Old Master Paintings Part 1
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HANS ROTTENHAMMER
(1564 MÜNCHEN – 1625 AUGSBURG)
UND JAN BRUEGHEL D. Ä.
(1568 BRÜSSEL – 1625 ANTWERPEN), ZUG.
DIE TAUFE CHRISTI
Öl auf Holz. Verso seitlich schmale Parkettierleisten.
34 x 48 cm.
Gerahmt.
Von dieser Darstellung sind bislang nur drei Fassungen
bekannt geworden, allgemein angesehen als Höhepunkt
der Zusammenarbeit der beiden Maler Hans
Rottenhammer und Jan Brueghel d. Ä. Die beiden
Maler trafen erstmals um 1594-95 in Rom zusammen
und ergänzten sich in gemeinsam geschaffenen Werken.
Wie das Werk Brueghels auch in der Zusammenarbeit
mit anderen Figurenmalern erweist, sind es die
landschaftlichen Elemente, die Baumgruppen und
Waldpartien, die von seiner Hand stammen. Rottenhammer
sah hier im Bild seine Aufgabe in der Schaffung
einer reichen Personenstaffage, die das eigentliche
Bildthema beherrscht.
Das Bildthema zeigt sich hier in außergewöhnlicher
Weise als eine allumfassende Schau des Ursprungs
der Christenheit. Die eigentliche Taufszene am Jordan
bildet zwar den Mittelpunkt der Darstellung, ist jedoch
umgeben von zahlreichen Personengruppen, die dem
Hauptthema allegorisch zugeordnet wurden. Die Baumlandschaft,
in die die Gruppen eingefügt sind, öffnet
sich oben in einer leuchtenden Gloriole, in der Gottvater
erscheint, von Engeln umgeben, darunter schwebt
die Taube des Heiligen Geistes herab.
Aus dem dunkleren Hintergrund der Baumwipfel
leuchten die einzelnen Figurengruppen auf. Am rechten
Ufer des dunkel-türkisblauen Flusslaufs steht Jesus,
das Haupt gebeugt, während Johannes eine Taufmuschel
darüber ausgießt. Dass der Täufer hier schwebend
in Begleitung zweier Engel gezeigt wird, erweist
den allegorischen Charakter der Bildgestaltung insgesamt.
Allegorisch sind auch die übrigen Figurengruppen
zu sehen. Sie sollen den Wandel andeuten, den das
Christentum mit der Taufe in die Welt gebracht hat:
rechts unten eine Mutter mit zwei Kindern, nun als
christliche „Charitas“ erkennbar, weiter rechts ein
Mann, der furchtsam in den dunklen Wald zurückblickend,
sich dem Heil der Taufe zuwendet. Im Hintergrund
eine lagernde Gruppe, antik-heidnisch dargestellt,
mit einer der Venus ähnlichen Frauengestalt.
Links im Abseits eine weitere Familiengruppe, die am
Geschehen nicht teilhat, der Mann mit Turban, das
Kind entsprechend in einen orientalischen Umhang
gehüllt. Die Dunkelheit des Waldes ist symbolisch als
die Welt vor dem Auftreten von Johannes und Jesus
zu interpretieren, das Licht der neuen Welt erscheint
nun am Himmel. Auch weitere Einzelheiten zeigen
das Gemälde als symbolträchtig.
Vorbilder zu einzelnen Figuren sah Rottenhammer in
Werken von Veronese, Tintoretto und Tizian, die er in
Venedig studieren konnte. Von den drei bekannt gewordenen
Fassungen wurde eine von Klaus Ertz um
1608 datiert, eine weitere Fassung ist auf Holz gemalt.
Eine dritte Fassung befindet sich im Besitz der
Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München,
und wird in den Städtischen Kunstsammlungen Augsburg
ausgestellt, als „Hans Rottenhammer d. Ä., Die
Taufe Christi, um 1597“. Eine der Fassungen wurde
2011 bei Lempertz, Köln verauktioniert (A 987, Lot
1227). A.R.
Literatur:
Vgl. Klaus Ertz, Jan Brueghel d. Ä, Lingen 2008-2010,
Bd. IV, S. 1670, Kat. Add. 30.
Vgl. Hans Rottenhammer. Begehrt – vergessen – neu
entdeckt. Ausst.-Kat., Weserrenaissance-Museum
Schloss Brake 17. August - 16. November, Prag
Nationalgalerie 11. Dezember 2008 - 22. Februar 2009,
München 2008/2009, S. 125.
Vgl. Klaus Ertz und Christa Nitze-Ertz, Jan Brueghel
d. Ä. Kritischer Katalog der Gemälde, Bd. II, Lingen
2008/2010, S. 561, Kat. Nr. 260A. (1371301) (11)
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