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MARKETING _ Twitter
Nachtigall, ich hör dir zwitschern
Der Microblogging-Dienst Twitter sorgt für Gesprächsstoff im Social Web. Doch ungeachtet
des hohen User-Interesses sind viele Unternehmen unentschlossen. Denn die Stärken und
Schwächen des Tools beim Einsatz in Marketing und Vertrieb werden kontrovers diskutiert.
Text _ Detlev Brechtel
Wenn die ARD Tagesthemen und das
ZDF Heute Journal fast zeitgleich über
ein Phänomen berichten, ist das meist
ein schönes Indiz für dessen Wichtigkeit.
Dem Microblogging-Dienst Twitter
und seinen 140-Zeichen-Botschaften
wurde diese Ehre letzthin sogar mehrmals
wöchentlich zuteil: Nicht nur, weil
sich die Flugzeug-Notlandung auf dem
Hudson River zuerst via Twitter über
die Welt verbreitete. Auch die Demokratiebewegung
im Iran oder Michael
Jacksons jäher Tod ließen die geballte
Info- und Diskussionskraft des Twitter-
Universums aufleuchten – und die klas-
sischen Medien als Betrachter in dder
zweiten Reihe zurück.
Das Twitter-Universum versammelt
längst das gesamte Spektrum der
Web-Welt in sich – vom Freak bis zum
seriösen Konzern. Und so kann es niemanden
mehr erstaunen, dass das unablässige
Medienrauschen der eingestellten
»Tweets« längst Twitter-Experten
und -Berater, Leitfäden und Rankings
hervorgebracht hat. Twitter, diese These
lässt sich wagen, ist im mittlerweile
stark angewachsenen Feld der Social-
Media-Tools der bislang vermutlich
mächtigste Kanal: Schnell, authentisch,
auf das Wesentliche reduziert. Der Internet-Pionier
Ossi Urchs bringt es auf den
Punkt: »Unternehmer und deren Manager
müssen heute (micro-)bloggen, wollen
sie nicht allein Gegenstand, sondern
auch Teilnehmer der Konversation sein,
die inzwischen wesentlich zum Erfolg
oder Misserfolg jeder Unternehmung
aam
global vernetzten Markt beiträgt.«
EEntscheidend
für den Erfolg all dieser
BBemühungen
sei immer die Auswahl
der passenden Social-Media-Komponenten:
»Richtig sind die Plattformen und
Netzwerke, die auch die Mehrzahl der
Kunden nutzt und mag. Denn nur so
können Unternehmen das Wissen ihrer
Kunden für sich nutzen.«
Märkte sind Gespräche
Doch die Anbieter müssen offenbar
noch lernen, richtig mit dem Instrument
Twitter umzugehen. »Es gibt in
Deutschland nur wenige, bei denen
man eine Systematik im Umgang mit
Twitter erkennt. Die Firmen erkennen
aber jetzt, dass sie Twitter in ihre Kommunikationsstrategie
einbauen müssen«,
sagt Mirko Lange, Geschäftsführer
der Münchner Kommunikationsagentur
Talkabout. »Ich glaube, dass viele
Twitter noch nicht richtig verstehen.«
Das bestätigt Peter Wippermann, Zukunftsforscher
und Inhaber des Hamburger
Trendbüros: »Der Kreislauf von
Austausch zwischen Nutzer und Marke
via Twitter ist im Marketing noch nicht
angekommen.«
Denn: Wer einem Unternehmen bei
Twitter folgt, hat entweder Interesse an
dessen Produkten, erhofft sich einen
echten Mehrwert als »Follower« oder
26 www.acquisa.de 09/2009
Foto: Twitter, Illustration: Holger Schmitt-Pawlik