Wir für Sachsen 1990-2005 - Home
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Franz Wiesheu<br />
Abteilungsleiter <strong>Wir</strong>tschaft und Arbeit<br />
Regierungspräsidium Dresden<br />
Nach den Erfahrungen, die ich als<br />
<strong>Wir</strong>tschaftsförderer im Regierungsbezirk<br />
Niederbayern sammeln<br />
konnte, reizte mich die Herausforderung,<br />
die sich nach der politischen<br />
Wende in <strong>Sachsen</strong> ergab. Mir war von<br />
vornherein klar, dass die „blühenden<br />
Landschaften“ nicht in wenigen Jahren<br />
geschaffen werden können, sondern,<br />
dass man sich auf einen längeren<br />
und mühevollen Angleichungsprozess<br />
einstellen muss.<br />
Der radikale Strukturbruch, der den<br />
Jubelfeiern der Wende folgte, war<br />
in diesem Ausmaß nicht erwartet<br />
worden, aber letztlich zwangsläufige<br />
Folge des vollständigen Wegbrechens<br />
der RGW-Märkte. Auch die Fehleinschätzung<br />
des Kapitalstocks und die<br />
Privatisierungspraxis der Treuhandanstalt<br />
wirkten sich bei der wirtschaftlichen<br />
Neustrukturierung vielfach<br />
hinderlich aus.<br />
Dennoch lassen sich rückblickend<br />
viele Beispiele einer erfolgreichen<br />
Strukturpolitik ausmachen, sei es<br />
das anhaltende Wachstum im Verar-<br />
beitenden Gewerbe oder die erfolg-<br />
reiche Ansiedlung von Großunter-<br />
nehmen in den Wachstumsregionen<br />
Dresden, Leipzig und Chemnitz/<br />
Zwickau. Die sächsische Förderstrategie<br />
„des sowohl als auch“, <strong>für</strong> die<br />
auch der <strong>Wir</strong>tschaftsrat stets einge-<br />
Rückblick <strong>für</strong> das Jahr 000<br />
Der Ausbau der<br />
Infrastruktur konnte<br />
wesentlich verbessert<br />
werden<br />
treten ist, hat sich als richtig erwiesen:<br />
Die großen Leuchttürme strahlen<br />
weit in die Welt, aber auch regionale<br />
Leuchttürme lassen sich ausmachen<br />
und stützen die Regionen.<br />
Wesentliche Verbesserungen konnten<br />
vor allem auch beim Ausbau der<br />
Infrastruktur erreicht werden, so beim<br />
Autobahnbau, beim Anschluss an eine<br />
ordnungsgemäße Wasserver- und<br />
Abwasserentsorgung, bei der städtebaulichen<br />
Erneuerung und nicht<br />
zuletzt beim Aufbau einer attraktiven<br />
touristischen Infrastruktur.<br />
Der Investitionsboom der frühen<br />
90er Jahre hatte allerdings zu einer<br />
Überdimensionierung der Bauwirtschaft<br />
und ab 1995/96 bis heute zu<br />
einer schmerzlichen Anpassungskrise<br />
geführt. Die gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung wird durch die<br />
Bremsspuren im Bau nach wie vor<br />
gedämpft.<br />
Der erhoffte Aufholprozess und die<br />
Angleichung der Lebensverhältnisse<br />
sind ins Stocken geraten. Die<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> eine Rückkehr<br />
auf die Überholspur haben sich spürbar<br />
verschlechtert. Zum einen ist die<br />
ostdeutsche <strong>Wir</strong>tschaft nach wie<br />
vor zu binnenmarktorientiert und<br />
transferabhängig, zum anderen lässt<br />
die demographische Entwicklung<br />
nicht nur ein Sinken der kaufkräftigen<br />
Nachfrage, sondern auch einen<br />
Mangel an Arbeitskräften erwarten.<br />
Mögliche Folge ist eine hohe<br />
Unterbeschäftigung bei gleichzeitigem<br />
Fachkräftemangel.<br />
Eine weitere Herausforderung ist<br />
die spürbare Verengung der öffent-<br />
lichen Haushalte. Ausbau- und<br />
Sanierungsmaßnahmen laufen nur<br />
noch auf Sparflamme. Im Vordergrund<br />
stehen der Rückbau und<br />
die Anpassung der öffentlichen<br />
Infrastruktur und Verwaltung an eine<br />
sinkende Bevölkerung mit zunehmendem<br />
Altersdurchschnitt.<br />
Unter diesen Bedingungen ist eine<br />
baldige Anpassung gleichartiger<br />
Lebensverhältnisse zwischen Ost und<br />
West nicht möglich. Allerdings sollte<br />
bei der Bewertung der Lebensverhältnisse<br />
nicht nur das Einkommen und<br />
der Beschäftigungsgrad betrachtet<br />
werden, sondern auch Vorteile wie<br />
eine gesündere Umwelt und ein<br />
erweitertes und preisgünstigeres<br />
Wohnumfeld in einer täglich erlebbaren<br />
Natur und Landschaft.<br />
Wenn die gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklung kaum Wachstumsimpulse<br />
zeigt, dann trifft es peripher<br />
gelegene Räume regelmäßig<br />
in besonderer Weise. Inwieweit wir<br />
eine wirtschaftliche Belebung erreichen<br />
können, hängt ganz davon ab, ob<br />
es der Politik nach der Wahl gelingt,<br />
leistungsfördernde Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen.<br />
Dann eröffnen sich auch <strong>für</strong> die östlich<br />
von Dresden liegende Oberlausitz<br />
wieder neue Chancen. Sie bietet nicht<br />
nur ein attraktives Wohnumfeld, sondern<br />
dank niedriger Grundstückspreise<br />
und Löhne auch hervorragende<br />
Standortbedingungen. �<br />
2000<br />
15<br />
Jahre