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Franz Wiesheu<br />

Abteilungsleiter <strong>Wir</strong>tschaft und Arbeit<br />

Regierungspräsidium Dresden<br />

Nach den Erfahrungen, die ich als<br />

<strong>Wir</strong>tschaftsförderer im Regierungsbezirk<br />

Niederbayern sammeln<br />

konnte, reizte mich die Herausforderung,<br />

die sich nach der politischen<br />

Wende in <strong>Sachsen</strong> ergab. Mir war von<br />

vornherein klar, dass die „blühenden<br />

Landschaften“ nicht in wenigen Jahren<br />

geschaffen werden können, sondern,<br />

dass man sich auf einen längeren<br />

und mühevollen Angleichungsprozess<br />

einstellen muss.<br />

Der radikale Strukturbruch, der den<br />

Jubelfeiern der Wende folgte, war<br />

in diesem Ausmaß nicht erwartet<br />

worden, aber letztlich zwangsläufige<br />

Folge des vollständigen Wegbrechens<br />

der RGW-Märkte. Auch die Fehleinschätzung<br />

des Kapitalstocks und die<br />

Privatisierungspraxis der Treuhandanstalt<br />

wirkten sich bei der wirtschaftlichen<br />

Neustrukturierung vielfach<br />

hinderlich aus.<br />

Dennoch lassen sich rückblickend<br />

viele Beispiele einer erfolgreichen<br />

Strukturpolitik ausmachen, sei es<br />

das anhaltende Wachstum im Verar-<br />

beitenden Gewerbe oder die erfolg-<br />

reiche Ansiedlung von Großunter-<br />

nehmen in den Wachstumsregionen<br />

Dresden, Leipzig und Chemnitz/<br />

Zwickau. Die sächsische Förderstrategie<br />

„des sowohl als auch“, <strong>für</strong> die<br />

auch der <strong>Wir</strong>tschaftsrat stets einge-<br />

Rückblick <strong>für</strong> das Jahr 000<br />

Der Ausbau der<br />

Infrastruktur konnte<br />

wesentlich verbessert<br />

werden<br />

treten ist, hat sich als richtig erwiesen:<br />

Die großen Leuchttürme strahlen<br />

weit in die Welt, aber auch regionale<br />

Leuchttürme lassen sich ausmachen<br />

und stützen die Regionen.<br />

Wesentliche Verbesserungen konnten<br />

vor allem auch beim Ausbau der<br />

Infrastruktur erreicht werden, so beim<br />

Autobahnbau, beim Anschluss an eine<br />

ordnungsgemäße Wasserver- und<br />

Abwasserentsorgung, bei der städtebaulichen<br />

Erneuerung und nicht<br />

zuletzt beim Aufbau einer attraktiven<br />

touristischen Infrastruktur.<br />

Der Investitionsboom der frühen<br />

90er Jahre hatte allerdings zu einer<br />

Überdimensionierung der Bauwirtschaft<br />

und ab 1995/96 bis heute zu<br />

einer schmerzlichen Anpassungskrise<br />

geführt. Die gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklung wird durch die<br />

Bremsspuren im Bau nach wie vor<br />

gedämpft.<br />

Der erhoffte Aufholprozess und die<br />

Angleichung der Lebensverhältnisse<br />

sind ins Stocken geraten. Die<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> eine Rückkehr<br />

auf die Überholspur haben sich spürbar<br />

verschlechtert. Zum einen ist die<br />

ostdeutsche <strong>Wir</strong>tschaft nach wie<br />

vor zu binnenmarktorientiert und<br />

transferabhängig, zum anderen lässt<br />

die demographische Entwicklung<br />

nicht nur ein Sinken der kaufkräftigen<br />

Nachfrage, sondern auch einen<br />

Mangel an Arbeitskräften erwarten.<br />

Mögliche Folge ist eine hohe<br />

Unterbeschäftigung bei gleichzeitigem<br />

Fachkräftemangel.<br />

Eine weitere Herausforderung ist<br />

die spürbare Verengung der öffent-<br />

lichen Haushalte. Ausbau- und<br />

Sanierungsmaßnahmen laufen nur<br />

noch auf Sparflamme. Im Vordergrund<br />

stehen der Rückbau und<br />

die Anpassung der öffentlichen<br />

Infrastruktur und Verwaltung an eine<br />

sinkende Bevölkerung mit zunehmendem<br />

Altersdurchschnitt.<br />

Unter diesen Bedingungen ist eine<br />

baldige Anpassung gleichartiger<br />

Lebensverhältnisse zwischen Ost und<br />

West nicht möglich. Allerdings sollte<br />

bei der Bewertung der Lebensverhältnisse<br />

nicht nur das Einkommen und<br />

der Beschäftigungsgrad betrachtet<br />

werden, sondern auch Vorteile wie<br />

eine gesündere Umwelt und ein<br />

erweitertes und preisgünstigeres<br />

Wohnumfeld in einer täglich erlebbaren<br />

Natur und Landschaft.<br />

Wenn die gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklung kaum Wachstumsimpulse<br />

zeigt, dann trifft es peripher<br />

gelegene Räume regelmäßig<br />

in besonderer Weise. Inwieweit wir<br />

eine wirtschaftliche Belebung erreichen<br />

können, hängt ganz davon ab, ob<br />

es der Politik nach der Wahl gelingt,<br />

leistungsfördernde Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen.<br />

Dann eröffnen sich auch <strong>für</strong> die östlich<br />

von Dresden liegende Oberlausitz<br />

wieder neue Chancen. Sie bietet nicht<br />

nur ein attraktives Wohnumfeld, sondern<br />

dank niedriger Grundstückspreise<br />

und Löhne auch hervorragende<br />

Standortbedingungen. �<br />

2000<br />

15<br />

Jahre

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