

leisten können.<br />

? die in aufzügen beförderten<br />

personen sind ja keine ” ware“, sondern<br />

individuen mit eigenen ansprüchen und<br />

vorstellungen. haben die auch etwas von<br />

E 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

der nachhaltigkeit? oder bleibt der psychologische<br />

faktor in der ingenieurswelt<br />

ganz außen vor?<br />

! Denken wir das Thema systematisch<br />

an. Was ist der für den Nutzer wichtigste Teil<br />

am Aufzug? Die Türen. Öffnen die sich zu<br />

langsam oder schließen sie zu lahm, steigt bei<br />

den Fahrgästen das Gefühl, nicht vorwärts zu<br />

kommen, und man ist geneigt, in die Auslegeware<br />

zu beißen – um es mit Loriot auszudrücken.<br />

Deshalb planen wir mittig aufgehende Türen,<br />

weil die einseitig öffnenden Teleskoptüren den<br />

doppelten Weg zurücklegen müssen und langsamer<br />

sind. Den Zeitverlust, der dadurch entsteht,<br />

können Sie durch eine höhere Geschwindigkeit<br />

auf dem Weg nach oben nicht mehr aufholen.<br />

Also: zügige, mittig öffnende Türen erhöhen die<br />

Akzeptanz bei den Benutzern, lassen die Aufzüge<br />

in kürzerer Zeit ihre Wege zurücklegen und<br />

verbrauchen auch weniger Energie. Die Schnelligkeit<br />

der Türen ist also etwas, was den Nutzer<br />

erfreut und der Nachhaltigkeit dient. Auch das<br />

Thema Express-Aufzüge gehört hierher. Wer in<br />

den oberen Etagen arbeitet, soll sich nicht erst<br />

durch die vielen darunter liegenden Stockwerke<br />

kämpfen müssen, sondern gleich zum Beispiel<br />

bis ins obere Drittel durchfahren können und<br />

dann dort zu seinem Stockwerk kommen. Also<br />

auch das nützt den Nutzern gleichermaßen wie<br />

der Nachhaltigkeit.<br />

? das leuchtet ein. hat sich das<br />

bewusstsein zum thema nachhaltigkeit in<br />

letzter zeit eigentlich verändert?<br />

! Ich denke, dass das auf der Ingenieursseite<br />

etwas mit der neuen VDI Richtlinie 4707<br />

zu tun hat, an der wir auch mitgearbeitet haben.<br />

Darin werden Aufzüge – wie Kühlschränke – in<br />

Energie-Effizienz-Klassen von A (sehr gut) bis<br />

G (besonders schlecht) unterteilt. Das hat dem<br />

Thema Nachhaltigkeit bei Aufzügen ganz klar<br />

einen Schub gegeben. Und die Herstellerfirmen<br />

haben gemerkt, dass Green Building ein Thema<br />

ist, an dem heute keiner mehr vorbeikommt.<br />

Nicht zuletzt, weil auch die Investoren erkannt<br />

haben, dass es da um viel Geld geht, das man<br />

sparen – und verdienen kann.<br />

? nun werden ja nicht nur in<br />

deutschland hochhäuser gebaut, sondern<br />

auch in den usa, im vorderen orient oder<br />

in china. wie unterscheiden sich diese<br />

kulturkreise voneinander?<br />

! Das hat weniger mit Kulturkreisen als<br />

mit Arbeitsbestimmungen und Bauordnungen<br />

zu tun. Schauen Sie, wir haben bei jedem Hochhaus<br />

einen Kern – darin laufen die Aufzüge und<br />

die Versorgungsleitungen von unten nach oben.<br />

Um den Kern herum läuft in jedem Stockwerk<br />

ein Flur und von da bis zur Außenhaut sind es<br />

in deutschen Landen fünf bis sechs Meter für<br />

Büroräume. Das bedeutet, dass wir circa 50 bis<br />

80 Arbeitsplätze pro Geschoss haben. Die Geschosse<br />

bei den Amerikanern haben aber eine<br />

Tiefe von 15 Metern ab Flur. Da können 200<br />

bis 250 Leute in jedem Geschoss arbeiten. Und<br />

woran liegt das? Weil bei uns jeder am Fenster<br />

sitzen muss. Das bedeutet aber auch, dass die<br />

Aufzüge bei uns viel öfter halten müssen, weil<br />

sie viel mehr für den Zwischengeschoss-Verkehr<br />

benutzt werden. Und das bedeutet höhere<br />

Anforderungen an Technik und Planung. Auf<br />

der anderen Seite sind wir dadurch aber auch<br />

im Vorteil, weil wir in Europa einfach besser<br />

sein müssen. Ein anderes Beispiel: China. Dort<br />

nimmt die Wahrnehmung zu, dass die am<br />

Reißbrett entworfenen Hochhäuser oftmals<br />

nicht funktionieren – zum Beispiel wegen einer<br />

Aufzugplanung, die nur an den Erstellungskosten<br />

orientiert ist.<br />

In Dubai ist es ähnlich. Da sind viele<br />

Hochhäuser ebenfalls ” under-elevated“. Ein Beispiel:<br />

Da gibt es Hochhäuser mit Appartements,<br />

wo die Bewohner vielleicht einen Monat im Jahr<br />

dort sind. Bei einer solchen Frequenz funktionieren<br />

die Aufzüge einwandfrei. Aber lassen<br />

Sie nicht die Bewohner öfter dort sein – oder<br />

gar immer dort wohnen! Dann kollabiert das<br />

System. Kurz und gut: Es fängt sowohl in China<br />

als auch im Orient an, dass sich ein gewisser<br />

Sinneswandel einstellt. Und deshalb werden<br />

diese Regionen allmählich für uns interessant.<br />

? lassen sie uns in die zukunft blicken,<br />

was glauben sie wird – nachdem das<br />

green building gut vorangekommen ist<br />

– als nächstes thema beim bauen angegangen<br />

werden?<br />

! Das ist für mich glasklar: der Lärm.<br />

Und da möchte ich den großen Mediziner und<br />

Bakteriologen Robert Koch zitieren: ” Eines Tages<br />

wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich<br />

bekämpfen müssen wie die Cholera und die<br />

Pest.“ Die Zeit ist aus meiner Sicht reif dafür.<br />

N#<br />

Jappsen Ingenieure sind Marktführer bei der Aufzugsplanung<br />

in Deutschland und deshalb der ideale Ansprechpartner<br />

in solchen Fragen für Nachmann rechtsanwälte.

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