Aktuelle Ausgabe - RiQ DAS MAGAZIN
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Fotos: © doris theile; Johann Käsbohrer (Chronikblatt); Gregor Eisele<br />
schmiede, der Ziegenstadel samt drei<br />
Jauchert Acker ging an Anton Hintermayer<br />
aus Horgau.<br />
Durch die Bestimmung 1803, die Abteikirche<br />
als Pfarrkirche für Ellerbach<br />
und Fultenbach zu nutzen, schien das<br />
Kirchengebäude dem Schicksal der<br />
Veräußerung zu entgehen. Doch mit<br />
der Errichtung eines eigenen Pfarrhofes<br />
in Ellerbach 1805 verlor die Klosterkirche<br />
ihre Bedeutung. Damit wurde<br />
das Ende eingeläutet, denn die<br />
Kirche stand somit, wie bereits die<br />
anderen Gebäude, zum Verkauf.<br />
Die prunkvolle Kirche mit dem Konventgebäude<br />
kaufte der Wertinger<br />
Weinhändler Joseph Zenetti für nur<br />
1.200 Gulden. Dieser ließ 1811 allerdings<br />
alle erworbenen Klosterimmobilien<br />
samt Abteikirche abbrechen.<br />
Der damalige Ellerbacher Pfarrer bezeichnete<br />
den Abriss der Kirche und<br />
den Umgang mit den Gebeinen und<br />
Gräbern als ein „Gräuel“. Der wertvolle<br />
Bücherbestand der Klosterbibliothek<br />
wurde zum Teil als Makulatur<br />
veräußert oder zur Aufschüttung von<br />
Straßen verwendet. Die nicht verkauften<br />
Reste gelangten in die damalige<br />
Lyzeums- und heutige Studienbibliothek<br />
nach Dillingen. So kamen 1837<br />
noch 1.156 Bücher in die Donaustadt.<br />
Glossar<br />
Säkularisation<br />
der Begriff leitet sich vom lat. saeculum<br />
„Jahrhundert“ ab und bezeichnet den<br />
Übergang von „ewigen“ zu „zeitlichen“<br />
Werten. Er wird vor allem im<br />
Zusammenhang mit der aufhebung<br />
kirchlicher institutionen und der Verstaatlichung<br />
des dazugehörigen Besitzes,<br />
also land und Vermögen, verwendet.<br />
dabei wird zwischen der<br />
Besitznahme geistlicher Herrschaften<br />
und Einziehung und aufhebung von<br />
Kirchengütern unterschieden. im Kurfürstentum<br />
Bayern fand in den Jahren<br />
Die Monstranz und die Kreuzpartikel<br />
übernahmen die Ellerbacher für ihre<br />
Pfarrkirche, der Hochaltar ziert heute<br />
die Kirche der katholischen Pfarrgemeinde<br />
St. Johann Baptist in Straß bei<br />
Nersingen.<br />
Die 36-zeilige Bibel aus dem Jahre 1460<br />
ist inzwischen in der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
untergebracht, und diverse<br />
Madonnen- und Heiligenfiguren gelangten<br />
in umliegende Pfarrgemeinden<br />
und in Privatbesitz. Das Laiengestühl<br />
ziert heute die Kirche St. Jakobus der<br />
Ältere in Villenbach. Von den ehemaligen<br />
Klostergebäuden sind nur noch das<br />
Bräuhaus und ein Seitentrakt sowie die<br />
Kellergewölbe erhalten geblieben. Diese<br />
wurden jedoch im Laufe der Zeit mehrmals<br />
umgebaut, sodass an ein Konvent<br />
heute nichts mehr erinnert.<br />
Die Zeit danach<br />
Zum Gedenken an das einstige Kloster<br />
Fultenbach stiftete 1844 der Bauer<br />
Johann Lipp die kleine Wegkapelle St.<br />
Michael gegenüber dem ehemaligen<br />
Kloster an der Straße nach Augsburg.<br />
Im Jahr 1954 errichteten, ebenfalls zur<br />
Erinnerung an das Konvent, Fultenbacher<br />
Bürger im Wald oberhalb der<br />
Gemeinde einen Bildstock.<br />
Wie schön und groß die gesamte Klosteranlage<br />
einmal war, zeigen nur noch<br />
1802 und 1803 eine Säkularisation<br />
kirchlicher Güter statt.<br />
Reichsdeputationshauptschluss<br />
Nach den Niederlagen im Zweiten Koalitionskrieg<br />
gegen die französischen<br />
revolutionstruppen musste Österreich<br />
die Bedingungen akzeptieren, die Napoleon<br />
1801 im Frieden von lunéville<br />
diktierte. Konsequenz dieses Vertrages<br />
für das ganze reich war die endgültige<br />
abtretung der linksrheinischen<br />
Gebiete des deutschen reiches an<br />
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wenige Abbildungen. Eine davon ist<br />
das Deckengemälde der Wegkapelle<br />
St. Michael, wohin Johann Käsbohrer<br />
seine geschichtlich interessierten Besucher<br />
zuerst führt. Mit seinen Führungen<br />
versucht Johann Käsbohrer, die<br />
Erinnerungen an das einstige Kloster<br />
lebendig zu halten.<br />
Auch Doris Theile, die wie Johann<br />
Käsbohrer unmittelbar an dem ehemaligen<br />
Kloster wohnt, liegt sehr viel<br />
daran, dass dieser Teil der Fulten-<br />
bacher Geschichte nicht ganz verblasst.<br />
Mit Vorträgen und der Archivierung<br />
verschiedener Schriftstücke<br />
über die Geschichte des Klosters trägt<br />
sie ihren Teil dazu bei, dass über die<br />
Grenzen Fultenbachs hinaus die Erinnerung<br />
an das prächtige Kulturgut<br />
wach bleibt, auch wenn der Ruhm der<br />
Welt vergeht – „sic transit gloria mundi“,<br />
wie auf der Erinnerungstafel am<br />
Eingang der Kapelle zu lesen ist. rh<br />
Austausch und Informationen:<br />
doris theile, Fultenbach<br />
E-Mail: doris.theile@synergy24.de<br />
Führungen:<br />
Johann Käsbohrer, Fultenbach<br />
tel.: 08296 852<br />
Frankreich. Viele deutsche Fürsten erhielten<br />
durch die entstandenen Gebietsverluste<br />
Entschädigungen aus dem<br />
rechtsrheinischen Staatsgebiet. Zur Umsetzung<br />
dieser Entschädigung setzte der<br />
reichstag 1803 einen ausschuss ein, die<br />
so genannte reichsdeputation, bei der<br />
durch den reichsdeputationshauptschluss<br />
die Verweltlichung des Kirchenvermögens<br />
beschlossen wurde. im Vorgriff<br />
auf diesen Beschluss besetzte<br />
Bayern bereits im Jahr 1802 u.a das<br />
reichsunmittelbare Hochstift augsburg.<br />
<strong>RiQ</strong> – Das Magazin Nr. 1 | 2013