-> Was ist Ihnen abgesehen von Religion für Ihr Kind wichtig, welche Werte wollen Sie Ihrer Tochter vermitteln? Sich zu vertrauen, keine Angst zu ha - ben, aber auch nicht überheblich zu werden, eine Art ruhiger Gewissheit, ihren Wert zu kennen und sich und anderen vertrauen zu können. Gren - zen setzen, wenn es erforderlich ist. Und das Wissen, alles werden zu können, was sie möchte. Wie in „Spaltkopf“ zu lesen ist, hatten Sie eine rebellische Jugend, lebten eine Zeit lang als Punk. Was ist davon geblieben? nun ja. in hierarchischen Situationen reitet mich ab und zu der Teufel … Hoffen oder fürchten Sie, dass Ihr Kind ebenfalls rebellieren wird? Hmmm. Wenn sie gegen mich rebellieren wollte, müsste sie vermutlich sehr konservativ werden. Wir werden sehen, alles ist möglich. In „Spaltkopf“ beschreiben Sie die Fa mi - lie als Familie der starken Frauen. Sehen Sie sich selbst auch als starke Frau? ich würde es so sagen: ich bin ein starker mensch – und eine sehr blöde Frau. Wie macht sich diese Stärke bemerkbar? ich denke, ich sage recht deutlich, was meine meinung ist, halte den Unab - hän gigkeitsanspruch in der Kunst für unentbehrlich und bin auch bereit, für beides zu kämpfen. Und für mein Kind. ZUR PERSON Julya Rabinowich, geb. 1970 im damaligen Leningrad, „1977 entwurzelt und umgetopft nach <strong>Wien</strong>“ (Zitat Rabinowich). Nach der Matura 1993 bis 1996 Dol - metsch studium an der Uni <strong>Wien</strong> (Rus - sisch und Englisch), 1995 Geburt ihrer Tocher. 1996 bis 1998 Propädeutikum (Vor bereitung auf eine Ps ychotherapie- Aus bildung), 1998 bis 2006 Malerei-Klas - se an der Uni für An ge wandte Kunst. Arbeitet in der Flüchtlingsbetreuung als Dol metscherin bei Psychiatrie- und Psy - chotherapiesitzungen. Parallel schriftstellerisch tätig, Veröffent - li chungen in Anthologien. 2007 wird das Stück „nach der Grenze“ im WUK uraufgeführt. 2008 kommt „Romeo + Julia“ im Schauspielhaus zur Aufführung. Für den Nestroyhof schrieb sie „Orpheus im Nes - troyhof“. Für ihren ebenfalls 2008 er schie nenen Debütroman „Spaltkopf“ wurde sie jüngst mit dem Rauriser Litera turpreis ausgezeichnet. KULTUR • INLAND Josef Burg 1905- 2009 Der geborene Ös - ter reicher und letzte jiddische Dichter der Ukra ine Josef Burg verstarb nach ei nem Schlag an fall am 10. August 2009, in seiner Woh nung in Czer nowitz (heu - te Cher niv t si) in der ehemaligen Landhausgasse im 98. Le bensjahr. mit ihm geht – und in diesem Fall stimmt das vielstrapazierte Klischee - eine Ära zu Ende. Der letzte Höhepunkt im langen Leben des Ehrenbürgers der Stadt Czer - no witz war die Erfüllung eines oft ge - äußerten Wunsches, die Verlei hung eines namhaften Literaturpreises. Anfang mai 2009 überreichte Erhard Busek, der ihn als Vizekanzler nach Öff - nung des Eisernen Vorhanges als ers ter nach Österreich eingeladen hat te, und Marianne Gruber, die Präsi den tin der Österreichischen Gesell schaft für Literatur, dem Autor den Preis in seiner Wohnung, die er aus Gesund heits - gründen seit Jahren nicht mehr verlassen hatte können. Am 15. mai fand in Krems-Stein die offizielle Preisver - leihung stand. Laudator war sein oftmaliger Übersetzer aus dem Jiddi - schen, Armin Eidherr, und aus dem Werk Josef Burgs („Der Zaddik“) las sein langjähriger Freund und Un ter - stützer Felix Mitterer. <strong>Die</strong> hier angefügte Kurzbiographie verzeichnete folgende Stationen des Schrift - stellers, dessen gepflegtes alt ös terrei chi - sches Deutsch den Ger ma nisten Schmidt- Dengler stets begeis terte: <strong>Die</strong> Österreichisch-Israelische Gesellschaft in Zusammenarbeit mit SPME Brigadegeneral a.D. Ephraim Lapide Geheimdienstoffizier der IDF Josef Burg, 30.5.1912 (Wisch nitz/Bu - ko wina) - 10.8.2009 (Czer nowitz). Schule und Leh rer seminar des „Jüdi - schen Schul-Ver eins” in Czer no witz. 1934 erste Er zäh lung in der jiddischen Zeitschrift ‘tscher nowizer bleter’. 1935-38 Studium der Germanis tik in <strong>Wien</strong>. Bekanntschaft mit den jid di - schen Au to ren Mendel Neugrö schel, Ber Horo witz, Melech Rawitsch. 1941 Flucht in die Sow jet union. Deutsch leh rer in der Wolga deut schen Repu blik und Hoch schul leh rer in iwa nowo. 1959 Rück kehr ins mittlerweile ukrainische Czernowitz. Lehrer und freier Schrift - steller; seine Erzählungen werden in der seit 1961 in moskau erschei nen den jiddischen Zeitschrift ‘ssowetisch hejm - land’, aber auch in den USA, in israel und Po len veröffentlicht. Ab 1990 gab er in Czer no witz eine jiddische mo - nats zeitschrift unter dem na men der 1938 zwangseingestellten ‘tschernowizer bleter’ heraus. Zu seinem 80. Geburtstag wurde in Czer no witz eine Festschrift zu seinen Ehren veröffentlicht. 1992 erhielt er den israelischen Segal-Preis für Litera tur, 1993 wur de ihm der Ehrentitel „Ver - dienter Kulturschaffenderder U kra i ne”, 1997 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen. Burgs Werke er scheinen, übersetzt von Beate Petras und Armin Eid herr, seit 2004 in der Reihe „Der Er zäh ler Josef Burg” im Verlag Hans Boldt, Win sen/ Luhe (BRD). Josef Burg nahm am 2. mai in sei ner Wohn ung in Czernowitz den The o dor Kra mer Preis entgegen. Er empfing die Dele gation am Schreibtisch sit zend in blauem Anzug und be dankte sich in einer halbstündigen, frei ge hal tenen An sprache. Th. Kramer Gesellschaft W 1-2/2009, Juli 2009 ISRAEL - eine Geschichte von Demokratie und Terror Montag, 7. September, um19.00 Uhr Vortrag in den Räumlichkeiten des "Club Cuvée" Wipplingerstr. 29, I. Stock, 1010 <strong>Wien</strong> Anmeldung unter info@oeig oder Tel: 01/405 66 83 Wir danken Dr. Ralph Vallon für die Unterstützung und Gastfreundschaft! 54 August 2009 - Aw/Elul 5769
KULTUR • INLAND August 2009 - Aw/Elul 5769 55