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atw - International Journal for Nuclear Power | 1.2024

Rückbau und Abfallbehandlung

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Did you know?<br />

5<br />

Did you know?<br />

Jahresbericht 2022 der Euratom Supply Agency – nur moderate<br />

Änderungen bei der Uranversorgung in der geopolitischen Krise<br />

Mit erheblicher Verspätung im Vergleich zu den Vorjahren hat die Euratom Supply Agency (ESA) ihren Jahresbericht<br />

zur Uranversorgung der EU für das Jahr 2022 veröffentlicht. Das vergangene Jahr war im Energiesektor von<br />

dramatischen Preisentwicklungen und hoher Volatilität bei den fossilen Energieträgern und in Folge auch auf<br />

dem Strommarkt geprägt. Verglichen damit sind die Änderungen bei der Uranversorgung und auf dem Uranmarkt im<br />

Krisenjahr 2022 moderat ausgefallen.<br />

Brennstoffbedarf 2022<br />

In der EU wurden 2022 1.602 tU durchschnittlich auf 3,93 %<br />

U-235 angereicherter Kernbrennstoff in Reaktoren eingesetzt,<br />

entsprechend 10.993 tU Natururan. Für die<br />

Erzeugung des Reaktorbrennstoffes einschließlich der<br />

Anreicherung von 57 tU Uran aus der Wiederaufarbeitung<br />

wurden 8.340 tUTA (Urantrennarbeit) aufgewendet. Der<br />

durchschnittliche Gehalt an U-235 in den Tails lag bei 0,2 %.<br />

Zusätzlich wurde MOX-Brennstoff eingesetzt, der 3.007 kg<br />

Plutonium enthielt. Damit wurden 277 tU und 197 tUTA<br />

eingespart. Das gesamte eingesetzte Brennstoffinventar<br />

entspricht somit einem Natururanäquivalent von 11.327 tU.<br />

Auffällig – und möglicher weise eine erste Krisenreaktion –<br />

ist, dass erstmals seit acht Jahren wieder mehr Brennstoff<br />

an die Kraftwerke geliefert als eingesetzt wurde. 98 Prozent<br />

des gelieferten Urans wurde auf Grundlage langfristiger<br />

Verträge geliefert. Die Bedarfsschätzung der Betreiber<br />

weist in diesem Jahr für den Zeitraum bis 2032 einen<br />

recht konstanten Bedarf an Uran und Trennarbeit aus im<br />

Unterschied zu den vergangenen zehn Jahren, in denen<br />

die Schätzungen häufig nach unten revidiert wurden.<br />

Herkunft des Urans und Marktanteile im Front-end<br />

Bei der Herkunft des Urans haben sich 2022 im Vergleich<br />

zum Vorjahr einige Änderungen ergeben. So hat der Bezug<br />

aus Kasachstan um rund 14 % und der aus Kanada sogar<br />

um 50 % zugenommen, wohin gegen die Einfuhr aus Russland<br />

um 16 % zurückgegangen ist, diejenige aus Australien<br />

um mehr als 80 % (siehe auch Grafik Uranlieferländer). Die<br />

Konversion von Uran in Form von U3O8 in UF6 im Umfang<br />

von 10.936 tU wurde zu rund 37 % in Frankreich von Orano,<br />

zu 22 % in Russland von Rosatom, zu 21 % von Cameco in<br />

Kanada und zu 16 % von ConverDyn in den USA durchgeführt.<br />

Hier gab es im Vergleich zu 2021 ein Wachstum<br />

von 10 % bei Orano und Rückgänge von 20 % bei Rosatom<br />

und 25 % bei Cameco. Die Gesamtmenge der Konversion<br />

für die EU-Reaktoren war 10 % niedriger als 2021. Bei der<br />

Anreicherung blieben die Marktanteile nach Staaten<br />

praktisch unverändert, mit 62 % in der EU, 30 % in Russland<br />

und 8 % in anderen Staaten. Die Betreiber von Reaktoren<br />

mit westlicher Technik haben um 16 % weniger Urantrennarbeit<br />

in Russland in Anspruch genommen. Das im Besitz<br />

von Kernkraftwerks betreibern befindliche Uran ist noch<br />

einmal etwas um 1.100 tU auf 35.710 tU gesunken. Die Preise<br />

von Uran in längerfristigen Verträgen tendierten 2022<br />

uneinheitlich, die Preise für Konversion erhöhten sich<br />

deutlich, diejenigen für Anreicherung stiegen sehr stark.<br />

Versorgungssicherheit<br />

Hinsichtlich der Versorgungssicherheit betrachtet die ESA<br />

die Abhängigkeit mittel- und osteuropäischer Betreiber<br />

von russischen Brennelementen und gekoppelten Brennstoffkreislaufdienstleistungen<br />

als bedeutendstes Risiko im<br />

EU-Kernenergiesektor. Diese Betreiber haben aber eine<br />

Diversifizierung in die Wege geleitet und haben sich mit<br />

Brennstoff bevorratet, weswegen der Erwerb von Konversions-<br />

bzw. Anreicherungsleistungen in Russland um 30 %<br />

bzw. 22 % gestiegen ist. Insgesamt wird für den „ globalen<br />

Westen“ festgestellt, dass dieser mittel- und langfristig<br />

nicht zu Selbstversorgung mit Konversion und Anreicherung<br />

in der Lage sein könnte, falls nicht einige Werke ihre<br />

Produktion erhöhen und in Kapazitätserweiterungen<br />

inves tieren. Die Versorgung der Betreiber in der EU ist für<br />

die kommenden Jahre mit Lieferverträgen abgesichert,<br />

allerdings könnte es unter Umständen nicht möglich<br />

sein, alle Optionen auszuüben, um den möglichen Ausfall<br />

von Risikolieferanten auszugleichen. Die ESA beklagt<br />

eine anhaltende Investitionsschwäche in den Brennstoffkreislauf,<br />

die langfristig die Versorgungssicherheit<br />

untergräbt.<br />

Ursprung des an EU-Kernkraftwerksbetreiber gelieferten Urans 2022 in Prozent<br />

26,82<br />

Kasachstan<br />

Quelle: Euratom Supply Agency, Annual Report 2022<br />

25,38<br />

Niger<br />

21,99<br />

Kanada<br />

16,89<br />

Russland<br />

3,76<br />

Usbekistan<br />

2,79<br />

Australien<br />

2,23<br />

Namibia<br />

0,15<br />

EU<br />

Vol. 69 (2024)

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