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PRAXIS-SCOUT
Ruf der Taiga
Aufgabe | Fehlende Infrastruktur, intransparente Importregeln und Zahlungsprobleme
erschweren den Versandhandel in den Staaten Osteuropas.
Lösung | Die PVU-Group und ihre Partner agieren als Mittler zwischen Kunden der
GUS- und anderer Staaten und europäischen Versendern.
Text _ Anja Schnake
»Die Kraft und der Zauber der Taiga liegen
darin, dass vielleicht nur die Zugvögel
wissen, wo sie zu Ende ist«, schrieb
der Dichter Anton Tschechow. Nicht gerade
ideale Voraussetzungen, um in den
borealen Wäldern des nördlichen Russlands
einen messerscharf kalkulierten
Versandhandel aufzuziehen. Doch genau
das ist der PVU-Group in Hannover
gelungen: Mit drei Geschäftsfeldern,
Logistik, Versandhandel und Schuhversand,
hat sich das Unternehmen binnen
weniger Jahre zum tatkräftigen Vermittler
zwischen der kasachischen Hausfrau
und diversen deutschen Versendern gemausert.
Erschwerte Bedingungen
Dass ihre Produkte auch jenseits der
europäischen Grenzen Abnehmer finden
könnten, dachten sich europäische
Versender schon bald nach dem Fall des
Eisernen Vorhangs. Doch der Export in
die ehemaligen GUS-Staaten leidet an
intransparenten Einfuhrbestimmungen
der jeweiligen Länder. Nationale Postdienste
sind nach wie vor unterentwickelt,
der internationale Zahlungsverkehr
steckt in den Anfängen. Dennoch
verzeichnet der russische Versandhandel
hohe Wachstumsraten. 30 Millionen
Russen kaufen heute per Telefon und
zunehmend auch online ein – viele von
ihnen über das B2C- bzw. B2B-Portal der
PVU-Tochter Katorg GmbH.
Mit dem Export westlichen Lebensstils
in Länder östlich von Europa hatte
Paul Ignaz schon Anfang der 90er-Jahre
die richtige Idee: Er begann als Schuhhändler
mit Filialen in mehreren GUS-
Staaten, in denen
seine Kunden italienische
Schuhe
kaufen konnten.
Es häuften sich die
Anfragen, ob man
von dort aus nicht
auch das Bestellen
bei europäischen
Versandhäusern ermöglichen
könne
– ein Geschäftsmodell,
das Ignaz 1994
erstmals durchrechnete
und dann auf
den Weg brachte:
Seine »Augusto«-
Geschäfte wurden
Fertig
Bestellzentren, in
denen die Kunden
Kataloge diverser
Versender in deutscher
Sprache erhielten und Bestellungen
aufgeben konnten. Da immer
mehr Versandhäuser dazukamen,
entwickelte der Unternehmer ein Konzept,
bei dem Partner als eigenständige
Agenten arbeiten. »Die Partner sind
sehr wichtig für uns, denn sie stellen
den Kundenkontakt her und kümmern
sich um den Service, sie nehmen Maß,
beraten und nehmen Bestellungen entgegen«,
sagt Paul Ignaz.
Das Geschäft florierte, der Schuhhandel
trat mehr und mehr in den Hintergrund.
Augusto-Filialen betreibt Ignaz
heute nur noch in Braunschweig und
Hannover, keine einzige mehr im Ausland.
Dort entstanden stattdessen Agenturen,
nicht unähnlich den in Deutschland
immer selteneren Quelle- oder
Datei Bearbeiten Ansicht Chronik Lesezeichen Extras Hilfe
http://www.katorg.net
Otto-Shops. Bestellungen werden heute
über das Online-Portal Katorg.de mit direkter
Anbindung an die deutschen Versandhäuser
abgewickelt. »Wir verkaufen
ein Stück europäischen Lebensstils und
gewähren unseren Kunden die Vorzüge
europäischer Klienten«, sagt Paul Ignaz.
»So kommen auch Katalogkunden aus
Russland oder Kasachstan in den Genuss
deutscher Servicekultur und des
Rückgaberechts.«
Zurzeit beschäftigt die PVU-Group in
Deutschland 50 Mitarbeiter. Sie kümmern
sich um den Export deutscher Versandartikel
in die Länder der ehemaligen
Sowjetunion und weitere osteuropäische
und asiatische Staaten, insbesondere Russland,
Kasachstan, die Ukraine und Weißrussland.
Nach Unternehmensangaben
40 www.acquisa.de 09/2009
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Foto: PVU