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bauteil kommandantenhaus - Zugbrücke Festung Dömitz

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ANHANG - Aus den Inventaren 1576 und 1610<br />

Nach dem Tod des Mecklenburger Herzogs Johann Albrecht<br />

I. im Jahr 15761 wurde ein Inventar und nach dem Ableben<br />

von Herzog Karl 16102 eine Beschreibung des Hauses<br />

und der <strong>Festung</strong> <strong>Dömitz</strong> angefertigt. 3 Die Darstellungen<br />

der Gebäude in beiden stimmen überein. Im Text von 1576<br />

werden die einzelnen Räumlichkeiten und die darin befindlichen<br />

Ausstattungen umfangreich aufgelistet, während<br />

1610 hauptsächlich nur die äußere Erscheinung der Gebäude<br />

Erwähnung findet. Solche Beschreibungen von Burgen<br />

sind insofern von Bedeutung, als dass diese vor Ort vorgenommen<br />

wurden und folglich ein „Rundgang“ rekonstruiert<br />

werden kann. Die Begehung in <strong>Dömitz</strong> beginnt beim<br />

Inventar des 16. Jahrhunderts mit dem „alten steinernen<br />

hohen Haus“, also dem heute als Turm bezeichneten Gebäudeteil<br />

des Kommandantenhauses, und geht entgegen<br />

dem Uhrzeigersinn über die <strong>Festung</strong> bis zur „Hauptmanns<br />

Wohnung“ über dem Tor. 1610 fängt man vor dem Tor mit<br />

dem Zollhaus an und gelangt über die zwei <strong>Zugbrücke</strong>n<br />

zum Eingang mit der darüberliegenden Unterkunft des<br />

Hauptmanns (Abb. 2, Seite 6). Dann beginnt der Rundgang<br />

auf der <strong>Festung</strong> ebenfalls mit dem Turm („Fürstlichen<br />

Haus“) und wird entgegen dem Uhrzeigersinn fortgesetzt.<br />

Das „alte steinerne hohe Haus“<br />

Zuerst beschreibt man auf der <strong>Festung</strong> das hohe, heute als<br />

Turm betitelte Gebäude. 1576 ist es das „alte steinerne hohe<br />

Haus“, in dem sich die Gemächer des Fürsten und der<br />

Herzogin befanden. Im Inventar von 1610 wird ausgesagt,<br />

dass sich zur rechten Hand, vom Eingang aus gesehen, „das<br />

Fürstliche Haus“ befindet. Also wird übereinstimmend die<br />

Nutzung des Hauses zur Unterbringung des Fürsten angegeben.<br />

Es sei (1610) drei Gemächer hoch und die Erker<br />

unter dem Dach sind aus Fachwerk. Auch im Inventar von<br />

1576 werden drei Stockwerke mit Gemächern aufgezählt.<br />

Die obersten Gemächer müssen sich im Dachgeschoss<br />

befunden haben, da in diesen ebenfalls Erker aufgeführt<br />

werden. Darunter sind zwei weitere Geschosse mit Gemächern,<br />

also bequemen Wohnräumen. Zwei Keller befinden<br />

sich unter diesen, wovon einer gewölbt und der andere<br />

ungewölbt war. Als Keller bezeichnete man Vorratsräume,<br />

die nicht unbedingt unter der Erde liegen müssen. Die Beschreibungen<br />

entsprechen den mittelalterlichen Befunden<br />

am heutigen Turm. So sind die beiden Keller noch vorhanden<br />

und nur einer davon war im Mittelalter nachweislich<br />

gewölbt. Darüber hatte man zwei massive Geschosse gemauert.<br />

Die Räumlichkeiten, die sich ehemals im Dachstuhl<br />

BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Anhang<br />

befanden, konnten auf Grund der jüngeren Veränderungen<br />

nicht mehr nachgewiesen werden. Auch die Beschreibung<br />

für das heutige Erdgeschoss, bei der sich ein Gewölbe in<br />

einem Raum befand, trifft zu. Im nördlichen Teil sind noch<br />

die Spuren eines ehemaligen mittelalterlichen Tonnengewölbes<br />

vorhanden. Einen weiteren Hinweis, dass es sich bei<br />

diesen Darstellungen wirklich um den heutigen Turm handelt,<br />

liefert das Inventar von 1576 mit der Erwähnung einer<br />

„Anlehnung“ vor den Kellern. Dieser Anbau wurde zu dieser<br />

Zeit offenbar als Abstellraum genutzt und ist in der Zeichnung<br />

von 1612 auf der Westseite des Gebäudes zu sehen.<br />

Bei der Bestandsaufnahme 1576 werden von oben nach unten<br />

folgende Baulichkeiten erwähnt. Das Geschoss war mit<br />

Ziegelsteinen (1610: „dobbelter Flomstein“ 4 ) gedeckt und<br />

hatte Erker aus Fachwerk5 . Innen waren die Gemächer für<br />

den Fürsten, wenn er sich auf der <strong>Festung</strong> aufhielt. Es gab<br />

eine Schlafkammer mit „steinern“ Pflaster, einem Kamin6 ,<br />

einer Lehmwickeldecke und einem Fenster mit einem hölzernen<br />

Laden. Von dieser gelangte man in eine Kammer, die<br />

ein kleines Schreibkontor (Möbelstück zur Aufnahme von<br />

Büchern und Schreibgegenständen) und ein kleines Fenster<br />

hatte. Weiterhin werden für das Dachgeschoss eine Stube<br />

mit Dielen aus Nadelholz, einem Kachelofen und einem,<br />

mit grünem englischen Tuch gefütterten Erker mit großem<br />

Fenster sowie eine kleine Stube mit einem Kamin, einem<br />

kleinen Kachelofen, einem kleinen Fenster und steinernem<br />

Pflaster erwähnt. Im Obergeschoss waren die Gemächer<br />

der Herzogin. Dazu gehörten eine Schlafkammer mit einem<br />

Kamin, einem Fenster und einem steinernen Fußboden sowie<br />

eine Stube mit Kachelofen und einem großen Fenster.<br />

Im Erdgeschoss befanden sich eine Kammer mit kleinem<br />

Kachelofen und ein gewölbter Raum, in dem man Papiere<br />

in einem Wandschrank7 und in Behältnissen verwahrt<br />

hatte. Die beiden Räume im Kellergeschoss wurden als<br />

Speisekeller genutzt, wovon ein Raum gewölbt war8 . In der<br />

„Anlehnung“ vor den Kellern, die mit Steinen gedeckt war,<br />

stand ein Kachelofen. Die Tatsache, dass kein Wendelstein,<br />

wie an anderer Stelle, oder eine andere Treppenkonstruktion<br />

Erwähnung findet, lässt eine normale Holztreppe im<br />

Inneren des hohen Gebäudes vermuten.<br />

Der Bleiturm<br />

Auf der anderen Seite des „fürstlichen Hauses“ befand<br />

sich der „Bleig Thurm“ (1610: „Bleichthurmb“). Dieser bildet<br />

mit seinen fast 3 m dicken mittelalterlichen Mauern<br />

heute den nordwestlichen Teil des Kommandantenhauses<br />

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