April 2009 als pdf herunterladen - Israelitische Kultusgemeinde Wien
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Das Bündnis „Lichter gegen Rechts“<br />
und der Autor Tibor Zenker üben Kri -<br />
tik am Parteiprogramm der vom Do -<br />
kumentationsarchiv des Österreichischen<br />
Widerstandes (DÖW) <strong>als</strong><br />
rechts extrem eingestuften Nationalen<br />
Volkspartei (NVP): Das zweite Ka pi -<br />
tel sei zu rund 99 Prozent wortgleich<br />
mit einem Lehrplan der SS aus dem<br />
Jahr 1944. Nach einer KPÖ-Anzeige<br />
ermittle die Staatsanwaltschaft <strong>Wien</strong><br />
wegen des Verdachts der Wieder be -<br />
tätigung, berichtete der „Kurier“.<br />
Das antifaschistische Bündnis lädt am<br />
30. <strong>April</strong> in Linz zu einem „Lichterzug<br />
gegen Rechts“. Die beiden Texte würden<br />
sich laut Zenker lediglich hinsichtlich<br />
geringfügig umformulierter<br />
Einleitungssätze unterscheiden. Beim<br />
Themenbereich „Umwelt“ heißt es<br />
etwa in der SS-Schrift: „Die Umwelt ist<br />
gegeben ...“, bei der NVP wurde daraus:<br />
„Die Umwelt ist für uns gegeben ...“.<br />
Der Rest des Satzes blieb ident. An<br />
anderer Stelle wurde die SS-Be zeich -<br />
nung „gottgewollt“ durch „naturgewollt“<br />
ersetzt.<br />
„Da fragt man sich: Sind die Ideologen<br />
dieser Partei bloß so dreist oder wirklich<br />
so dumm, dass sie dachten damit durchzukommen?“,<br />
so Zenker. Er fordert <strong>als</strong><br />
Konsequenz die Auflösung und das<br />
Verbot der NVP: „Wer in seinem Par -<br />
teiprogramm wortwörtlich und dies über<br />
einen Abschnitt, der ein Achtel des Ge -<br />
samttextes ausmacht, Schulungs texte des<br />
SS-Hauptamtes wie der gibt, ist nicht mehr<br />
rechtsextrem, sondern neonazistisch.“<br />
POLITIK • INLAND<br />
SS-Zitate im NVP-Parteiprogramm<br />
„Hier könnten Gren zen überschritten<br />
wor den sein“, erklärte der Leiter des<br />
ober österreichischen Landesamtes für<br />
Terrorismusbekämpfung und Ver fas -<br />
sungsschutz (LVT), Michael Tisch lin ger.<br />
Die Behörden müsste ihre Panne korrigieren<br />
und die NVP verbieten, ap -<br />
pellierte Robert Eiter, Sprecher des OÖ<br />
Netzwerks gegen Rassismus und<br />
Rechts extremismus, in einer Presse -<br />
kon ferenz in Linz an das Innenminis -<br />
te rium. Seine und mehr <strong>als</strong> 40 andere<br />
Gruppierungen sowie Künstler, u.a.<br />
Er win Steinhauer, Willi Resetarits,<br />
Franzobel und Maxi Blaha, unterstützen<br />
den „Lichterzug gegen Rechts“.<br />
Die NVP versuche einen österreichischen<br />
Ableger der NPD „am extremistischen<br />
Rand“ aufzubauen, warnte<br />
Michael Lindner, Vorsitzender der So -<br />
zialistischen Jugend Oberös ter reich<br />
und mitorganisator der Kundgebung<br />
in Linz. Die aktuelle Wirtschaftskrise<br />
sei weiterer Nährboden für fremdenfeindliche<br />
Tendenzen, daher seien auch<br />
die Katholische Jugend Oberöster reich<br />
und die Gewerkschaftsjugend dem<br />
Bündnis beigetreten, erklärte deren<br />
mit glieder Markus Feichtinger und<br />
Gottfried Lichtenberger.<br />
Eine für 1. mai in Linz angekündigte<br />
NVP-Kundgebung wurde bisher be -<br />
hördlich nicht genehmigt. Eine Ver -<br />
an staltung, die in Braunau stattfinden<br />
sollte, hatte die Bezirks haupt mann -<br />
schaft bereits Ende märz untersagt. Die<br />
Begründung: „Die NVP ist eine rechtsextreme,<br />
fremdenfeindliche und rassistische<br />
Partei.“<br />
Zum Gedenken an 1.000 Tage Gefangenschaft des von der Hamas nach Gaza verschleppten<br />
israelischen Soldaten Gilad Shalit, fand eine Kundgebung vor der Zentrale des Roten Kreu zes<br />
in der Wiedner Hauptstraße statt. Die Kund ge bung wurde von der B'nai B'rith, ei ner der<br />
größten jüdischen Men schen rechtsorganisationen, der <strong>Israelitische</strong>n Kultusge mein de (IKG)<br />
sowie anderen Organisationen veranstaltet.<br />
Das Internationale Rote Kreuz wurde kritisiert, keine ernsthaften Bemühun gen zur Einhal -<br />
tung der Rechte und für die Freilassung von Gilad Shalit unternom men zu haben.<br />
Prozess gegen Holocaust-<br />
Leugner Gerd Honsik<br />
Der Holocaust-Leugner Gerd Honsik<br />
musste sich wieder wegen nation<strong>als</strong>ozialistischer<br />
Wiederbetätigung nach<br />
§ 3 g Verbotsgesetz (VG) vor einem<br />
<strong>Wien</strong>er Schwurgericht verantworten.<br />
Die 90 Seiten dicke Anklageschrift der<br />
Staatsanwaltschaft <strong>Wien</strong> umfasst 28<br />
An klagepunkte.<br />
Honsik war bereits im Jahr 1992 auf<br />
Basis seines Buchs „Freispruch für Hit -<br />
ler?“ von <strong>Wien</strong>er Geschworenen we -<br />
gen Wiederbetätigung zu eineinhalb<br />
Jahren unbedingter Haft verurteilt<br />
worden. Statt die Strafe anzutreten,<br />
setzte er sich während des offenen<br />
Rechtsmittelverfahrens nach Spa nien<br />
ab, wo er 15 Jahre unbehelligt blieb<br />
und - so der Vorwurf der Anklage be -<br />
hörde - weiter seinen Ruf <strong>als</strong> führender<br />
Publizist der rechtsextremen Sze -<br />
ne gefestigt haben soll.<br />
Die Staatsanwaltschaft lastet dem<br />
mitt lerweile 68-Jährigen an, während<br />
seiner Flucht in seiner Zeitschrift<br />
‘Halt’, in Büchern und im Internet<br />
wei ter nation<strong>als</strong>ozialistisches Gedan -<br />
kengut verbreitet zu haben. Der Tat -<br />
zeitraum erstreckt sich von 1987 bis<br />
2003. Im Fall eines Schuldspruchs<br />
drohen Honsik jetzt bis zu 20 Jahre<br />
Haft, da der Ankläger von einer „be -<br />
son deren Gefährlichkeit des Täters oder<br />
der Betätigung“ ausgeht.<br />
Auf Basis eines Europäischen Haft -<br />
befehls war der 68-Jährige im August<br />
2007 bei malaga festgenommen und<br />
ausgeliefert worden. Das <strong>Wien</strong>er<br />
Ober landesgericht bestätigte im De -<br />
zember 2007 die 1992 verhängte Stra fe,<br />
die der gesundheitlich angeblich an -<br />
ge schlagene Honsik zur Gänze verbüßt<br />
hat. Seither sitzt er wieder in U-<br />
Haft. APA<br />
<strong>April</strong> <strong>2009</strong> - Nissan/Ijar 5769 7<br />
© B. Gilkarov<br />
©APA<br />
POLITIK