bauteil kommandantenhaus - Zugbrücke Festung Dömitz
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36 BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Anhang<br />
im Erd- und im 1. Obergeschoss. Er hatte 1576 ein hölzernes<br />
„spondach“ 9 (Holzschindeldach) und das „Pflaster“<br />
(Fußboden) war mit Blei überlegt. Allerdings hatte man an<br />
einigen Stellen schon ganze Stücke Blei herausgeschnitten.<br />
Vielleicht diente die Bleiabdeckung als Schutz vor Feuer<br />
und Geschossen. 10 1610 existierte an Stelle des Holzschindeldaches<br />
eine Eindeckung mit doppeltem „Flomstein“. Zu<br />
dieser Zeit beschrieb man den Turm zwei Gewölbe hoch<br />
und als massiv gemauert. Auch 1576 sind beide Geschosse<br />
schon eingewölbt. Das untere diente als Weinkeller und das<br />
obere als Vorratsraum. Im Weinkeller waren ein „4 Scheiben<br />
Fenster“ und „zwei schlossfeste Türen“ und im oberen<br />
Raum ebenso ein Fenster und „eine schlossfeste Tür“. Die<br />
Darstellungen entsprechen den heutigen Befunden. Beide<br />
Geschosse sind noch vorhanden, die Gewölbe konnten<br />
nachgewiesen werden und es müssen kaum Fenster vorhanden<br />
gewesen sein.<br />
Die weiteren Gebäude<br />
Am Bleiturm befand sich als nächstes die Küche. Dabei<br />
muss es sich um das Gebäude handeln, das auf dem Plan<br />
von 1612 im Nordwesten des Bleiturmes zu sehen und offenbar<br />
schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts nicht mehr<br />
vorhanden ist. 1576 werden darin ein Fleischhaus, die gewölbte<br />
Küche mit einem großen aufgemauerten Schornstein<br />
(wahrscheinlich eine Küchenglocke), ein Brunnen11 und ein gewölbter Keller unter der Küche beschrieben.<br />
An der Küche angebaut, auf der Westseite der <strong>Festung</strong><br />
folgen die „Newen Gemächer“ (1576) bzw. die „Hofstube“<br />
zwei Gemächer hoch (1610). Darin befinden sich im 16.<br />
Jahrhundert eine Schlafkammer, eine Stube, eine Hofstube<br />
und ein gewölbter Keller. Zu diesem Gebäude gehört ein<br />
hoher Turm mit der Wohnung des Hausmanns, einem „seiger“<br />
(Uhr) und Glocken. Nach dem Inventar von 1576 steht<br />
dieser über der Holzkammer, die sich vor der Hofstube befindet.<br />
Im Plan von 1612 ist dieser Turm nicht gesondert<br />
eingezeichnet. Es handelt sich wahrscheinlich auch nicht<br />
um den mittelalterlichen runden Turm12 , dessen Fundament<br />
sich noch in diesem Bereich befindet.<br />
Südwestlich an das Gebäude mit der Hofstube schloss sich<br />
direkt das Zeughaus mit der Harnischkammer an. 1610<br />
wird es zwei Gemächer hoch beschrieben, das oberste aus<br />
Fachwerk bestehend. Darunter befand sich ein gewölbter<br />
Bierkeller.<br />
Auf der Südwestseite der <strong>Festung</strong> stand das „newe Hauß“,<br />
welches das Brauhaus genannt wurde. 13 Zu Beginn des 17.<br />
Jahrhunderts wird es als Brau- und Backhaus bezeichnet.<br />
Es hatte fünf Böden zum Trocknen des Korns und unten<br />
war das eigentliche Brauhaus mit einem Brunnen, einer<br />
Stube und einer Kammer (Inventar 1576). An das Brauhaus<br />
war auf der Seite zum Wall hin ein neueres Gebäude mit<br />
Landsknechtwohnungen angebaut. Unter diesem befanden<br />
sich zwei Keller, die vom Brauhaus betreten werden konnten.<br />
Neben dem Brauhaus existierte noch eine Rossmühle.<br />
Eventuell handelt es sich dabei um das im Plan von 1612<br />
u-förmig dargestellte Mauerwerk auf der Südostseite der<br />
<strong>Festung</strong>. Vielleicht war dies auch eine Ruine oder diente<br />
der militärischen Nutzung, denn zwischen Brauhaus und<br />
<strong>Festung</strong>stor werden keine weiteren Baulichkeiten erwähnt.<br />
Über dem Eingangstor zur <strong>Festung</strong> hatte der Hauptmann<br />
sein Wohngebäude, das als zwei Gemächer hoch beschrieben<br />
wird. 1610 gibt es in der Zitadelle drei Brunnen, einer<br />
in der Küche und einer im Brauhaus, wie oben angegeben,<br />
und ein weiterer auf dem Wall, der durch das Gewölbe darunter<br />
geführt ist. In dem Plan der <strong>Festung</strong> (Abb. 25, Seite<br />
19), der in der Mitte des 17. Jahrhunderts entstand, sind<br />
diese angegebenen Brunnen eingezeichnet (grüne Kreise).<br />
Zusammenfassend kann man feststellen, dass sich die in<br />
den Inventaren angegebenen Gebäude mit großer Sicherheit<br />
denen im Plan von G. Evert Piloot 1612 eingezeichneten<br />
zuordnen lassen. Insbesondere die als „altes steinernes<br />
hohes Haus“ und als „Bleiturm“ bezeichneten Bauwerke<br />
können, auch auf Grund der Befunde am heutigen Kommandantenhaus,<br />
eindeutig lokalisiert werden. 14<br />
Fußnoten zum Anhang:<br />
1 LHA 2.12 – 1/5 Vormundschaften, Nr. 2<br />
2 LHA Schwerin, Landesteilungen 314 XLIX Fasc. 2, Inventar<br />
der Ämter, Häuser und Höfe 1610 des Schwerinschen<br />
Anteils, Bl. 755<br />
3 Leider konnte das Inventar von 1592 nicht eingesehen<br />
werden, da es zur Zeit zur Restaurierung vorgesehen ist.<br />
4 Das Inventar von 1576 hat für die Dachdeckungen<br />
mit Ziegelsteinen die Bezeichnungen „ziegelsteinern“,<br />
„schraubdach“ und „duppelten steindach“. Dagegen werden<br />
in der Beschreibung von 1610 folgende Unterscheidungen<br />
vorgenommen: „dobbelter flomstein“, „schraubstein“<br />
und „doppelter Hohlstein“. Bei der Bezeichnung<br />
„schraubdach“ bzw. „schraubstein“ könnte es sich nach<br />
einer Information von Jens-Christian Holst um eine Deckung<br />
mit S-Pfannen handeln. „Flom(en)“ kann für flach,<br />
Fliesen oder die Schuppen eines Fisches stehen (Renate<br />
Hermann-Winter. Plattdeutsches Wörterbuch, Rostock<br />
2003). Möglicherweise ist mit „doppelten Flomsteinen“<br />
eine Deckung mit Biberschwänzen (Flachziegel) gemeint.<br />
Somit würde für den Begriff „doppelter Hohlstein“ bzw.