Die Gemeinde - Israelitische Kultusgemeinde Wien
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Für jene in Ashkelon wird zum Bei -<br />
spiel ein eigenes mini-Kraftwerk be -<br />
trieben und produziert entsprechend<br />
hohe Abgaswerte. <strong>Die</strong> ökologische<br />
Un bedenklichkeit solcher Anlagen<br />
bleibt also fraglich, so lange benötigte<br />
Energie nicht aus erneuerbaren Res -<br />
sourcen wie Sonnen- oder Windener -<br />
gie gewonnen wird.<br />
Schließlich müssen die Entsalzungs an -<br />
lagen noch an das System der nationalen<br />
Wasserwerke angeschlossen werden,<br />
das in den 1960ern fertig gestellt<br />
wurde und das ganze Land auf einer<br />
nord-Süd-Achse versorgt. <strong>Die</strong> an der<br />
Küste gelegenen Anlagen müssten<br />
also durch eine völlig neue infra struk -<br />
tur mit dem System verlinkt werden.<br />
Um Rohre zu verlegen und zu betreiben<br />
brauchen die Wasserwerke die<br />
Einwilligung jedes Grundstück besit -<br />
zers, dessen Land durch die neuen<br />
Rohrleitungen betroffen ist – ein langwieriger,<br />
mühsamer Verhandlungs -<br />
pro zess, so Prof. Uri Shani, der Direk -<br />
tor der staatlichen Wasserverwal tung.<br />
nach seiner Einschätzung würde das<br />
gesamte Entsalzungs- und Abwas ser -<br />
auf bereitungs-Vorhaben insgesamt 17<br />
mrd. niS (3 mrd. Euro) verschlingen.<br />
Um diese Kosten zu verteilen, will die<br />
israelische Regierung das System des<br />
BOO (build-operate-own) oder BOT<br />
(build-operate-transfer) anwenden.<br />
im Klartext: Ein oder mehrere private<br />
Un ternehmen konstruieren und be trei -<br />
ben die Anlagen und im Gegen zug da -<br />
zu gibt es eine Regierungs-Garantie,<br />
das daraus erhaltene Wasser mindestens<br />
25 Jahre lang nutzen zu können<br />
(BOO). nach Ablauf dieses Zeitraums<br />
wird die Anlage wieder der Regie -<br />
rung unterstellt (BOT).<br />
Sollte israel tatsächlich sein Ziel erreichen<br />
und bis 2020 750 mio. Kubikme -<br />
ter pro Jahr entsalzen können, würde<br />
zu diesem Zeitpunkt mehr Wasser aus<br />
Entsalzungsanlagen genutzt als aus<br />
dem See Genezareth.<br />
Bei all den positiven Effekten, die das<br />
Entsalzen des meerwassers auf den<br />
Staat israel haben wird, darf man al -<br />
lerdings die Auswirkungen auf die<br />
Umwelt nicht vergessen. Umwelt -<br />
schutz organisationen beklagen, dass<br />
es keine Forschungsergebnisse gibt,<br />
die sich mit den langfristigen Belas -<br />
tun gen befassen, welche die Entsal -<br />
zungs anlagen auf das sie umgebende<br />
Land und Wasser ausüben. Weshalb<br />
die Regierung keine diesbezüglichen<br />
WISSENSCHAFT • ISRAEL<br />
Studien in Auftrag gegeben hat ist un -<br />
klar. Vor allem die Rückleitung des<br />
hochgradig salzhaltigen Wassers ins<br />
meer könnte hier zum Problem werden,<br />
aber auch die verwendeten Che -<br />
mikalien und der hohe Eisengehalt.<br />
Doch Prof. Yuval Cohen, der Um welt -<br />
beauftragte der Entsalzungsanlage<br />
von Ashkelon, gibt hier Entwarnung.<br />
All seine Studien hätten lediglich<br />
einen minimalen Einfluss auf das<br />
Gleichgewicht des meerwassers bis zu<br />
einem Abstand von 100 metern zur<br />
Küste gezeigt. Danach seien die Ef -<br />
fek te kaum noch wahrnehmbar.<br />
Cohen ist dazu verpflichtet, dem<br />
Umweltschutzministerium alljährlich<br />
umfangreiche Berichte über das bei<br />
der Anlage installierte Ozean-Überwachungssystem<br />
vorzulegen. Er war<br />
am nationalen Umweltüberwa chungs -<br />
programm der marine beteiligt und<br />
fungierte als Generaldirektor des is -<br />
ra elischen Ozeanographischen und<br />
Limnologischen Forschungsinstituts<br />
in Haifa.<br />
Bei all den Steinen, die sich bei der<br />
Planung und Verwirklichung einer<br />
Entsalzungsanlage in den Weg legen,<br />
braucht es schon einen starken Rück -<br />
halt durch die Regierung, um so ein<br />
Projekt letztendlich erfolgreich ab -<br />
schließen zu können.<br />
Dem ehemaligen Wasserkommissar<br />
Shimon Tal zufolge mussten in den<br />
letzten Jahren mindestens zwei Un -<br />
ternehmen ihre Pläne zu Grabe tragen,<br />
eine in Haifa und eine in Galiläa.<br />
Einerseits hatte sich das Projekt als we -<br />
sentlich teurer, als ursprünglich kal ku -<br />
liert herausgestellt, andererseits er hielt<br />
das nationale Wasserunter neh men<br />
Me korot keine Regierungs ga ran tie,<br />
dass sie das Wasser, das in Ashdod produziert<br />
würde, auch tatsächlich kau fen<br />
würde. Ohne diese Garantie konnte<br />
nicht genug Geld aufgestellt werden,<br />
um das Projekt fertig zu stellen.<br />
Also wurden Anfang dieses Jahres<br />
statt der möglichen 400 oder 300 mio.<br />
jährlichen Kubikmeter nur 135 mio.<br />
Kubikmeter produziert.<br />
Der weitere Plan der Wasserbehörde<br />
sieht nun allerdings vor, bis 2013 auf<br />
592 mio. und in weiterer Konsequenz<br />
bis 2020 auf 750 mio. Kubikmeter pro<br />
Jahr zu kommen. <strong>Die</strong>s soll mittels der<br />
bereits existierenden Entsalzungsan -<br />
la gen in Ashkelon (105 mio. m3 /Jahr<br />
seit 2005) und Palmahim (30 mio. m3 /<br />
Programm zur Rettung des<br />
Grundwassers in der Küstenregion<br />
Aus Sorge, dass eines der wichtigsten<br />
Grund wasservorkommen des Landes durch<br />
Salzwasser nachhaltig geschädigt werden<br />
könnte, startet Israel ein groß an ge legtes<br />
Projekt zur Rettung des Trink was sers.<br />
<strong>Die</strong> Nationale Wasserbehörde hat der is ra -<br />
elischen Firma Mekorot die Erlaubnis er teilt,<br />
mit dem 500-Millionen-Schekel-Pro jekt<br />
zum Aufhalten der Versalzung des Grund -<br />
wassers in der Küstenregion zu beginnen.<br />
Als Teil des Plans werden zwischen Ash -<br />
dot im Norden und Sderot im Süden 35<br />
Bohrungen durchgeführt. <strong>Die</strong>se Bohrun -<br />
gen werden es Mekorot ermöglichen, bis<br />
zu 40 Millionen Kubikmeter Wasser ab zu -<br />
pumpen, das Salze und andere Mine ra lien<br />
enthält. Das Wasser wird dann in Spe zial -<br />
an lagen entsalzt und als Trink wasser ge -<br />
nutzt. <strong>Die</strong> Salzrückstände werden ins<br />
Meer abgeleitet.<br />
<strong>Die</strong> Grundwasserschicht an der Küste, die<br />
sich von Caesarea bis zum Gazastrei fen er -<br />
streckt, ist eine von Israels wichtigsten<br />
Grundwasserquellen. Sie wird jedoch durch<br />
chemische und mikrobische Verschmut -<br />
zung, Versalzung, Nitrate, Schwermetalle<br />
und weitere Schadstoffe gefährdet.<br />
<strong>Die</strong> übermäßige Abpumpung von Wasser<br />
hat den Wasserstand in den vergangenen<br />
Jahren um sechs bis zehn Meter abgesenkt<br />
und die Flussrichtung des Wassers<br />
geändert. Dadurch wurde die empfindliche<br />
Balance zwischen dem Ein- und Ab fluss<br />
von Salzen und Schadstoffen gestört.<br />
Neben der Entsalzung des Wassers sind<br />
daher auch die Stabilisierung des Wasser -<br />
stan des und die Verhinderung von Ver -<br />
schmutzung Ziele des Projektes. Haaretz<br />
August 2009 - Aw/Elul 5769 37<br />
©Moshe Shai