Aktuelle Ausgabe - RiQ DAS MAGAZIN
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„Heit war’s mea schea“<br />
30 Jahre Kleinkunstbühne lauterbach<br />
„Wie groß sind Sie? Können Sie durch die Finger pfeifen? Wann<br />
haben Sie zum letzten Mal einen Purzelbaum geschlagen? Wo denken<br />
Sie hin? ...“<br />
Absurde Fragen, „Volksbefragung“ auf Schweizer Art, wie sie nur<br />
Franz Hohler stellen kann. Einer der bekanntesten Schweizer Kabarettisten<br />
– und Poet dazu – gehörte zu den ersten Stargästen einer<br />
kleinen Provinzbühne vor fast dreißig Jahren. Unterdessen ist die<br />
Kleinkunstbühne Lauterbach zu einer renommierten Kulturinstitution<br />
geworden, zu einem Qualitätsbegriff für Ironie, Satire, Witz, Humor,<br />
volksnaher und schräger Musik weit über das Zusamtal und den<br />
Landkreis Dillingen hinaus – für Unterhaltung im besten Sinne.<br />
Beim monatlichen Aufmarsch der Kabarettisten,<br />
Komödianten und Musikanten<br />
im barocken Pfarrhof, dem<br />
ehemaligen Deutschordensschloss, im<br />
urigen Stadel der Stehlesmühle oder<br />
im historischen Wirtshaus Straub in<br />
Pfaffenhofen wird es meistens eng, es<br />
bleibt aber trotzdem gemütlich und<br />
strahlt eine vertraute Atmosphäre aus.<br />
Und schon oft mussten Gerhard Sauter<br />
und seine ehrenamtlichen Helfer<br />
das Publikum sanft auffordern: „Liabe<br />
Leit, ruckt’s no a bissele zamm!“<br />
Das waschechte Zusamtaler Gewächs<br />
Gerhard Sauter, 42 Jahre alt, als Seminarrektor<br />
Ausbilder von Lehramtsanwärtern<br />
der Mittelschule in den<br />
Landkreisen Dillingen und Donau-<br />
Ries, führt die Brettl-Mannschaft<br />
der Kleinkunstbühne Lauterbach seit<br />
knapp fünf Jahren. 2008 übernahm er<br />
mit einer jungen Mannschaft, die unterdessen<br />
20 ehrenamtlich tätige Männer<br />
und Frauen zählt, das operative<br />
Geschäft der Kleinkunstbühne Lauterbach<br />
von Sepp Caesar und Helmut<br />
Sauter, den beiden „Pionieren“ der alternativen<br />
Kabarett- und Musikszene<br />
des Zusamtals. Deshalb gehen unsere<br />
ersten Fragen zunächst an die beiden<br />
„Altvorderen“.<br />
<strong>RiQ</strong>: Wie hat vor 30 Jahren alles<br />
angefangen?<br />
Sepp Caesar: Ende der Siebzigerjahre<br />
machte die Kleinkunst bereits in München<br />
Furore. Lokale wie das „MUH“<br />
(musikalisches Unterholz), das Theater<br />
Fraunhofer oder die Liederbühne Robinson<br />
waren für die späteren Kleinkunst-<br />
und Kabarettgrößen wie Fredl<br />
Fesl, Jörg Hube und Sigi Zimmerschied,<br />
aber auch für die Mehlprimeln<br />
das erste Sprungbrett ihrer Karriere.<br />
In Schwaben waren Hubert Endhardt<br />
und wiederum die Mehlprimeln die<br />
Vorreiter der Kleinkunstszene. In Buttenwiesen<br />
gab’s damals schon in unregelmäßigen<br />
Abständen das „Dienstags-Brettl“<br />
im Gasthof Mengele. 1981<br />
zog Jürgen Panitz, älterer Bruder der<br />
„Mehlprimeln“, nach Lauterbach und<br />
entdeckte das Bräustüble als idealen<br />
Rahmen für „das Brettl“. Von der Idee<br />
bis zur Realisierung einer festen Kabarettbühne<br />
war es nicht mehr weit. Wir<br />
beide gründeten dann im September<br />
1983 das Lauterbacher „Dienstags-<br />
Brettl“, das nun regelmäßig jeden Monat<br />
an einem Dienstag Kabarettisten,<br />
Musikanten, Liedermacher und Komödianten<br />
nach Lauterbach brachte.<br />
Schon damals mussten wir immer<br />
wieder die letzten Stühle im Wirtshaus<br />
KUNSt UNd KUltUr | 69<br />
Franz Hohler, 1985<br />
Fredl Fesl, 1984<br />
Mehlprimeln und Dieter Hildebrandt, 1985<br />
Kleinkunsttage, 1986<br />
<strong>RiQ</strong> – Das Magazin Nr. 1 | 2013