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Old Master Paintings Part 1

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LUCA GIORDANO,

GENANNT „LUCA FA PRESTO“,

1634 NEAPEL – 1705 EBENDA

Der vor allem für seine Fresken berühmte Maler war

Sohn eines Kunsthändlers aus Apulien, der sich ebenfalls

der Malerei widmete. So erhielt er seinen ersten

Unterricht bei seinem Vater, während jedoch allgemein

angenommen wird, dass er ein Schüler des Jusepe de

Ribera (1588/91-1652) war. Etliche seiner Werke lassen

auch dessen Einfluss erkennen, während das enorm

umfangreiche Werk Giordanos zeigt, dass er sämtliche

Stilvarianten seiner Zeit beherrschte. Auch die Themen

breite in seinem Werk, in sämtlichen Bereichen

der Historienmalerei, religiöse Darstellungen, aber

auch mythologische Szenen, zeigt Einflüsse zunächst

der Caravaggisten, später aber auch der Maler Pietro

da Cortona (1596-1669), Mattia Preti (1613-1699) oder

Peter Paul Rubens (1577-1640). Im Bildaufbau mancher

seiner Werke sind auch die venezianischen Meister wie

Paolo Veronese (1528-1588), Tiziano Vecellio (1485/89-

1576) oder Domenico Robusti Tintroretto (1560-1635)

spürbar.

DIOGENES

Öl auf Leinwand.

104 x 162 cm.

Dem Gemälde liegt eine Zuweisung an Luca Giordano

von Nicola Spinosa bei. Demnach ordnet Spinosa

das beachtenswerte Werk in die frühe Schaffenszeit

Giordanos ein.

Beigegeben darüber hinaus eine Bestätigung von

Prof. Riccardo Lattuada.

Wie das Werk Giordanos zeigt, hat sich der Maler

mehrfach mit der Darstellung griechischer Philosophen

beschäftigt. Hier ist der nachsokratische Philosoph

Diogenes (um 413-um 323 v. Chr.) dargestellt, der sich

bekanntermaßen öffentlich allem Luxus verweigerte,

sich über seine Zeitgenossen lustig machte und angeblich

am hellen Tag mit einer Laterne umherging, er sei

auf der Suche nach dem „wahrhaften Menschen“.

Der Dargestellte zeigt sie hier auch im Bild. Seine Erklärung

dazu ist auch in der Beischrift in der unteren

Bilddecke zu lesen („QUERO HOMIONEM / VERDI­

CIO“. Er soll in einem Fass „in hündischer Lebensweise“

gehaust haben und spöttischer Gegner seines Zeitgenossen

Platon (um 428-um 347 v. Chr.) gewesen

sein. Das großformatige Gemälde zeigt den Philosophen

mit ebendieser Laterne gleichgroß neben einer

anderen Gestalt, deren Identifizierung nicht geklärt

ist. Dessen luxuriöse Kleidung mit Pelzbesatz, der Hut

mit auffallenden blauen Federn und seine Brille, zeigen

ihn als einen etablierten Herrn der Gesellschaft,

im völligen Gegensatz zu Diogenes. Seine Hand aufs

Herz gelegt, will ihn als gerecht zeigen, was der Blick

des Diogenes jedoch äußerst kritisch betrachtet. Es

bleibt dahingestellt, ob hier ein Zeitgenosse des Malers

oder der antike Zeitgenosse Platon gemeint ist.

Das neu erwachte Interesse der Zeit an der Philosophie

der Antike hat bei mehreren Malern zu ähnlichen Bildthemen

geführt. Die bescheidene Lebensweise, die

sich durch einfache, bis hin zu zerrissener Kleidung

zeigt, ist auch ein Symbol der Verweigerung des Geistes

gegenüber dem üppigen Prunk, der in der Zeit kultiviert

wurde. Insofern ist auch dieses Gemälde von gesellschaftskritischer

Relevanz. Der Malstil zeigt ganz

deutlich auch die spanischen Einflüsse von Jusepe de

Ribera (1588-1652), dem Lehrer Giordanos.

Literatur:

Vgl. Achille Della Ragione, Scritti sulla pittura del

Seicento e Settecento napoletano, Bd. III, S. 12 f,

Neapel 2018.

Vgl. Bernardo De Dominici, Vita del Cavaliere D.

Luca Giordano, pittore napoletano, in: Vite de‘ pittori,

scultori ed architetti napoletani, Bd. III, Francesco

Ricciardo, Neapel 1729.

Vgl. Oreste Ferrari & Giuseppe Scavizzi, Luca Giordano.

L‘opera completa, Bd. 2, Neapel 2000 (Erstveröffentlichung:

1966). (1390116) (11)

LUCA GIORDANO,

ALSO KNOWN AS “LUCA FA PRESTO”,

1634 NAPLES – 1705 IBID.

DIOGENES

Oil on canvas.

104 x 162 cm.

Accompanied by a confirmation from Nicola Spinosa,

according to which the painting for sale in this lot is

from Giordano’s early creative period. Also a confirmation

from Prof Riccardo Lattuada enclosed.

€ 200.000 - € 300.000 (†)

Sistrix

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