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atw - International Journal for Nuclear Power | 1.2024

Rückbau und Abfallbehandlung

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88<br />

Report<br />

unterschiedliche Hüllrohrmaterialien (Zry-4, M5,<br />

Opt.ZIRLO, Duplex Zry-2 mit/ohne Liner) sowie<br />

UO2- und MOX-Brennstoff im Mittelpunkt. Es<br />

würden dabei an den bestrahlten Brennstäben<br />

typische Innendrücke, axiale Temperaturverteilungen<br />

und Temperaturverläufe bei Trocknungsprozess<br />

und Abkühlung nachgebildet. Stuke<br />

teilt mit, dass insgesamt 22 Brennstabsemente<br />

unterschiedlicher Art hinsichtlich Material,<br />

Abbrand und Brennstoff untersucht würden. Die<br />

Versuchsanlage sei 2023 in eine Heiße Zelle bei<br />

Studsvik in Schweden integriert worden. Aktuell<br />

seien Vorversuche an unbestrahlten Hüllrohren<br />

und die Vorcharakterisierung der ersten sechs<br />

Brennstabsegmente sowie die Vorbereitung der<br />

ersten sechs Brennstabsegmente für die erste Kampagne<br />

fast abgeschlossen. Der voraussichtliche<br />

Start der ersten Langzeitmessung in der Heißen<br />

Zelle werde im ersten Quartal 2024 liegen. Darüber<br />

hinaus gebe es weitere Programme mit bildgebenden<br />

Verfahren zur Untersuchung der Behälter und<br />

des Inventars sowie zum Hüllrohrverhalten, die<br />

teils schon vorgestellt worden seien. Dr. Stuke<br />

schließt seinen Vortrag mit der Folgerung, dass ein<br />

Behälteröffnungsprogramm in Deutschland aus<br />

technisch-wissenschaftlicher Sicht zur Zeit nicht<br />

angemessen und sinnvoll wäre. Deutsche Forscher<br />

beteiligten sich an internationalen Beobachtungsprogrammen<br />

und der Aufwand für ein eigenes<br />

Programm wäre enorm hoch.<br />

In der Diskussion wird die Frage nach der Nutzung<br />

der Pilotkonditionierungsanlage (PKA) in Gorleben<br />

für die Öffnung von Behältern und Unter suchungen<br />

des Inventars aufgeworfen. Dr. Stuke erläutert<br />

dazu, dass die PKA alleine nicht ausreichend<br />

sei und dort nur Sichtprüfungen durchgeführt<br />

werden könnten. Im weiteren Verlauf der Diskussion<br />

erklärt Stuke, dass es das Ziel sei, mit den verschiedenen<br />

Forschungsprogrammen eine Voraussicht<br />

von rund 20 Jahren hinsichtlich der Behälter<br />

und des Inventars zu erlangen. Im Programm<br />

LEDA seien drei Kampagnen vorgesehen und diese<br />

hätten unterschiedliche Charakteristiken hinsichtlich<br />

des Wasserstoffverhaltens.<br />

Myonenradiographie von Transport- und<br />

Lagerbehältern<br />

Julia Niedermeier von der TU München hält mit<br />

„Myonenradiographie von Transport- und Lagerbehältern“<br />

den Eröffnungsvortrag des zweiten<br />

Tages des Fachworkshops Zwischenlagerung.<br />

Sie erklärt, dass die TU München eine theoretische<br />

Machbarkeitsstudie zur Nutzung der Myonenradiographie<br />

in der Zwischenlagerung abgebrannter<br />

Brennelemente und hochradioaktiver Abfälle<br />

durchführe. Langfristiges Ziel sei es dabei,<br />

einzelne Brennstäbe visuell auflösen zu können.<br />

Neben der erreichbaren Auflösung sei auch die<br />

Dauer des Untersuchungsprozesses am einzelnen<br />

Behälter eine wichtige Forschungsfrage, da die<br />

Zahl der nutzbaren Myonen begrenzt sei. Niedermeier<br />

berichtet, dass ein zweites Forschungsprojekt<br />

zur praktischen Umsetzung im Zwischenlager<br />

Grafenrheinfeld laufe.<br />

Zum Hintergrund des Forschungsvorhabens<br />

erläutert Niedermeier, dass pro Minute rund<br />

600 Myonen infolge kosmischer Strahlung den<br />

Körper durchdringen, eines pro Minute pro<br />

„ Daumennagel“. Dies entspreche rund 10.000 Myonen<br />

pro Minute und Quadratmeter. Aktuell befasse<br />

man sich mit der Entwicklung eines sehr genauen<br />

Behältermodells um die Auflösung zu verbessern<br />

und untersuche, welcher Grad an Vereinfachung<br />

zur Veränderung der Simulation des Streuverhaltens<br />

führe. Die Myonenenergie werde mit<br />

4 GeV, der Eintrittswinkel mit 0 Grad angenommen.<br />

Die Myonenzahl variiere zwischen<br />

4,5 und 15 Millionen, entsprechend Bestrahlungszeiten<br />

von 100 Stunden bis zwei Wochen.<br />

Niedermeier berichtet, dass das Forschungsprojekt<br />

MUTOMCA (MUon TOMography <strong>for</strong><br />

shielding CAsks) in Grafenrheinfeld in Zusammenarbeit<br />

mit dem Forschungszentrum Jülich, dem<br />

Istituto Nazionale di Fisica <strong>Nuclear</strong>e (INFN)<br />

und der Euratom DG ENER­ E der Re-Verifikation<br />

von Brennelementbehältern mit Unterscheidung<br />

zwischen Brennelementen und Dummy<br />

Elementen diene. Die bisherigen praktischen Tests<br />

seien vielversprechend und die Arbeiten würden<br />

zur weiteren Verbesserung der Ergebnisse <strong>for</strong>tgesetzt.<br />

In der Diskussion erklärt Niedermeier,<br />

dass das Thema Myonenradiographie eine Forschung<br />

in wenigen, kleinen Gruppen sei und<br />

daher ein tendenziell eher isoliertes Forschen die<br />

Regel sei.<br />

Wasserstoffdiffusion in zirkoniumbasierten<br />

Hüllrohrmaterialien<br />

Dr. Peter Kaufholz, von der BGZ trägt zu „Wasserstoffdiffusion<br />

in zirkoniumbasierten Hüllrohrmaterialien“<br />

vor. Er erläutert, dass im Betrieb im<br />

Reaktor eine Wasserstoffaufnahme vor allem<br />

durch wasserseitige Oxidation und die Bildung von<br />

Zirkonhydriden erfolge, woraus sich nur eine<br />

geringfügige Beeinflussung der mechanischen<br />

Struktur ergebe. Die relevanten Einflussgrößen<br />

seien Spannungszustand, Temperaturhistorie und<br />

Wasserstoffkonzentration. Der Spannungszustand<br />

werde vom Innendruck und dem Pellet-Cladding-<br />

Bonding, Brücken zwischen Brennstoffpellet und<br />

Hüllrohr bestimmt, wobei diese das Hüllrohr<br />

auch stabilisieren. Die Temperaturhistorie werde<br />

von der Nachzerfallswärme und der Wärmeabfuhr<br />

bestimmt. Sie sei gekennzeichnet durch<br />

den Wechsel von hohen Betriebstemperaturen von<br />

350 °C zu niedrigen Temperaturen in der Nasslagerung<br />

von rund 40°C sowie dem wechselhaften<br />

Ausgabe 1 › Januar

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