Aktuelle Ausgabe - RiQ DAS MAGAZIN
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Fotos: © Günter Stauch, fotolia.com: WoGi<br />
er damals noch nicht – vielen Kindern<br />
in der Region Meitingen einmal zugute<br />
kommen. Weil Haas gerne Menschen<br />
um sich herum hat, wird er schließlich<br />
doch Busfahrer. Zunächst nur aushilfsweise<br />
in einem solchen Vehikel<br />
unterwegs, findet der kontaktfreudige<br />
Berufskraftfahrer Gefallen an dem<br />
Job, um den sich nur wenige seiner<br />
Kollegen reißen: Schulbusfahrer, ausgerechnet.<br />
Eine knochenharte Aufgabe,<br />
die – wie es heißt – neben sicherem<br />
Fahren ein gehöriges Maß an Geduld<br />
und Nervenstärke erfordert. Doch<br />
„Helmi“, wie der sympathische Helmut<br />
Haas von Kindern wie Lehrern<br />
liebevoll gerufen wird, bringt nicht nur<br />
diese Eigenschaften in Hülle und Fülle<br />
mit. Witz, Fröhlichkeit und Dauergutelaune<br />
liefert er gleich gratis dazu.<br />
Kleine Kostprobe gefällig? Es heißt<br />
einsteigen an diesem sonnigen Mittwochmittag<br />
vor Meitingens Grundschule.<br />
Bei der Haltestelle „Meitinger<br />
Schulpark“ wirbt eine Holztafel für<br />
den Besuch eines Zirkus. Dutzende<br />
Grundschüler werden gleich den herannahenden<br />
Bus eines Meitinger<br />
Fuhrunternehmens erstürmen. Säße<br />
da nicht „Helmi“ am Steuer. Aus dem<br />
lebhaften und geräuschvollen Knäuel<br />
von Jungen und Mädchen vor dem Bus<br />
entwickelt sich urplötzlich eine Art bedächtige<br />
Prozession Richtung Buseinstieg.<br />
Mit lässigem „Grüäß di, Helmi“<br />
oder freundlichem „Hallo“ passieren<br />
die Kinder den Mann, der rein optisch<br />
– ohne den auffälligen Schnauzer im<br />
Gesicht natürlich – glatt als junger<br />
Lehrer durchgehen könnte. Jeden Tag<br />
sieht Haas bis zu 400 Kinder zu- und<br />
wieder aussteigen. Bald sitzt alles, die<br />
Tür schließt sich – die „Helmi-Show“<br />
kann beginnen.<br />
Irgendjemand aus den rückwärtig<br />
gelegenen Sitzreihen möchte lautstark<br />
wissen, was es heute zu essen gibt.<br />
„Kaulquappensuppe und Spinneneintopf“,<br />
schießt es aus dem schlagfertigen<br />
Fahrer heraus. Frage zurück:<br />
„Habt ihr heute viele Hausaufgaben?“<br />
Die Antwort kommt von ganz weit<br />
hinten: „Es geht!“ Dabei sitzt Helmut<br />
Haas vor einem großen Seitenfenster,<br />
das mit einer bunten Glasmalerei verziert<br />
ist: Dort trägt ein ockergelbes<br />
Hündchen den Schriftzug<br />
„Helmi on tour“.<br />
Das ist jetzt wörtlich<br />
zu nehmen. Denn das<br />
lange Fahrzeug – 63<br />
Fahrgastsitze, 370 PS,<br />
fünf Rückspiegel –<br />
setzt sich in Bewegung.<br />
Ebenso die ersten<br />
Schüler, die es auf<br />
ihren Plätzen nicht<br />
mehr aushalten oder im Bus als notorische<br />
Spaziergänger bekannt sind.<br />
In der Fahrschule lernt man<br />
so etwas nicht<br />
Wer nun erwartet, dass der lebenslustige<br />
Haas auch den Clown spielt und damit<br />
klein beigibt, wird enttäuscht. „An<br />
manchen Stellen kann ich auch Grenzen<br />
setzen“, sagt er. Seinem strengen<br />
Blick in den Spiegel entgeht nichts.<br />
„Bei der Sicherheit mache ich keine<br />
Kompromisse“, betont der erste Mann<br />
an Bord und ermahnt freundlich, aber<br />
bestimmt die beiden Spaziergänger im<br />
hinteren Teil des Busses.<br />
„Für diesen Job braucht man ein gewisses<br />
Fingerspitzengefühl, in der<br />
Kultur erleben.<br />
Natur genießen.<br />
Gemeinschaft spüren.<br />
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Fahrschule lernt man so etwas in der<br />
Regel nicht“, gibt Helmut Haas zu<br />
verstehen, und: „Der Ton macht die<br />
Musik.“ Höflichkeit im Umgang miteinander<br />
ist ihm sehr<br />
wichtig. So sendet der<br />
Große am Lenkrad<br />
gegenüber den Kleinen<br />
im Bus umgehend<br />
wieder ein paar<br />
freundliche Signale<br />
aus. Dabei erweist sich<br />
der Biberbacher im<br />
Witzeerzählen genauso<br />
sattelfest wie als<br />
Streitschlichter. Oder als Trostspender:<br />
„Hinter mir saß mal ein kleiner Junge,<br />
der weinte. Ich habe ihn daraufhin angesprochen<br />
und konnte ihn trösten.“<br />
Haas eilt nicht nur als Stimmungsaufheller<br />
zu Hilfe, sondern ist sich auch<br />
seiner Rolle als erster außerschulischer<br />
Ansprechpartner nach dem erschöpfenden<br />
Unterricht bewusst. Noch bevor<br />
die ausgepowerten Kids auf ihre<br />
Eltern zu Hause treffen, begegnen sie<br />
Helmut Haas. „Dann muss ich halt in<br />
Kauf nehmen, als eine Art Blitzableiter<br />
herzuhalten.“ Die Dankbarkeit der<br />
Jungen und Mädchen folgt postwendend:<br />
Viele schauen zu dem dreifachen<br />
Vater auf, als wollten sie ihm sagen: Du<br />
verstehst mich. gs<br />
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<strong>RiQ</strong> – Das Magazin Nr. 1 | 2013<br />
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