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Glückauf - Georgsmarienhütte GmbH

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Runderneuert<br />

Die Produktpalette ist groß.<br />

Sie erstreckt sich über glatte<br />

Ringe für den Maschinenbau,<br />

Chemieanlagenbau und die Futtermittelindustrie<br />

in der Materialgüte<br />

X46Cr13, über Radreifen<br />

für die Deutsche Bahn AG und für<br />

Straßenbahnen verschiedener Verkehrsbetriebe<br />

Deutschlands, der<br />

Niederlande und Österreichs bis<br />

hin zu Flanschen (zum Teil hochlegiert)<br />

für die Chemie-Industrie.<br />

Das Vormaterial, das zu 50 Prozent<br />

aus dem Elektrostahlwerk<br />

Gröditz und zur anderen Hälfte<br />

aus Fremdbezug Strangguss<br />

kommt, wird auf zwei modernen<br />

Kaltkreissägen auf die erforderlichen<br />

Einsatzmassen gesägt. Für die<br />

hochlegierten Materialien (außer<br />

X46Cr13) stehen zudem noch zwei<br />

Bandsägen zur Verfügung.<br />

Auf dem Radial-Axial-Walzwerk<br />

können Ringe von 80 bis 1.600 kg<br />

Einsatzmasse gewalzt werden. Die<br />

anschließende Wärmebehandlung<br />

erfolgt auf zwei Glühhauben, zwei<br />

Glühöfen und in vier Rundöfen.<br />

SWG ist seit Jahrzehnten Lieferant<br />

von vergüteten Ringen, vor allem<br />

des Werkstoffes 42CrMo4 für<br />

Großkugel-Drehverbindungen. Sie<br />

werden neben dem allgemeinem<br />

Maschinen- und Fahrzeugbau vor<br />

allem im Kranbau und im Windkraftbereich<br />

eingesetzt.<br />

Der Anforderungskomplex der<br />

oben genannten Ringe im Festigkeitsbereich<br />

800 – 1100 MPa umfasst<br />

ein gutes Zähigkeitsniveau<br />

bis zu Einsatztemperaturen von<br />

– 40 °C, hohe Präzision bei der<br />

Warmformgebung (geringste Zugaben),<br />

Verzugs- und Eigenspannungsarmut<br />

sowie hohen metallurgischen<br />

Reinheitsgrad.<br />

Bisher stand der SWG für<br />

die erforderliche Wärmebehandlung<br />

im Durchmesserbereich<br />

D A 1.550– 2.300 mm nur eine Ofenanlage<br />

(RO1) zur Verfügung, was<br />

die maximale Stückzahl in diesem<br />

Sortimentsbereich auf etwa 6.000<br />

Stück pro Jahr begrenzt hat.<br />

SCHMIEDE<br />

SWG · Das Ringwalzwerk ist eine wichtige Produktionssäule der Schmiedewerke<br />

Gröditz <strong>GmbH</strong>. Umso mehr wird darauf geachtet, dass technologisch alles auf<br />

dem neuesten Stand bleibt und reibungslos funktioniert.<br />

Die Universität der Bundeswehr<br />

München betreibt auch<br />

ein Institut für Thermodynamik.<br />

Dort wird zurzeit ein kolbengetriebener<br />

Stoßwellenkanal unter<br />

Leitung von Prof. Dr. Christian<br />

Mundt ausgelegt und aufgebaut.<br />

Mit dieser Anlage können aerothermodynamische<br />

Phänomene<br />

experimentell simuliert und untersucht<br />

werden.<br />

Genauer genommen geht es um<br />

so genannte Hochenthalpie-Strömungen<br />

– kurzzeitig erzeugte Strömungen<br />

von sehr hohen Energiedichten<br />

(bis zu 25 MJ/kg). In der<br />

Praxis treten solche Phänomene<br />

auf, wenn zum Beispiel Raumkapseln<br />

nach einem Raumflug wieder<br />

in die Erdatmosphäre eintreten.<br />

Beim Eintauchen werden solche<br />

Raumflugkörper von Geschwindigkeiten<br />

zwischen 5 und 10 km/s bis<br />

auf Landegeschwindigkeit abgebremst.<br />

Dabei treten enorme thermische<br />

und aerodynamische Belastungen<br />

auf. Solche Belastungen<br />

können in einem Stoßwellenkanal<br />

experimentell simuliert und gemessen<br />

werden.<br />

Treiberrohr und Stoßrohr der<br />

Anlage werden derzeit bei der<br />

Schmiedewerke Gröditz <strong>GmbH</strong> gefertigt.<br />

Sie bestehen aus mehreren<br />

Teilsegmenten mit einer Länge von<br />

jeweils etwa 5 m. Das Gewicht liegt<br />

zwischen 2 und 10 t pro Segment.<br />

Die verwendeten Werkstoffe sind<br />

Im Zuge der jährlichen Reparatur<br />

des RO2 (bisher nur Ringe bis<br />

D A 1.550 mm) sollte dieses Kapazitätsproblem<br />

schrittweise abgebaut<br />

werden. Dabei wurde das Ziel verfolgt,<br />

durch konstruktive und ofenbautechnische<br />

Maßnahmen diesen<br />

Ofen für das Vergüten von Ringen<br />

bis zu D A 1.800 mm fit zu machen.<br />

Dabei waren folgende Aufgaben<br />

zur verzugsarmen Wärmebehandlung<br />

zu lösen:<br />

– Neuanfertigung und Austausch<br />

des oberen Mantelschusses inklusive<br />

der Tasse. Die Stahlkonstruktion<br />

war infolge des jahrzehntelangen<br />

Gebrauchs total verzogen<br />

und verschlissen.<br />

– Neuberechnung und Neuzustellung<br />

der Ofenwand nach modernsten<br />

Gesichtspunkten thermischer<br />

Isolation.<br />

– Einbau eines auf größere Ringe<br />

optimierten Auflagesystems.<br />

Bei der Lösung der Aufgabe<br />

stand die Werkserhaltung des Unternehmens<br />

für den Stahlbau, die<br />

Der Bund macht Druck<br />

SWG · Wenn man die Aerodynamik von Autos testen will, geht man in den<br />

Windkanal. Wenn es um thermische und aerodynamische Belastungen von<br />

Körpern geht, hilft ein Stoßwellenkanal weiter. Von den dort gewonnenen<br />

Ergebnissen kann zum Beispiel die Raumfahrt profitieren.<br />

Ein Treiberrohr während des Schmiedeprozesses<br />

42CrMo4 (1.7225) und 35NiCr-<br />

MoV12.5 (1.6559).<br />

Für das größte Einzelteil, den<br />

Buffer, hat Gröditz auch den Auftrag<br />

zur Fertigbearbeitung erhalten.<br />

Ausgeführt werden diese Arbeiten<br />

allerdings von einem anderen Unternehmen<br />

der <strong>Georgsmarienhütte</strong><br />

Unternehmensgruppe: der MAG-<br />

NUM Metallverarbeitung <strong>GmbH</strong>.<br />

Alle übrigen Rohrsegmente liefert<br />

Gröditz vorbearbeitet aus. Ihr Gesamtgewicht:<br />

66 t.<br />

Der Stoßwellenkanal wird in<br />

einer großen Versuchshalle auf<br />

dem Universitätsgelände untergebracht<br />

sein. Dort wird derzeit das<br />

Fundament vorbereitet, das die<br />

Lasten der Anlage tragen soll. Die<br />

Messkammer ist bereits fertig, ein<br />

Luftdruckvorrat mit 20 MPa steht<br />

ebenfalls schon zur Verfügung. Das<br />

Untergestell, auf dem die Rohre zu<br />

liegen kommen, soll Anfang 2006<br />

fertig gestellt sein.<br />

Die Kräfte, die bei einem Experiment<br />

entstehen, sind übrigens riesig:<br />

So sind Treiber- und Stoßrohr<br />

auf Rollen gelagert, da sich bei einem<br />

Versuch aufgrund der Kolbenbeschleunigung<br />

und -abbremsung<br />

die Anlage um etwa 20 cm bewegt.<br />

Um diese Bewegung zumindest zu<br />

dämpfen, ist eine Trägheitsmasse<br />

von etwa 30 t an der Anlage befestigt.<br />

Prof. Dr. Christian Mundt<br />

(Universität der<br />

Bundeswehr München),<br />

Werner Kinzel (SWG)<br />

glück auf · 4/2005 ......... 24<br />

Matthias Pötzsch bei der Warmmaßkontrolle eines Ringes<br />

Firma „Beck und Kaltheuner“ (Außenstelle<br />

Freiberg) sowie die Firma<br />

„Schornstein und Industrieofenbau<br />

Esser <strong>GmbH</strong>“ (Freital) für die Aufstellung<br />

der Ofenwand zur Seite.<br />

Die erforderlichen Arbeiten<br />

wurden vom 10. bis 21. Oktober<br />

termin- und qualitätsgerecht ausgeführt,<br />

sodass der SWG mit dieser<br />

regenerierten Ofenanlage mehr<br />

Kapazitäten im oben genannten<br />

Sortimentsbereich zur Verfügung<br />

stehen. Da jedoch der Bedarf an<br />

Kolben<br />

Druckluft<br />

(max. 20 MPa)<br />

Treiberrohr<br />

V k = 300 m/s Treibgas (He, Ar)<br />

Trägheitsmasse<br />

5 mm<br />

Stahlmembran<br />

(max. 90 MPa)<br />

vergüteten Ringen nach wie vor<br />

ständig wächst, ist eine Erweiterung<br />

der Kapazitäten durch den<br />

Bau einer online an das Walzwerk<br />

angebundenen Wärmebehandlungsanlage<br />

in Planung.<br />

In den Monaten Januar bis Oktober<br />

2005 wurde bei einer Durchsatzmenge<br />

von 19.500 t ein Umsatz<br />

von 29 Mio. Euro erbracht, wobei<br />

der September mit 3.645.000 Euro<br />

ein absoluter Rekordmonat war.<br />

Günter Richter<br />

Stoßrohr<br />

Totalgrößen<br />

h o 20-25 MJ/kg<br />

p o 50 MPa<br />

Testgas (N2 Luft)<br />

Stosswellenausbreitung 2–5 km/s<br />

Treiberrohr und Stoßrohr der Anlage werden von den Schmiedewerken in Gröditz<br />

gefertigt. Sie bestehen aus mehreren Teilsegmenten mit einer Länge von jeweils etwa<br />

5 m. Das Gewicht liegt zwischen 2 und 10 t pro Segment.<br />

Stoßwellenkanal: So<br />

arbeitet die Anlage<br />

Düse<br />

Kunststoffmembran<br />

Testkammer<br />

20 m Ø 0,285m 10 m Ø 0,085m 10 m<br />

Auffangbehälter<br />

Der insgesamt etwa 50 m lange Stoßwellenkanal besteht aus mehreren<br />

Stahlrohren, die das so genannte Treiberrohr (Länge: 21 m) und das Stoßrohr<br />

(Länge: 9 m) bilden, einer Düse, einer Testkammer und einem Auffangbehälter.<br />

Bei Anlagenbetrieb befindet sich im Treiberrohr ein etwa 50 kg schwerer<br />

Kolben, der mit Druckgas beschleunigt wird und eine Geschwindigkeit<br />

von 300 m/s erreichen kann. Das vor dem Kolben befindliche Treibergas<br />

wird somit komprimiert.<br />

Zwischen dem Treiberrohr und dem Stoßrohr befindet sich eine etwa<br />

5 mm starke Stahlmembran, die bei einem Treibergasdruck von etwa 90<br />

MPa bricht. Danach strömt das Treibergas in das Stoßrohr, wobei sich<br />

eine Stoßwelle bildet, die im Stoßrohr entlangläuft und am Stoßrohrende<br />

an einer Kunststoffmembran reflektiert. Dabei bildet sich für einen<br />

kurzen Moment eine Region hohen Druckes (30–50 MPa) und hoher<br />

Enthalpie (20–25 MJ/kg) aus.<br />

Nachdem die Kunststoffmembran ebenfalls gebrochen ist, strömt das<br />

hochkomprimierte und heiße Gas nun durch die Düse in die Messkammer,<br />

in der sich das eigentliche Messobjekt befindet. Für wenige Millisekunden<br />

können nun zum Beispiel Druck- und Temperaturmessungen<br />

am Objekt durchgeführt und die Umströmung des Körpers beobachtet<br />

werden. Das Testgas wird anschließend in einem Kessel aufgefangen.<br />

Prof. Dr. Christian Mundt,<br />

Universität der Bundeswehr München

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