Old Master Paintings Part 1
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
181
PIERO DI COSIMO,
1432 FLORENZ – 1521, ZUG.
MADONNA MIT DER SCHWALBE
Öl auf Holz.
87 x 63 cm.
Verso zwei Festigungs-Querleisten.
Wenngleich das Gemälde in der Gesamtauffassung
sofort an die Nachfolge Raffaels denken lässt, und
wenn auch der Kreis um Girolamo di Benvenuto da
Siena ins Gespräch gebracht wurde, so lassen Detailbeobachtungen
entschieden mehr an Piero di Cosimo
denken. Im Gegensatz zu fast allen Madonnenmalern,
die dem Gesicht der Maria eher nachdenklichen Ernst
gegeben haben, ist in den Marien themen des Piero
weit häufiger, um nicht zu sagen geradezu einzig bei
ihm, ein zufriedenes Lächeln zu sehen, wie dies auch
hier im Bild der Fall ist. Gezeigt ist die traditionelle
Dreiheit von Maria mit dem Jesuskind und dem Johannesknaben.
Zum Optimismus, den der Maler dem
Bild zu vermitteln beabsichtigt hat, zählt auch die
Zutat der Schwalbe, die von Jesus an einen feinen
Faden gehalten wird, ist dies doch das Symbol für die
Auferstehung und das ewige Leben. Dem entspricht
auch das Lächeln, mit dem das Jesus kind dem Betrachter
entgegenblickt. Dagegen hält der Johannesknabe
das dem Leben Jesu bevorstehende Kreuz,
hier aus dünnen Stängeln gestaltet. Auffallend ist hier
neben diesen Detailbeobachtungen auch die betonte
Feinheit beim Faden des Vogels, wie ebenso beim
Kreuz des Johannes. Ein Gestaltungscharakter, der
womöglich noch gezielter auf einen bestimmten, noch
nicht eruierten Meister verweisen könnte. Im leicht
zum Büchlein herabgeneigten Kopf der Maria wird erkennbar,
dass sich der Maler mit der perspektivischen
Verkürzung auseinandergesetzt hat. Farbkompositionell
korrespondiert das markant ins Bild gebrachte
Schwarz der Schwalbe zu der betont schmalen Borte
am roten Kleid, sowie dem Einband des Gebetbuches
in der Hand. Ein solcher Farbkontrast ist auch in seinem
gleichthematischen Bild von 1505/10 zu beobachten.
Der landschaftliche Hintergrund, der eine Talmulde
zeigt, ist – gegenüber den Raffaelmadonnen – ein etwas
späterer Bildgedanke, der bereits einen Einfluss
von Leonardo erkennen lässt. Dies stimmt auch mit
dem überein, was wir über Piero di Cosimo und dessen
malerische Entwicklung bereits wissen. A.R.
PIERO DI COSIMO,
1432 FLORENCE – 1521, ATTRIBUTED
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD WITH A SWALLOW
Oil on panel.
87 x 63 cm.
Two parquetting slats on the reverse.
Although the overall design of the painting immediately
suggests a successor of Raphael, and although
the circle around Girolamo di Benvenuto da Siena has
been considered, details rather point towards Piero di
Cosimo. In contrast to almost all Madonna painters,
who gave the Virgin’s face a more thoughtful, serious
expression, Piero’s Virgins are often, maybe uniquely,
depicted with a contented smile as is also the case in
the present painting. The composition shows the traditional
trinity of The Virgin Mary with the Christ Child
and the Infant Saint John. Adding to the optimism
which the painter intended to convey is the depiction
of a swallow, held by the Christ Child on a fine thread,
as a symbol of the resurrection and eternal life. This
also corresponds to the Christ Child’s smile directed
at the viewer. In contrast, the Infant Saint John is
holding the cross, here made of thin stalks, which
foreshadows the death of Christ. Striking details are
also the extreme fineness of the bird’s thread as well
as the cross held by John. Compared to the Madonna
depictions by Raphael, the landscape background
showing a valley is a later pictorial idea that already
shows the influence by Leonardo.
€ 120.000 - € 180.000
Sistrix
INFO | BID
Literatur:
Vgl. Mina Bacci, Piero di Cosimo, Mailand 1966.
Vgl. Anna Forlani Tempesti, Elena Capretti, Piero
di Cosimo. Catalogo completo. Florenz 1996.
Vgl. Alexander Rauch, in: Rolf Toman (Hrsg.), Die
Kunst der italienischen Renaissance, Teil Malerei,
Köln 1994. (1392021) (11)
20 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.