Foto: Hubertus Hamm
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Forschung an einem Fassadenelement mit offenen (links) und geschlossenen (rechts) Lamellen im rahmen der<br />
Doktorarbeit von Dipl.-Ing. Philipp Dreher<br />
man es in oder gegen den Wind gestellt hat. Aber<br />
das sind Entscheidungen des Architekten, die er<br />
bereits beim Entwurfsprozess berücksichtigen<br />
muss. Mit genau solchen Fragen konfrontieren wir<br />
unsere Studenten während des Studienganges.<br />
? an welchen aktuellen forschungsfragen<br />
arbeiten sie derzeit mit ihren studenten?<br />
! Im Themenbereich ” Fassade“ haben wir<br />
gerade das Thema ” Sonnenschutz“ im Fokus. Den<br />
Wärmeschutz hat man schon zum großen Teil mit<br />
recht guten Technologien so gelöst, dass immer<br />
weniger Energie im Winter verbraucht wird. Im<br />
Sommer hat man aber immer das Problem, dass<br />
man – wenn man Häuser großzügig verglast<br />
hat – außen Vorrichtungen installieren muss, die<br />
ähnlich wie Jalousien rauf- und runterfahren und<br />
die Sonneneinstrahlung wegblenden. Gleichzeitig<br />
ist die Außeninstallation windanfällig, was zum<br />
Beispiel gerade in München bei Föhnwinden,<br />
wenn die Jalousien unten sein sollten, bisweilen<br />
zu Problemen führen kann. Deshalb forschen wir<br />
jetzt an im Glas integrierten, sich selbststeuernden<br />
Sonnenschutzsystemen, die nicht aufwendig elektronisch<br />
gesteuert werden müssen.<br />
? kann man sich darunter so etwas<br />
vorstellen, wie die brillengläser, die sich<br />
selbst aktiv bei sonneneinstrahlung<br />
verdunkeln?<br />
! Nein. Es gab in diesem Bereich drei unterschiedliche<br />
Systeme. Das eine waren elektrochrome<br />
Systeme, die sich unter elektrischer Spannung<br />
farblich verändert hatten. Das andere waren<br />
gasochrome Systeme, wo man Gase zwischen<br />
Scheiben eingebracht hatte, die sich veränderten.<br />
Und das Dritte waren thermochrome Systeme,<br />
die sich – wie die Brillen – ab bestimmten Temperaturen<br />
verfärbt haben. In diesem Bereich haben<br />
wir schon vor Jahren mit japanischen Herstellern<br />
Langzeituntersuchungen initiiert. Wir setzen aber<br />
heute mit unseren Forschungen bei Gläsern an,<br />
die wie winzige, drehbare, bedruckte Lamellen in<br />
der Scheibe die Lichtdurchlässigkeit reduzieren<br />
können. Diese bedruckten Lamellen sind so klein,<br />
dass das Auge die bedruckten und unbedruckten<br />
Teile nicht mehr registrieren kann. Man kennt das<br />
ein bisschen von den feinen Drähten, die in den<br />
beheizbaren Heckscheiben beim Auto installiert<br />
sind. Hier erforschen wir die Zusammenhänge<br />
zwischen technischer Entwicklung und Wahrnehmungsphysiologie<br />
(s. Abb.).<br />
geld.<br />
? solche forschung kostet ja richtig<br />
! Ja, da sind jetzt zwei meiner ehemaligen<br />
Doktoranden dabei, ein Unternehmen zu gründen,<br />
das diese Ergebnisse vermarktet. Das Forschungsministerium<br />
unterstützt diesen Prozess. Vom<br />
Forscher zum Unternehmer. Denn wir machen ja<br />
nicht nur Anwendungsforschung, sondern haben<br />
auch den Anspruch, dass das, was wir gefunden<br />
haben, umgesetzt werden soll – statt in der Schublade<br />
zu vergammeln.<br />
? wie sehen sie die zukünftige entwicklung<br />
beim bau von gebäuden?<br />
! Ich denke, dass die hochkomplexen Tech-<br />
niken in unseren Breitengraden runtergefahren<br />
werden, hin zu sehr einfachen und robusten Systemen,<br />
eben weil die komplexen, technischen Lösungen<br />
nicht nur sehr energieaufwändig, sondern<br />
auch sehr schwer zu steuern sind – gerade weil<br />
jedes Gebäude ein Prototyp ist. Ich komme aus dem<br />
Flugzeugbau und empfinde es als echtes Dilemma,<br />
dass es immer noch nicht möglich ist, große Teile<br />
von Gebäuden durch zuende entwickelte, getestete<br />
Serienelemente herzustellen, sondern jedes Mal das<br />
Rad neu erfunden werden soll. Bei der standardisierten<br />
Fertigung in darauf spezialisierten Fabriken<br />
kann man doch ganz andere Qualitätsstandards<br />
einhalten als auf Baustellen, wo komplizierte Dinge<br />
bei jedem Wetter von Leuten erschaffen werden<br />
müssen, die nicht immer auf der Höhe der technischen<br />
Entwicklung ausgebildet sind. In diesem<br />
Bereich wird sich deshalb in den nächsten Jahren<br />
einiges tun. Man darf gespannt sein.<br />
N#<br />
Nachmann rechtsanwälte schätzen die Forschung am<br />
Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik der TU München unter<br />
ihrem Ordinarius Prof. Hausladen als unabdingbar für die<br />
Nachhaltigkeitsentwicklung beim Bauen.