Die Gemeinde - Israelitische Kultusgemeinde Wien
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Polizeiwagen mit Blaulicht vorweg,<br />
die Journalisten im gepanzerten<br />
Botschaftswagen und schwerbewaffnete<br />
Sicherheitsleute mit dem Schnell -<br />
feuergewehr im Anschlag. Vor nur<br />
einem Jahr herrschte noch eine düstere<br />
Stimmung in der palästinensisch au -<br />
to nomen Stadt nablus im Westjor dan -<br />
land. Das ist alles Geschichte. Heute<br />
schieben sich fröhliche menschen<br />
durch üppige Auslagen im Basar, der<br />
einstigen Kampfzone. Von Wasch ma -<br />
schi nen bis Kinderschuhen aus Plas tik<br />
und bunten Tüchern aus indien wird<br />
alles feilgeboten, was das Herz be -<br />
gehrt. Sogar frischen Fisch gibt es.<br />
man gels Zugang des Westjordan lan -<br />
des zum meer wurde der aus israel<br />
importiert.<br />
nablus ist heute wieder das, was man<br />
sich unter Orient vorstellt: Gerüche<br />
und Farben wie in Tausend und einer<br />
nacht. Durch die einst ausgestorbene<br />
Hauptstraße schiebt sich im Schritt -<br />
tempo eine Blechlawine mit auffällig<br />
vielen europäischen Luxuslimou si nen.<br />
<strong>Die</strong> Polizei regelt den Verkehr, statt be -<br />
fehdete Kämpfer politischer Parteien<br />
zu bekämpfen.<br />
Wie in Jenin, Ramallah und Bethle hem<br />
ist der auffällige Wohlstand, das Ge -<br />
fühl der Sicherheit und die Rückkehr<br />
zur „normalität” das Resultat einer<br />
Kombination amerikanischer, europäischer,<br />
jordanischer und israelischer<br />
maß nahmen. Voraussetzung war freilich<br />
der politische Beschluss von<br />
Präsident mahmoud Abbas und des<br />
Pre mierministers Salam Fayad, nicht<br />
mehr auf Kampf, sondern auf Koope -<br />
ra tion mit israel setzten. Sonst wäre<br />
das Westjordanland längst an die islamistische<br />
Hamas gefallen, so wie der<br />
Gazastreifen im Juni 2007. Ohne propagandistisches<br />
Getöse wurden Tau -<br />
sen de Polizisten nach Jordanien oder<br />
Jericho zum Training durch Amerika -<br />
ner, Briten und Deutsche geschickt.<br />
israel stimmte deren Bewaffnung zu<br />
und genehmigte die Verstärkung der<br />
Polizei in nablus um 5.000 mann.<br />
Der Gouverneur von nablus, Jamal<br />
Mu haisen, ein Fatah-mann der alten<br />
Garde, schildert, wie er mit eiserner<br />
Hand „Ruhe und Ordnung” durchgesetzt<br />
und fast Opfer von Attentaten ge -<br />
worden sei. <strong>Die</strong> gewohnte Polemik<br />
gegen israel hat er noch nicht abgelegt.<br />
<strong>Die</strong> meisten der von ihm beklagten<br />
100 Straßensperren rund um nablus<br />
POLITIK • ISRAEL<br />
Nablus - die neu erfundeneWirtsc<br />
gibt es nicht mehr. Unbefangener er -<br />
klärt Börsenchef Ahmad Aweidah, 39,<br />
den Erfolgskurs der kleinen aber feinen<br />
palästinensischen Börse. Aweidah ist<br />
Palästinenser aus Ostjerusalem und<br />
be sitzt einen israelischen Ausweis.<br />
Der flotte Banker mit gutem Englisch<br />
und solider Ausbildung schildert am<br />
eigenen Beispiel den Aufschwung.<br />
„Auf dem Höhepunkt der Intifada durfte<br />
ich wegen dem Ausweis nicht nach Na b lus.<br />
Mit Taxis fuhr ich über Schleichwege auf<br />
den Inbal-Berg, wo meine Mitarbeiter mich<br />
in Schlips und Anzug auf einem Esel durch<br />
die Wälder zur Börse reiten ließen.” Spä ter<br />
fuhr er im eigenen Auto auf „Sied ler -<br />
um gehungsstraßen” bis zur berüchtigten<br />
Hawara-Straßensperre und passierte<br />
sie zu Fuß. „Heute sind die meisten<br />
Sperren verschwunden. Bei Hawara winken<br />
mich die Soldaten in meinem Wagen<br />
unkontrolliert durch.”<br />
<strong>Die</strong>se drastische Änderung war das Er -<br />
gebnis der palästinensisch-israelischen<br />
Gespräche mit Ehud Olmert und Ben -<br />
VON ULRICH W. SAHM, APA<br />
Ahmad Aweidah Straßenverkehr<br />
jamin netanyahu. „Der Erfolg muss Ab -<br />
bas zugeschrieben werden, nur niemand<br />
dankt es ihm”, klagt Aweidah, ehe er<br />
händereibend über die einzige Börse<br />
erzählt, an der nur online gehandelt<br />
wird: „E-marketing”. „Wir sind eine der<br />
wenigen Börsen, die von der Wirt schafts -<br />
krise unberührt blieben.” im Januar verzeichneten<br />
die 38 registrierten Un ter -<br />
neh men ein Plus von 13 Prozent bei ei -<br />
nem täglichen Umsatz von US$ 5 mio.<br />
„<strong>Die</strong> Blockade des Gazastreifens hat uns<br />
nur genützt. Wer Geld hat, aber nicht pro -<br />
duzieren kann, legt bei uns an. <strong>Die</strong> Barri e -<br />
ren sind kein Hindernis, weil hier alles<br />
elek tronisch abläuft.” 15 Prozent der in -<br />
ves toren seien Aus län der. Ansonsten<br />
bediene die Börse nur palästinensische<br />
Unternehmen, allen voran den Kon -<br />
zern Padico von Munib al-Masri*, dem<br />
reichsten aller Palästi nenser, und die<br />
Kommuni ka tions firma Paltel.<br />
Weil die Börse kein Geld mit Zinsen<br />
verleihe, sondern nur Handel treibe,<br />
entspreche sie den Regeln des islam<br />
26 August 2009 - Aw/Elul 5769