atw - International Journal for Nuclear Power | 1.2024
Rückbau und Abfallbehandlung
Rückbau und Abfallbehandlung
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
84<br />
Report<br />
mit der Kerntechnik und der Radiochemie der TU<br />
München als Beispiel. In der Forschung zur<br />
Zwischenlagerung sei zu berücksichtigen, dass<br />
sich der Zeithorizont der Endlagerung verschoben<br />
habe. Allerdings gebe es bei den Arbeiten zum<br />
Alterungsmanagement von Lagerbehältern, die<br />
heute durchgeführt würden, keine grundsätzlichen<br />
Unterschiede zwischen Lagerzeiten von 80,<br />
100 oder 120 Jahren. Becker berichtet, die <strong>International</strong>e<br />
Atomenergie-Organisation habe ein BGZ-<br />
Forschungsprojekt als „area of good per<strong>for</strong>mance“<br />
eingestuft.<br />
Becker beschreibt den sicherheitsorientierten<br />
Forschungsprozess in der Zwischenlagerungs<strong>for</strong>schung<br />
so, dass ausgehend vom Stand von<br />
Wissenschaft und Technik, der Betriebserfahrung,<br />
den Regelwerken und den Genehmigungen, die<br />
Einhaltung der Schutzziele bei Inventar, Behältern<br />
und Gebäuden unter den Bedingungen verlängerter<br />
Zwischenlagerung untersucht und bewertet<br />
werde. Eine herausgehobene Rolle spielten dabei<br />
Forschungen zu wasserstoffbezogenen Prozessen<br />
in Hüllrohrmaterialien. Forschungsprojekte dabei<br />
seien SpizWurZ (Spannungsinduzierte Wasserstoffumlagerung<br />
in Brennstabhüllrohren während der<br />
längerfristigen Zwischenlagerung, Verbundvorhaben<br />
von GRS und KIT), HYDAX (Hydrogen and<br />
Hydrides Distribution in Axial Cladding Direction)<br />
und LEDA (Long-Term Experimental Dry Storage<br />
Analysis). Bei diesem Projekt sei auch die<br />
Kooperation mit dem Paul Scherrer Institut (PSI)<br />
in der Schweiz wichtig.<br />
Als neuer Forschungsbereich sei das Monitoring<br />
und die Bewertung der technischen Nutzungsdauer<br />
von Gebäuden hinzugetreten. Hier habe ein<br />
dreijähriges Verbundvorhaben von TU Braunschweig,<br />
Bundesanstalt für Materialprüfung<br />
(BAM) und GRS zur Bewertung der Zwischenlagergebäude<br />
begonnen. Die Gebäude seien auch in<br />
der Öffentlichkeit oft ein Diskussionsgegenstand,<br />
obwohl diese nicht zur Erfüllung der Schutzziele<br />
beitrügen. Insgesamt hätten sich die Forschungsvorhaben,<br />
an denen die BGZ in der einen oder<br />
anderen Form beteiligt sei, beinahe verdoppelt,<br />
was zeige, dass das BGZ-Forschungsprogramm<br />
sehr vital sei. Dabei sei die fachliche Kooperation<br />
mit der TU München ausgeweitet worden.<br />
Verlängerte Zwischenlagerung bei der EWN<br />
Über „Verlängerte Zwischenlagerung bei der EWN“<br />
berichtet Sebastian Helm von der EWN Entsorgungswerke<br />
Nord. Helm erläutert, dass aus<br />
Sicht des Zwischenlagerbetreibers vor allem das<br />
Er<strong>for</strong>dernis der Genehmigungsverlängerung im<br />
Mittelpunkt stehe, nachdem bei der Endlagerung<br />
ein erheblicher zeitlicher Verzug absehbar<br />
geworden sei. Helm stellt fest, dass bei den Themen<br />
Behälterdichtungen und Schrauben, Moderatormaterial<br />
und Druckschalter keine größeren<br />
Probleme bekannt seien. Die Rückstellkraft der<br />
Metalldichtungen nehme zwar ab, dies habe aber<br />
keine Auswirkungen auf die Dichtigkeit. Die Inventaraktivität<br />
und damit die Bean spruchung des Moderatormaterials<br />
nehme kontinuierlich ab und<br />
könne gut extrapoliert werden. Bei den Druckschaltern<br />
gebe es eine geringe Ausfallrate – seit<br />
2012 kein Defekt mehr bei 114 Behältern – und die<br />
Schalter könnten problemlos im Wartungsbereich<br />
ausgetauscht werden. Es gebe drei Forschungs projekte<br />
in diesen Bereichen: DPOPT zur Ent wicklung<br />
eines neuen Druckschalters für den Austausch<br />
nach Ausfall, MSTOR zum Langzeitverhalten<br />
von Metalldichtungen,<br />
wobei man von der Untersuchung<br />
von hohen Temperaturen über kurze<br />
Zeiträume zur Untersuchung bei<br />
realistischen Temperaturen aber<br />
über lange Zeit räume übergehe sowie<br />
OBSERVE, ein Temperatur- und<br />
Dosisleistungsmessprogramm zum<br />
Vergleich von Messwerte mit errechneten<br />
Werten und zur Überprüfung<br />
der Abschirm- und Wärmeabfuhreigenschaften,<br />
also der Erreichung<br />
der Schutzziele der Behälter.<br />
Dr. Jörn Becker, Leiter der BGZ-Forschungsabteilung, gab beim Fachworkshop Zwischenlagerung<br />
einen Überblick über den aktuellen Stand des BGZ-Forschungsprogramms.<br />
Foto: BGZ<br />
Helm berichtet, dass ein wesentlicher<br />
Aspekt der Langzeitbetrachtung<br />
die Sicherheit des Inventars sei.<br />
Einflussgröße hier seien korrosive<br />
Änderungen am Hüllrohr des Brennstabs.<br />
Die Ausdehnung der Hüllrohre<br />
durch Temperatur und Gasdruck<br />
sei nur minimal, die Auslegung für<br />
die wesentlich anspruchsvolleren<br />
Ausgabe 1 › Januar