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ello - KOPS - Universität Konstanz

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36 Marc-Olivier Hinzelin & Georg A. Kaiser<br />

oder sie schaffen Übergänge zwischen zwei Einheiten (etwa mit einer Variante von<br />

also zu Beginn einer Wegbeschreibung in Also – da gehn Sie gleich hier rechts ...). D.<br />

sind häufig diachron und synchron multifunktional. [...]<br />

Diese Beschreibung trifft auf die oben angeführten Beispiele zu. Ebenso ist es nun möglich,<br />

auch für die Fälle, in denen eine Analyse als Expletivum naheliegend erscheint, anzunehmen,<br />

dass es sich ebenfalls nicht um ein Expletivum, sondern um einen Diskursmarkierer handelt.<br />

Es ist auch sehr auffällig, wie oft das „Expletivum“ im Iberoromanischen in der Erstposition<br />

(bzw. nach satzeinleitendem und) auftritt und selten bis überhaupt nicht in anderen Positionen<br />

und im Nebensatz. Auch ist aus diachroner Perspektive eine Entwicklung zum Diskursmar-<br />

kierer gut nachzuvollziehen: Von dem neutralen Pronomen <strong>ello</strong>, das auf eine gesamte Situa-<br />

tion, also alles vorher Gesagte referieren kann, ausgehend, ist eine Entwicklung zu einem die<br />

Struktur des Diskurses gliedernden Wort durchaus einleuchtend. Dass dieses Wort nun gerade<br />

in unpersönlichen Konstruktionen vermehrt auftritt, in denen am Satzanfang vor dem Verb ein<br />

Element, das eine Betonung o.ä. tragen kann, fehlt, ist plausibel zu erklären: Da in dieser Po-<br />

sition in diesen Konstruktionen kein overtes Subjekt realisiert wird, legt diese „Leerstelle“ die<br />

Verwendung eines Diskursmarkierers besonders nahe. 37<br />

Die Sätze, in denen ein overtes Subjekt gebraucht wird bzw. das Verb nicht mit dem „Exple-<br />

tivum“ kongruiert, weisen auf die Analyse als Diskursmarker auch in den ambigen Sätzen, in<br />

denen das „Pronomen“ ein Expletivum oder Diskursmarkierer sein könnte, hin. Eine Ent-<br />

wicklung von einem Pronomen zu einem Diskursmarkierer ist nicht ungewöhnlich; Yap,<br />

Matthews & Horie (2004) zeigen diese Entwicklung anhand des Wandels eines Pronominali-<br />

sierers des Japanischen, Mandarin-Chinesischen und Malaiischen zu einem „pragmatic<br />

marker“.<br />

Henríquez Ureña (1939: 223) analysiert ebenfalls einige Verwendungsweisen von <strong>ello</strong> in die-<br />

sem Sinne, so schreibt er zum „Ello fósil como mero elemento de énfasis“ (8. Kategorie):<br />

Ello subsiste como elemento mecanizado en determinados esquemas de construcción,<br />

pero ya no es sujeto, ni siquiera sujeto impersonal: de su función pronominal sólo le<br />

queda el lugar en la oración, pero su papel se reduce ahora a dar énfasis. Subsiste<br />

como fósil lingüístico. 38 [Unterstreichungen von uns]<br />

37 In Theorien zur Entstehung von Expletiva in den skandinavischen (Faarlund 1990: 63-73) und romanischen<br />

(Silva-Villar 1996 [1999]) Sprachen wird ebenfalls auf die „Leerstelle“ vor dem Verb hingewiesen und das<br />

Expletivum erscheint zur Vermeidung von V1-Konstruktionen: „[A]n expletive topic was needed in declarative<br />

sentences when there was no thematic element in the sentence to fill the first position.“ (Faarlund 1990: 69).<br />

38 „Das fossilisierte <strong>ello</strong> als reines Element der Emphase: Ello besteht fort als mechanisiertes Element in<br />

festgelegten Konstruktionsschemata. Es ist aber schon kein Subjekt, nicht einmal ein unpersönliches Subjekt<br />

mehr: Von seiner pronominalen Funktion bleibt ihm allein die Position im Satz, aber seine Rolle beschränkt sich<br />

nunmehr auf den Ausdruck von Emphase. Es besteht fort als linguistisches Fossil.“

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