25.01.2013 Aufrufe

Die Gemeinde - Israelitische Kultusgemeinde Wien

Die Gemeinde - Israelitische Kultusgemeinde Wien

Die Gemeinde - Israelitische Kultusgemeinde Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

zur Verfügung, um die anhaltende<br />

Trockenheit zu überstehen. 16 Jahre<br />

an verminderten und fünf Jahre an<br />

stark verminderten Regenfällen ma -<br />

chen diese Versäumnisse nun allzu<br />

deutlich. israels Wasserkapazität ist<br />

an ihrem Limit angekommen.<br />

Bereits 2002 kam die magen-Kom -<br />

mis sion zu folgendem Schluss: „...seit<br />

mehr als 30 Jahren befindet sich der israelische<br />

Wassersektor in einer tiefen und<br />

anhaltenden Krise, die kürzlich einen kritischen<br />

Punkt erreicht hat. <strong>Die</strong> Krise<br />

manifestierte sich im Raubbau an den<br />

Wasserressourcen, der ein wachsendes<br />

De fizit von etwa zwei Mrd. Kubikmetern<br />

in den staatlichen Wasservorräten verursachte.“<br />

„<strong>Die</strong>ses traurige und erstaunliche Ergeb -<br />

nis ist die bittere Frucht der anhaltenden<br />

Fehlleistung der israelischen Regierun gen.<br />

(...) <strong>Die</strong> Krise resultiert nicht nur aus klimatischen<br />

Veränderungen, die verminderte<br />

Regenfälle verursachten, auch nicht aus<br />

dem steilen Anstieg der Bevö lke rungs zah -<br />

len und ihrem Lebensstandard in den letzten<br />

50 Jahren. <strong>Die</strong> verheerenden Fehler<br />

sind hauptsächlich selbst gemacht!“<br />

nach Schätzungen der zuständigen,<br />

neu errichteten, Wasserbehörde wird<br />

das Ungleichgewicht zwischen vorhandenem<br />

und benötigtem Wasser in<br />

diesem Jahr sogar bei 344 mio. Ku bik -<br />

metern liegen, sollte es weiterhin so<br />

wenig regnen. Lediglich durch drastische<br />

Einsparungsmaßnahmen könne<br />

dies verhindert werden – wenn überhaupt.<br />

Tatsache ist, dass israels drei Haupt -<br />

was serspeicher – der See Genezareth,<br />

das Gebirgswasser sowie das Grund -<br />

was ser an der Küste – so stark unter<br />

die „rote Linie“ gesunken sind, dass<br />

im vergangenen Jahr neue „schwarze<br />

Linien“ gezogen werden mussten.<br />

Der Wasserverbrauch teilt sich auf in<br />

jenen der Haushalte (inklusive Gar ten -<br />

anlagen), der industrie und der Land -<br />

wirtschaft, wobei auf die Privaten der<br />

größte Teil entfällt. Zurzeit liegt hier<br />

der Verbrauch bei 700 mio. Kubik me -<br />

tern pro Jahr. Zum Vergleich: Für die<br />

Landwirtschaft wurden 2008 etwa<br />

500 mio. und für die industrie 150<br />

mio. Kubikmeter aufgewendet. Das<br />

macht insgesamt 1,4 mrd. Kubik meter<br />

Wasser pro Jahr. Durch Regenfälle<br />

werden heute aber lediglich etwa 1,2<br />

mrd. Kubikmeter gesammelt.<br />

WISSENSCHAFT • ISRAEL<br />

<strong>Die</strong> durch die Wasserbehörde veranschlagten<br />

maßnahmen müssen also<br />

mög lichst bald greifen, sonst könnte<br />

das israelische Ökosystem nachhaltig<br />

geschädigt werden.<br />

Der Plan sieht in erster Linie vor, den<br />

Wasserverbrauch der Landwirtschaft<br />

einzuschränken, das Quellwasser für<br />

den See Genezareth zu verwenden,<br />

das Gießen von Privatgärten völlig<br />

ein zustellen und öffentliche Garten an -<br />

lagen nur noch bedingt zu bewässern.<br />

Wer Wasser verschwendet, muss mit<br />

hohen Strafen rechnen. Dafür soll ein<br />

wesentlich größeres Augenmerk als<br />

bisher auf die Entsalzung des meer -<br />

was sers gelegt und Anlagen gebaut<br />

werden, die es erlauben, landwirtschaftliche<br />

Flächen mit aufbereitetem<br />

Wasser zu versorgen anstatt mit Trink -<br />

wasser. Außerdem gibt es eine breit<br />

angelegte PR-Kampagne, die die is -<br />

raelis dazu aufruft, so viel Wasser wie<br />

möglich zu sparen.<br />

Ob all diese maßnahmen letztendlich<br />

greifen und auch tatsächlich ausreichen<br />

ist eine Frage, die nur die Zeit<br />

beantworten wird können.<br />

Eine Frage der Wasserqualität<br />

Laut Prof. Alon Tal von der Ben-Gu -<br />

rion Universität, der ebenfalls einen<br />

Bericht für das Untersuchungs ko mi -<br />

tee der israelischen Regierung zur<br />

Wassersituation verfasste, muss ten<br />

seit 1980 in israel 286 Wasserquellen<br />

versiegelt werden, da sie gesundheitsgefährdende<br />

Verschmutzungen aufwiesen.<br />

Tatsächlich habe sich die Art<br />

der Verschmutzung in den letzten Jah -<br />

ren geändert, so Tal. Ging es früher<br />

hauptsächlich um Einzelfälle durch<br />

die illegale Entsorgung von Abwäs sern<br />

oder Abfällen, findet die Verunreini -<br />

gung der Gewässer heute langsam<br />

und stetig und quasi von selbst statt.<br />

Das übermäßige Abpumpen aus dem<br />

See Genezareth und des Grund was -<br />

sers haben beides bereits gefährlich<br />

na he an den Punkt gebracht, wo eine<br />

nachhaltige Schädigung der Wasser -<br />

qua lität durch Salzwasser und Ver -<br />

schmutzungen nur noch eine Frage der<br />

Zeit ist. Das Grundwasser an der Küs -<br />

te könnte so als Trinkwasser res sour ce<br />

bald völlig verloren gehen, wenn<br />

nicht so rasch als möglich drastische<br />

Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.<br />

Auch Entsalzungsanlagen stellen eine<br />

Alternative dar – doch deren Betrieb<br />

kostet immer noch mehr, als die Rei -<br />

nigung verschmutzten Wassers, was<br />

ihre Errichtung für den Staat noch<br />

immer unattraktiv macht.<br />

Überhaupt weist das Trinkwasser des<br />

Landes aufgrund der Umwelt ver -<br />

schmu tzung und der unzureichenden<br />

Aufbereitung des Abwassers ei nen<br />

viel zu hohen Salzgehalt auf. Eine<br />

Lösung dafür ist nicht in Sicht, gerade<br />

auch weil die Bevölkerung, anstatt<br />

massiven Druck auf die Regierung<br />

auszuüben, lieber mineralwasser in<br />

Flaschen kauft.<br />

Ein weiteres Problem bei der Lösung<br />

des israelischen Wasserproblems sind<br />

die zwischen den ministerien unklar<br />

aufgeteilten Kompetenzen. Sowohl<br />

Ge sundheitsministerium, nationales<br />

infrastrukturministerium und Um -<br />

welt schutzministerium als auch die<br />

Wasserbehörde sind an der Angele gen -<br />

heit beteiligt. Durch diese Un struk -<br />

turiertheit blieben bereits viele Fälle<br />

von schweren Wasserverschmut zun -<br />

gen unbestraft.<br />

noch dazu erachten Tal und die isra -<br />

e lische Union für Umweltverteidi gung<br />

das Strafmaß für Umweltver schmut -<br />

zung als viel zu gering. Wenn das Re -<br />

cycling des Abwassers den Firmen<br />

teurer kommt, als die Strafen für dessen<br />

Einleitung in öffentliche Gewäs ser,<br />

wird sich wohl kaum jemand um<br />

Umweltschutzinteressen kümmern.<br />

Werden Verschmutzungen angezeigt<br />

dauert der Gerichtsweg Jahre – um<br />

dann letztendlich oftmals doch ergebnislos<br />

zu bleiben.<br />

Privatinitiative sammelt Regenwasser<br />

Wie Hydrologen aufzeigen, hat sich<br />

das Gesicht der Regenfälle in israel<br />

mit den Jahren deutlich verändert.<br />

<strong>Die</strong> Stürme sind nun stärker, bringen<br />

wesentlich mehr Regen in kürzerer<br />

Zeit – und hören dann einfach auf.<br />

Auf diese Art wird mehr Wasser ins<br />

meer gespült, als über den Boden ins<br />

Grundwasser oder den See Geneza -<br />

reth aufgenommen.<br />

Eine bisher durch die Regierung völlig<br />

unbeachtet gebliebene Option, um dem<br />

Herr zu werden, ist das Sam meln des<br />

Regens mittels geeigneter Be hält nis se.<br />

Der Pädagoge Amir Yechieli brachte die<br />

letzten acht Jahre damit zu, in 25 isra -<br />

e lischen Schulen unentgeltlich Regen -<br />

wassersammelcontainer aufzustellen,<br />

in die das Wasser über die Regenrin -<br />

August 2009 - Aw/Elul 5769 35<br />

WISSENSCHAFT

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!