atw - International Journal for Nuclear Power | 1.2024
Rückbau und Abfallbehandlung
Rückbau und Abfallbehandlung
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86<br />
Report<br />
fragt unter Verweis darauf, dass das ALARA<br />
Prinzip im Strahlenschutz im Zusammenhang mit<br />
dem Bestreben nach einem bestmöglichen Endlager<br />
auch in Bezug auf Endlagerbetrieb, Behälterhandhabung<br />
und Konditionierung berücksichtigt<br />
werden solle danach, ob auch das Konzept der<br />
direkten Endlagerung der Transport- und Lagerbehälter<br />
verfolgt werde. Seidl antwortet, dass diese<br />
Möglichkeit mitbetrachtet werde, es aber kein<br />
eigenes Programm dafür gebe. Seidl erklärt<br />
auf eine Nachfrage zu einem möglichen internationalen<br />
Regelwerk, dass die An<strong>for</strong>derungen an<br />
Endlager international unterschiedlich seien und<br />
BGE die Arbeiten und Lösungen in anderen Staaten<br />
mitbetrachte, aber dass die Verordnung über<br />
Sicherheitsan<strong>for</strong>derungen an die Endlagerung<br />
spezifische nationale An<strong>for</strong>derungen stelle. Zur<br />
zeitlichen An<strong>for</strong>derung an die Behälterintegrität<br />
im Endlager erklärt sie, dass sich die Barrierefunktion<br />
im Lauf der Zeit vom Behälter auf den<br />
einschlusswirksamen Gebirgsbereich verschieben<br />
werde. Salz werde bei der Entwicklung der<br />
Behälteran<strong>for</strong>derungen nach hinten geschoben<br />
und erst nach dem Erkenntnisrückfluss zu Tongestein<br />
und Kristallin behandelt.<br />
Stand der Forschungsvorhaben auf dem Gebiet<br />
der Transport- und Lagerbehälter<br />
In seinem Vortrag „Stand der Forschungsvorhaben<br />
auf dem Gebiet der Transport- und Lagerbehälter“<br />
stellt Ralf Schneider-Eickhoff von der BGZ verschiedene<br />
behälterbezogene Forschungsprojekte<br />
vor. Das Projekt MSTOR, (Metal Seals during longterm<br />
STORage), an dem die BGZ Forschungsgruppe<br />
Transportbehälter beteiligt sei, beinhalte getrennt<br />
Forschungsprogramme für Großdeckel- und Kleindeckeldichtungen.<br />
Die damit verbun denen Messprogramme<br />
liefen oder hätten 2023 begonnen. Im<br />
Projekt würden die am höchsten verpressten Dichtungen<br />
herangezogen und einige Unter suchungen<br />
seien bereits abgeschlossen. Das zusammengefasste<br />
Ergebnis sei, dass die Rückstellkraft der Dichtungen<br />
über die Zeit und den Temperaturverlauf<br />
im erwarteten Bereich liege. Dies gelte für<br />
Aluminium- und Silberdichtungen. Die nutzbare<br />
elastische Rückfederkraft gelte als Be wertungsparameter<br />
ähnlich für Dichtungen in Guss<br />
Flanschen wie in Edelstahl. Bei hohen Temperaturen<br />
liefe die Alterung schneller ab und<br />
reduziere sich mit sinkenden Temperaturen möglicherweise<br />
auf ein Niveau, dass sie in überschaubaren<br />
Zeiträumen keine Rolle mehr spiele.<br />
Für das Verhalten bei niedrigen Temperaturen<br />
würden noch Jahre an Messungen benötigt.<br />
Das Verlassen des Arbeitsbereichs der Dichtungen<br />
unter Störfallbedingungen müsse experimentell<br />
ermittelt werden. Man verwende dafür im Ofen<br />
vorgealterte Dichtungen. Die Projektpartner<br />
dabei seien der Dichtungshersteller Technetics,<br />
GNS und EWN.<br />
Schneider-Eickhoff berichtet, dass beim Projekt<br />
MShift, Leckagerate gealterter Metalldichtungen<br />
bei einer Deckelquerverschiebung, eine Deckelquerverschiebung<br />
an Flanschen durch Aufprall<br />
einer geführten Fallmasse auf einer Flanschhälfte<br />
simuliert werde, mit der Folge einer dynamischen<br />
Querverschiebung. Diese Versuche dienten der Ableitung<br />
von Auslegungs-Leckageraten nach einem<br />
generischen Störfall und die Versuche würden an<br />
vorgealterten Metalldichtungen durchgeführt.<br />
Beim Projekt MLift, Leckagerate nach dem Wiederverpressen<br />
gealterter Metalldichtungen, sollen<br />
durch Versuche an gealterten Dichtungen Auslegungs-Leckageraten<br />
nach einem generischen<br />
Störfall mit Anheben des Deckels und Wiederverpressen<br />
abgeleitet werden.<br />
Über das Dosisleistungs- und Temperaturmessprogramm<br />
OBSERVE berichtet Schneider-Eickhoff,<br />
dass durch Messungen an beladenen Behältern<br />
rechnerische Erwartungswerte mit Messwerten an<br />
ausgewählten Behältern zu verschiedenen Zeitpunkten<br />
während der Lagerung verglichen werden<br />
sollen. Man habe dabei im Rahmen der numerischen<br />
Untersuchungen festgestellt, dass sich eine<br />
Tragkorbverdrehung von 5 Grad auf die Gamma-<br />
Dosisleitung an der Behälteroberfläche auswirke.<br />
Die Oberflächendosisleistung sei auch sensitiv auf<br />
Moderatorveränderungen wie eine Lücke oder<br />
Zersetzungen. Eine Umlagerung von Brennstoff –<br />
beispielsweise 50 Kilogramm aus einem äußeren<br />
Brennelement – zeichne sich in der Gamma- und<br />
Neutronen-Messung ab. Auch bei inneren MOX-<br />
Brennelementen sei eine Umlagerung bei der<br />
Neutronendosisleistungs verteilung erkennbar, bei<br />
der Gammadosis leistung nicht. Temperaturmessungen<br />
seien allerdings zu ungenau zum Erkennen<br />
von Brennelement- oder Inventarveränderungen.<br />
Die Behälter müssten für Messungen vereinzelt<br />
werden und es dürften auch keine Wände in der<br />
Nähe sein, da sonst Streu effekte die Messergebnisse<br />
überlagerten. Weitere Schritte seien die Umsetzung<br />
der Erkenntnisse in ein konkretes Messprogramm<br />
einschließlich der Auswahl von Standorten und<br />
Behältern, die Einbindung der betroffenen atomrechtlichen<br />
Aufsichtsbehörden und die Einbindung<br />
von OBSERVE in die Alterungsbewertung.<br />
In der Diskussion erläutert Schneider-Eickhoff,<br />
dass bei den vorliegenden metallischen Dichtungen<br />
die vorhandene Strahlung um Größenordnungen<br />
unterhalb der Schwelle zu relevanten Effekten<br />
im Material liege. Darüber hinaus lägen die Dichtungen<br />
außerhalb des Hauptstrahlungsfeldes.<br />
Warum ist im Forschungsprogramm<br />
keine Behälteröffnung vorgesehen?<br />
Dr. Maik Stuke, Leiter der BGZ-Forschungsgruppe<br />
Garching widmet sich in seinem Vortrag<br />
„Warum ist im Forschungsprogramm keine<br />
Ausgabe 1 › Januar