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atw - International Journal for Nuclear Power | 1.2024

Rückbau und Abfallbehandlung

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90<br />

Report<br />

der vorhandenen Kompetenzen in Multiphysik­<br />

Modellen wie der Schweizer Brennstoffanalyse<br />

und entsprechender Sensitivitätsstudien sollen<br />

Modelle zum Verhalten der Pellets, der Hüllrohre<br />

und des Wasserstoffs entwickelt werden. Ein<br />

fachlicher Ausgangspunkt sei Falcon (Fuel Analysis<br />

and Licensing Code – New) des US-amerikanischen<br />

EPRI, ein 2D-Brennstab-Code, bei dem das PSI zum<br />

Entwicklungsteam gehöre. Falcon sei allerdings<br />

nicht für die Analyse in der Trockenlagerung<br />

entwickelt worden und habe daher modifiziert<br />

werden müssen. Gegenstände dieser Modifikationen<br />

seien das Fuel-Cladding Bonding, das<br />

Kriechverhalten des Hüllrohrs bei Trockenlagerung,<br />

Wasserstoffdiffusion, Hydrid-Bildung<br />

und -Auflösung sowie Hydrid-Reorien tierung.<br />

Konarski berichtet, dass im Rahmen dieser<br />

Forschung Modellierungen für das Kriechverhalten<br />

für Druck- und Siedewasserreaktoren, für<br />

das Heliumverhalten und das Anschwellen des<br />

Brennstoffs sowie die Heliumfreisetzung und<br />

das Wasserstoffverhalten angewandt bzw.<br />

integriert und entwickelt worden seien. Dabei<br />

hätten sich teils Abweichungen von den Ergebnissen<br />

von Experimenten mit bestrahlten Proben<br />

ergeben, so dass die Modelle weiterentwickelt<br />

werden müssten.<br />

Warum Benchmarks immer wichtig sind<br />

Den abschließenden Fachvortrag „Warum Benchmarks<br />

immer wichtig sind“ hält Sven Tittelbach<br />

von der WTI Wissenschaftlich Tech nische Ingenieurberatung.<br />

Tittelbach beginnt mit einer ausführlichen<br />

Begriffsbestimmung von „Benchmark“<br />

auf Grundlage verschiedener Regelwerke und beschließt<br />

dies mit der Feststellung, dass ein Benchmark<br />

ein zur Validation eines Be rechnungssystems<br />

für einen Anwendungsfall verwendetes Experiment<br />

oder eine verwen dete Messung an einer<br />

Referenzanordnung sei. Tittelbach beschreibt die<br />

Bedingungen und An<strong>for</strong>derungen an einen guten<br />

experimentellen Benchmark und stellt internationale<br />

Benchmarksammlungen vor. Er beschreibt<br />

die Anpassung der Nachweißführung, die bislang<br />

von der sicheren Einhaltung von Grenzwerten im<br />

Fall der frischen Behälterbeladung geprägt gewesen<br />

sei, an die An<strong>for</strong>derungen der verlängerten<br />

Zwischenlagerung und des anschließenden Transports.<br />

So sei eine Kom pensation der zusätzlichen<br />

Unsicherheiten und geänderten Randbedingungen<br />

bei gleichbleibenden Grenzwerten durch die<br />

Berücksichtigung der Ist­ Inventare anstelle der<br />

Auslegungsinventare, die Verbesserung der<br />

Vorhersagegenauigkeit der Berechnungen und<br />

die Berücksichtigung der Ist-Daten der Behälter<br />

herbeizuführen.<br />

Tittelbach führt aus, dass sich in diesem Sinne<br />

folgender Benchmarkbedarf für die verlängerte<br />

Zwischenlagerung ergäbe: Berücksichtigung<br />

der Ist-Inventare durch Absicherung der Quellterme<br />

der Ist-Inventare und Validation neuer<br />

Berechnungsprogramme; Hüllrohr- und Behälterkomponententemperaturen<br />

als Eingangswerte<br />

für die Alterungsbewertung mit Validation der<br />

berechneten Temperaturen bei der Abfertigung<br />

und trockenen Zwischenlagerung sowie einer<br />

Absicherung der Nachzerfallsleistung der Ist­<br />

Inventare; Dosisleistung mit Verbesserung der<br />

Vorhersagegenauigkeit der Abschirmberechnungen<br />

und ebenfalls Absicherung der Quellterme<br />

der Ist-Inventare.<br />

Tittelbach erklärt, dass ein wichtiges internationales<br />

Benchmark-Vorhaben in diesem Zusammenhang<br />

das von EPRI koordinierte Extended<br />

Storage Collaboration Program (ESCP) im Rahmen<br />

der OECD/NEA sei. Im Fokus bei dem Projekt, an<br />

dessen erstem Workshop 2009 40 überwiegend<br />

US-amerikanische Teilnehmer mitwirkten, beim<br />

letzten Winter-Meeting aber 300 Teilnehmer aus<br />

15 Staaten, stehe die thermische Modellierung der<br />

Behälter und damit die Möglichkeit, Aussagen über<br />

Nachzerfallswärme und Dosisleistung. Er weist<br />

darauf hin, dass die Alterung loga rithmisch durch<br />

die Temperatur bestimmt werde und kleine Temperaturunterschied<br />

zu großen Alterungsunterschieden<br />

führen könnten. Tittelbach erklärte, dass<br />

die Teilnahme an internatio nalen Benchmarkprogrammen<br />

auch der Kom petenzerhaltung und<br />

dem Kompetenzerwerb bei Nachwuchskräften<br />

diene, da es in Deutschland kaum mehr Anwendungsfälle<br />

gebe.<br />

Fazit<br />

Der dritte Fachworkshop Zwischenlagerung zu<br />

Forschung und Entwicklung im Bereich der<br />

Zwischenlagerung zeigte eindrucksvoll, dass die<br />

Forschungstätigkeit der BGZ inzwischen eine<br />

große Breite sowie nationale und internationale<br />

Vernetzung erreicht hat, die die BGZ zu einem<br />

auch im internationalen Vergleich relevanten<br />

Forschungsakteur im Bereich der Zwischenlagerung<br />

macht. National wird die BGZ zu einem<br />

Kompetenzhub für das Thema Zwischenlagerung,<br />

wie es Ihrer zentralen Funktion und ihren Verpflichtungen<br />

gegenüber der Öffentlichkeit entspricht.<br />

Die Forschung an der durch die neue<br />

Standortauswahl unvermeidlichen verlängerten<br />

Zwischenlagerung hat in Deutschland durch<br />

die BGZ einen entscheidenden Schub erfahren<br />

und dies in einem kontinuierlichen Dialog mit<br />

der Fachöffentlichkeit und der allgemeinen<br />

Öffentlichkeit insbesondere an den betroffenen<br />

Zwischenlagerstandorten.<br />

Nicolas Wendler<br />

Leiter Politik und Presse, KernD e.V.<br />

Ausgabe 1 › Januar

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