1| Millionen von Schuhen haben das historische Steinpfl aster der Flaniermeile so blank gescheuert, dass sie im Abendlicht glänzt. 2| Am Kai ankern Ausfl ugsboote für Fisch-Picknick-Fahrten entlang der Küste. 3| Einzigartiges Juwel: Die Euphrasius-Basilika mit ihren byzantinischen Mosaiken. Fotos: Gottfried Chmelar 60 <strong>Istrien</strong> Magazin 1 2 D_ART_Mag_<strong>Istrien</strong>_S48_69_def.indd 60 10.12.2007 12:06:33 Uhr
Epizentrum des Tourismus Nach Poreč fahren alle, die was erleben wollen. »Hier gibt es alles, was Spaß macht und das 24 Stunden am Tag«, sagt einer, der von Anfang an dabei war. 34.000 Hotelbetten gibt es in und um Poreč, noch einmal so viele in Appartements und bei Privatvermietern, und das alles bei nur 14.000 Einwohnern. Dass trotzdem alles harmonisch bleibt, liegt wohl an der Toleranz der Menschen der Stadt, die in 2.000 Jahren Geschichte schon viele Invasionen erlebt hat. Oder daran, dass die wenigsten Touristen überhaupt ins wirkliche, historische Poreč kommen, sondern in einer der schön gelegenen Ferienanlagen außerhalb wohnen. Dominiert wird die Altstadt von der Euphrasius-Basilika, benannt nach derem Geldgeber. Bischof Euphrasius ließ 554 zu Ehren des Schutzheiligen der Stadt, Bischof Maurus, die dreischiffi ge Basilika 3 an der Stelle errichten, an der Maurus den Märtyrertod starb. Zusammen mit dem Bischofspalast und den fantastischen Mosaiken wurde der Komplex 1997 von der UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen. Ein Hort der inneren Einkehr inmitten der quirligen Stadt. Wer aus dem Kirchenkomplex heraustritt, fi ndet sich unvermittelt in der Gegenwart wieder. Vor allem in der Flaniermeile Decumanus pulsiert das Leben. Gotische Häuser im venezianischen Stil haben sich als Boutiquen, Cafés oder Restaurants verkleidet. Es gibt alles, was man will (oder auch nicht): Gipsköpfe und nachgemachte Mosaiken, Sonnenbrillen und Strandtücher, venezianische Mode und Juwelen, Muscheln und Bilder vom Meer, Spitze, Klamotten, Keramik und Kitsch. Für jeden etwas. Sliwowitz wird aus dem offenen Fenster heraus verkauft, Poreč Poreč kennt jeder: Sonne, Meer, Camping und FKK. Ferien pur. Doch dass die Altstadt von Poreč auch mit ihrer Euphrasius-Basilika UNESCO-Weltkulturerbe ist, wissen die wenigsten. Text: Lilo Solcher Olivenöl in Haustüren. Schwerer Parfümduft liegt über den Gassen. Millionen von Schuhpaaren haben die Pfl astersteine blank poliert. Man spaziert durch alte Tore und winzige Gässchen und hat immer wieder neue Perspektiven auf nostalgische Häuser, von denen der Verputz blättert, auf üppig blühende Rosenbüsche und pastellfarben herausgeputzte Fassaden. Gleich neben der Basilika haben sich Porečs Katzen einen verwilderten Park zum Paradies erkoren. Hier sonnen sich kleine Tiger auf den Steinen, räkeln sich schwarze Kater im Gras und kullern putzige Katzenkinder über die Baumwurzeln. Nur ein paar Minuten entfernt, auf dem Trg Marafor, herrscht babylonische Sprachvielfalt. Eine Schul klasse umlagert schnatternd einen Eis stand. Hier sind die Menschen wieder unter sich. Zur Einstimmung ein Gläschen Malvazija auf dem Trg Marafor, dem antiken Forum. Danach ein Bummel über die »Klunkerstraße« (so wird die Flaniermeile wegen ihrer Häufung von Juwelierläden auch genannt) zur Euphrasius-Basilika mit den wunderbaren Bodenmosaiken aus den frühchristlichen Vorgängerbauten und den wertvollen Apsismosaiken.Vom Glockenturm aus hat man einen herrlichen Überblick über die Altstadt, die Küste und die Inseln. Krönender Abschluss ist ein Spaziergang entlang der Uferpromenade und zu den Resten der mittelalterlichen Stadtmauer. <strong>Istrien</strong> Magazin D_ART_Mag_<strong>Istrien</strong>_S48_69_def.indd 61 10.12.2007 12:06:46 Uhr 61