Wir für Sachsen 1990-2005 - Home
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<strong>1990</strong> bis <strong>2005</strong> Jubiläumsausgabe<br />
15 Jahre Landesverband <strong>Sachsen</strong><br />
Dr. Klaus-Ewald Holst<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
VNG – Verbundnetz Gas AG<br />
Für die VNG war 1991 ein rasantes<br />
Umbruchsjahr. Um es in den<br />
Worten von Adolf Ogi, dem ehemaligen<br />
Schweizer Bundespräsidenten<br />
auszudrücken: <strong>Wir</strong> hatten viel Wandel<br />
in wenig Zeit zu bewältigen. Allerdings<br />
hatten wir bereits frühzeitig begonnen,<br />
die Weichen zu stellen.<br />
Schon Anfang der <strong>1990</strong> überlegten wir,<br />
wie wir das damalige Verbundnetz<br />
Gas unter marktwirtschaftlichen<br />
Bedingungen weiterführen könnten.<br />
Das technische Know-how war ja vorhanden.<br />
Es fehlten jedoch Fachleute,<br />
die den kaufmännischen Bereich<br />
mit Abteilungen wie Vertrieb und<br />
Marketing sowie Recht aufbauen<br />
konnten.<br />
In der Essener Ruhrgas AG, der heutigen<br />
E.ON Ruhrgas AG, und der BEB<br />
aus Hannover – unseren Aktionären<br />
der ersten Stunde – fanden wir neue<br />
Partner und Unterstützer. Im Jahr<br />
darauf, im September 1991, wurden<br />
wir dann vollständig privatisiert.<br />
Die Treuhandanstalt verkaufte die<br />
ihr verbliebenen Aktien, unter anderem<br />
an die deutsche Wintershall, die<br />
französische ELF, die norwegische<br />
Statoil und an British Gas. Durch<br />
die neuen, internationalen Anleger<br />
blieb uns eine lange Abhängigkeit<br />
von der Treuhand erspart. Das gab<br />
Rückblick <strong>für</strong> das Jahr<br />
Viel Wandel<br />
in wenig Zeit<br />
uns Mut und Selbstvertrauen <strong>für</strong> die<br />
ersten Schritte unserer noch jungen<br />
Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft.<br />
Dennoch war das Jahr 1991 bei weitem<br />
kein einfaches Jahr <strong>für</strong> uns. Gleich<br />
ab Januar entfielen die in der ehemaligen<br />
DDR gezahlten Energiepreis-<br />
Subventionen. Die Produktion von<br />
Stadtgas wurde damit unrentabel.<br />
Zu diesem Zeitpunkt erhielten jedoch<br />
nur zwei Prozent der ostdeutschen<br />
Haushalte das effizientere und<br />
umweltschonendere Erdgas.<br />
Noch im Jahresverlauf wurden 250<br />
Kilometer Pipeline gebaut und 600<br />
Kilometer Stadtgasleitungen auf<br />
Erdgas umgestellt. Ein wichtiges<br />
Ziel war es dabei auch, unsere<br />
Erdgasleitungen an das westeuropä-<br />
ische Transportsystem anzuschlie-<br />
ßen, um so neue Geschäftsbeziehun-<br />
gen nach Nordeuropa aufzubauen.<br />
Natürlich mussten all diese Aktivitäten<br />
finanziert werden. Als Kreditnehmer<br />
waren wir damals allerdings noch<br />
unbekannt. Über Monate wurden<br />
wir deshalb von den Experten der<br />
Europäischen Investitionsbank akribisch<br />
geprüft. Als wir die Zusage<br />
<strong>für</strong> unseren ersten großen Kredit<br />
erhielten, war das <strong>für</strong> uns wie ein<br />
Reifezeugnis.<br />
Das Jahr 1991 war ein Jahr, in dem<br />
Vieles angeschoben wurde, was später<br />
zu unserem Erfolg beigetragen<br />
hat. 1992 wurde das VNG-Netz an<br />
das westeuropäische Verbundsystem<br />
angebunden. Ein Jahr darauf schlossen<br />
wir einen Liefervertrag <strong>für</strong> norwegisches<br />
Erdgas ab. Norwegen ist nach<br />
Russland bis heute unser zweitgrößter<br />
Lieferant.<br />
Die letzte ostdeutsche Stadtgasflamme<br />
erlosch im Juni 1995. Somit<br />
gelang es uns mit unseren Partnern<br />
in Ostdeutschland, in nur viereinhalb<br />
Jahren rund drei Millionen Haushalte<br />
mit Erdgas zu versorgen.<br />
Auch wenn wir zu Beginn der Neunziger<br />
Jahre noch nicht absehen konnten,<br />
wie es mit der VNG weitergehen<br />
würde, waren wir uns doch der Tat-<br />
sache bewusst, dass unternehmerisches<br />
Handeln durch gesellschaftliches<br />
Engagement ergänzt werden<br />
muss. Das hat mich dazu bewogen,<br />
mich in der Kommission <strong>für</strong> Energiepolitik<br />
des <strong>Wir</strong>tschaftsrates auf<br />
Bundesebene zu betätigen.<br />
Weiterhin brachten zwei Mitarbei-<br />
ter ihre Erfahrungen in den Landesfachausschuss<br />
<strong>für</strong> Energiepolitik des<br />
<strong>Wir</strong>tschaftsrates <strong>Sachsen</strong> ein.<br />
Der <strong>Wir</strong>tschaftsrat ist eines jener<br />
unverzichtbaren Instrumente, aus<br />
denen Politik konkrete Anregung von<br />
Fachleuten erhält. Er ist somit geeignet,<br />
die Kompetenz in der Politik zu<br />
stärken. So manche Entscheidung<br />
in den zurückliegenden Jahren hat<br />
gezeigt, wie notwendig es ist, dass<br />
die Politik sich solcher Instrumente<br />
bedient. <strong>Wir</strong> jedenfalls sind bereit,<br />
einen Teil unserer Kraft auch in<br />
Zukunft darauf zu verwenden, die<br />
energiepolitische Kompetenz der politischen<br />
Akteure zu stärken. �