bauteil kommandantenhaus - Zugbrücke Festung Dömitz
bauteil kommandantenhaus - Zugbrücke Festung Dömitz
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12 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Der Bleiturm<br />
schon gestanden haben könnte. 1571 flog auf der <strong>Festung</strong><br />
ein vom Blitzstrahl getroffener Pulverturm in die Luft. 17 Es<br />
ist aber nicht bekannt, um welches Gebäude es sich dabei<br />
handelte. Die namengebende Verwendung von Bleiplatten<br />
im Dachstuhl könnte zum Schutz vor Feuer oder Beschuss<br />
gedient haben.<br />
Von Anfang an waren in beiden Geschossen Gewölbe geplant,<br />
jedoch erst etwas später, im 16. Jahrhundert, ausgeführt<br />
worden. Die mittelalterlichen Auflager für die<br />
Gewölbe stellte man bereits beim Mauern der Wände her,<br />
denn der Mörtel in den Fugen ist in diesen Bereichen glatt<br />
verstrichen. Allerdings waren diese Fugen bereits verschmutzt,<br />
bevor in der Renaissance die Gewölbe errichtet<br />
wurden, die im Inventar von 1576 Erwähnung finden.<br />
Die abgeschlagenen Ansätze für diese Gewölbe sind heute<br />
noch zu erkennen. Im Obergeschoss befand sich ein einen<br />
Stein (ca. 29 cm) dickes Gewölbe.<br />
Um den Bleiturm war das Gelände in etwa so hoch wie der<br />
Fußboden der Durchfahrt im Erdgeschoss des Torhauses.<br />
Nur so war auch eine ebene Fahrt in die Burg möglich.<br />
Im Inneren des Kommandantenhauses sieht man heute die<br />
später freigegrabenen Feldsteinfundamente des Bleiturmes.<br />
Diese lagen ursprünglich alle im Erdreich und erst das<br />
darübersitzende Backsteinmauerwerk war sichtbar. Das<br />
Fundament des mittelalterlichen Gebäudes wurde an der<br />
Nordwestseite durch die Archäologen ergraben. Hier zeigte<br />
sich folgendes Bild: Das Gebäude steht an dieser Stelle<br />
auf einem etwas älteren (um 1280 entstandenen) Nutzungshorizont,<br />
der aus einer schwarzen, humushaltigen<br />
Erdschicht besteht (Abb. 12). 18 Auf diese Schicht wurden<br />
übereinander mehrere Feldsteinlagen gelegt, die jeweils<br />
lagenweise mit Sand von der Nordwestseite angeschüttet<br />
wurden. Auch die Verfüllung zwischen den Feldsteinen<br />
besteht nur aus dunklem, sandigem Erdmaterial. Dieser<br />
Befund konnte durch eine Bohrung im Erdgeschoss in die<br />
Nordostwand und durch Fotos vom Durchbruch durch die<br />
Südostwand bestätigt werden. Erst im oberen Bereich, als<br />
man Backsteine für die äußeren Mauerschalen verwendete,<br />
wurden die Feldsteine vermörtelt. Bei einer Mauerwerksöffnung<br />
in der Nordwestfassade (außen) konnte festgestellt<br />
werden, dass die Feldsteine des Fundamentes bis in<br />
eine Höhe von 2,2 m über OK heutiges Hofniveau nur in<br />
Sand verlegt wurden. Daraus folgt, dass das ursprüngliche,<br />
zu diesem Bau gehörige Geländeniveau infolge von Aufschüttungen<br />
wesentlich höher lag als heute, denn nur der<br />
Erddruck verhindert das Wegrollen der nicht mit Mörtel<br />
verbundenen Steine (Abb. 13). Heute werden die Feldsteine<br />
durch eine im Barock und im 19. Jahrhundert vorgesetzte,<br />
ca. 45 cm dicke Backsteinschale gehalten. Bautechnisch<br />
interessant ist außerdem die Tatsache, dass man im 14.<br />
Jahrhundert den ersten Mauerwerksabschnitt unmittelbar<br />
auf dem Feldsteinfundament und die Ecken des Gebäudes<br />
mit einem sehr festen und sehr feinen Kalkmörtel mauerte.<br />
Legt man entnommene Mörtelproben in Salzsäure, so<br />
lösen die Stücken fast nicht auf. Somit kann man davon<br />
ausgehen, da es sich beim Bindemittel nachweislich nicht<br />
um Gips handelt19 , dass man im Mittelalter hydraulischen<br />
Kalk verwendete. Dagegen wurde einen reichlichen Meter<br />
weiter oben und zwischen den bereits errichteten Ecken<br />
des Bleiturmes mit einem gröberen und nicht so festen<br />
Kalkmörtel weitergemauert. Die Backsteine haben etwas<br />
unterschiedliche Formate, aber meist eine Größe von 29<br />
… 31 x 13,5 … 15 x 8,5 … 10 cm³ und häufig wechseln<br />
sich Läufer mit Bindern ab. Mit einem leichten Grat profilierte<br />
man den Mörtel in den Fugen (Abb. 14). Vor dem<br />
Bau der Ringmauer und des Torhauses im 15. Jahrhundert<br />
strich man das Backsteinmauerwerk außen nicht, da keine<br />
Farbreste hinter der angefügten Mauer zu finden sind.<br />
Auch später sind für das Mittelalter keinerlei Anstriche<br />
oder Putze nachweisbar. An der Nordecke des Gebäudes<br />
ging zumindest in Teilbereichen das mittelalterliche Mauerwerk<br />
weiter nach Nordwesten und an der Südecke setzte<br />
sich eine halbsteindicke Wand nach Südwesten fort. Diese<br />
Mauerwerksbereiche wurden später abgeschlagen und deren<br />
Bedeutung konnte bisher nicht geklärt werden.<br />
Auf einer mittelalterlichen Burg stehen sich begrifflich<br />
„Turm“ und „Haus“ sowie „Wohnlichkeit“ und „Wehrhaftigkeit“<br />
gegenüber. 20 Unser Wissen über die Bezeichnung der<br />
Gebäude in <strong>Dömitz</strong> stammt aus nachmittelalterlicher Zeit,<br />
aus den Inventaren von 1576 und 1610. Möglicherweise<br />
haben sich aber diese Begriffe aus älterer Zeit erhalten. Sicherlich<br />
stellt man sich einen Turm mit so dicken Mauern,<br />
wie sie der Bleiturm aufweist, höher vor als er seit mindestens<br />
dem Ende des 16. Jahrhunderts ist. Ob er teilweise<br />
abgetragen oder nicht vollendet worden ist, konnte nicht<br />
nachgewiesen werden. Die beiden vorhandenen Geschosse<br />
hatten, wenn überhaupt, nur sehr kleine Öffnungen. Dies<br />
spricht für die Wehrhaftigkeit des Gebäudes. Hinweise für<br />
eine ehemalige Wohnnutzung, z. B. mittelalterliche Kamine,<br />
gibt es nicht. Auch waren die backsteinsichtigen Wände<br />
im Mittelalter nicht gefasst, selbst auf korrigierende<br />
Rotlasuren verzichtete man vollständig.