<strong>1990</strong> bis <strong>2005</strong> Jubiläumsausgabe 15 Jahre Landesverband <strong>Sachsen</strong> Dr. Claus Dittrich Geschäftsführer GEMAC Gesellschaft <strong>für</strong> Mikroelektronikanwendung Chemnitz mbH Ich wurde 1997 angesprochen, im <strong>Wir</strong>tschaftsrat mitzuarbeiten. Eine Aufforderung, der ich gern nachkam, da mir seit der Wende mehr und mehr klar wurde, dass man die Ausgestaltung der Demokratie nicht den Politikern allein überlassen kann, sondern die Chance nutzen sollte, selbst Einfluss auf eine wirksame <strong>Wir</strong>tschaftspolitik zu nehmen. Dazu braucht man eben eine Organisation und Gesprächspartner, mit denen man sich offen austauschen kann. 1992 gründeten wir zusammen mit ausgesuchten Mitarbeitern aus den ehemaligen ikroelektronikzentren des Forschungszentrums des Werkzeugmaschinenbaues und der TEXTIMA Elektronik die GEMAC. Beide Gesellschaften waren sehr schnell nach der Wende von west- deutschen Unternehmern gekauft worden, die erste von der Rothenberger/Wagner-Gruppe, die andere von der Schiewitz-Gruppe – das Conti- Loch im Zentrum von Chemnitz ist ein Überbleibsel ihrer Aktivitäten in Chemnitz. Beiden waren leider die Immobilien wertvoller, als die Unternehmen, ihre Mitarbeiter und das darin enthaltene Potential. Aber das wussten wir damals noch nicht, im Gegenteil, wir waren stolz, 0 Rückblick <strong>für</strong> das Jahr Sächsisches Know-How <strong>für</strong> die Entwicklung der Mikroelektronik in ihnen kapitalkräftige Gesellschafter auch <strong>für</strong> die GEMAC gefunden zu haben. Bis 1997 entwickelten wir uns stetig als Dienstleister <strong>für</strong> Forschung und Entwicklung. Die Mitarbeiterzahl stieg von 30 auf 50, vorwiegend Ingenieure. <strong>Wir</strong> machten jedes Jahr einen kleinen Gewinn, und mit unserem Know-How waren wir im Laufe der Jahre ein gesuchter Partner auch in den Alten Bundesländern <strong>für</strong> Entwicklungen der Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik geworden. <strong>Wir</strong> wussten nun, welche Produkte der Markt wollte und dass wir diese billiger, und oft auch besser als die Konkurrenz entwickeln konnten. Aber neue Produkte kosten erst einmal Geld. Unsere damaligen Gesellschafter wollten jedoch nur Erlöse ohne Kosten. <strong>Wir</strong> sprachen mit Banken, aber unsere einst hochgeschätzten Gesellschafter waren kein Gütesiegel mehr. <strong>Wir</strong> waren blockiert – hinzu kam, die Euphorie der ersten Jahre nach der Wende war vorbei. Durch Vermittlung unseres damaligen <strong>Wir</strong>tschaftsminister Dr. Schommer lernte ich Günther Schultze kennen. Er bürgte <strong>für</strong> uns, kaufte die Anteile der „Westgesellschafter“ und löste als ehemaliger Banker die Blockade der Banken. Damit hatten wir den finanziellen Rahmen, den wir zum Wachstum brauchten. Seit nunmehr 6 Jahren lenken wir gemeinsam mit viel Freude die GEMAC. <strong>Wir</strong> begannen mit der Entwicklung neuer Produkte der Messtechnik und Sensorik und führten diese in den Markt ein. Mit Stolz können wir sa- gen, dass unsere Interpolationsschaltkreise heute weltweit führend sind. Ende 2001 gab es einen harten Einbruch, nicht nur in der Elektronik- und Sensorikbranche: Über Nacht brachen die Aufträge um über 80% weg. Jetzt lernte ich auch die Kälte der freien Marktwirtschaft kennen. Unsere Banken zogen sich zurück, Wagniskapital, welches sich bislang – manchmal fast drängend – beteiligen wollte, war verschwunden. Hätte damals die Mittelständische Beteili- gungsgesellschaft Dresden nicht weiter an uns und unser Geschäftskonzept geglaubt und uns ihrerseits bei den Bankengesprächen unterstützt, hätte die GEMAC Mitte 2002 die Tore schließen müssen. Harte Zeiten folgten, doch seit letztem Jahr wachsen wir wieder 2-stellig und unser Cash-Flow ist sehr freundlich. <strong>Wir</strong> haben den Ehrgeiz, nicht nur unseren Umsatz sondern auch den Ertrag in den nächsten 3 Jahren zu verdoppeln. Die Produkte haben wir und die Märkte sind da. Ich hoffe, dass es einer neuen Bundesregierung gelingt, mit wachstumsfördernden Maßnahmen wieder ein optimistisches, den technischen Fortschritt bejahendes Klima in Deutschland zu schaffen. Mit meiner Mitarbeit im <strong>Wir</strong>tschaftsrat will ich diesen Prozess in <strong>Sachsen</strong> gern unterstützen. �
Bildimpressionen 1997