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bauteil kommandantenhaus - Zugbrücke Festung Dömitz

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Torhaus - „Altes hohes Haus“<br />

Kommt man durch die gewölbte Durchfahrt auf die <strong>Festung</strong>,<br />

sieht man auf der rechten Seite, im Norden, ein hohes<br />

backsteinernes Gebäude, das durch ein Rautenmuster<br />

im Mauerwerk auffällt (Abb. 1). Dieses Ornament, gebildet<br />

aus schwärzlich gebrannten Backsteinen, lässt eine Errichtung<br />

des heute als Turm bezeichneten Gebäudes im 15.<br />

Jahrhundert annehmen. Zwar gibt es solche Rautenmuster<br />

im Gebiet des Deutschen Ritterordens schon im 14. Jahrhundert,<br />

jedoch sind sie in unserer Region erst ab etwa<br />

1400 anzutreffen. Auch die kreisförmige Blendnische an<br />

der Ostfassade spricht für eine solche Datierung. Dieses<br />

reichlich 8 m breite, ca. 10 m lange und mit Keller mehr als<br />

13 m hohe Haus war ursprünglich freistehend und nur im<br />

Nordwesten durch eine ebenso hohe Mauer mit den dahinterliegenden<br />

Burggebäuden verbunden. Auf einem Plan,<br />

der von dem aus Emden stammenden und in Diensten des<br />

Mecklenburger Herzogs Adolf Friedrich I. stehenden Baumeisters<br />

Ghert Evert Piloot 1612 gezeichnet wurde, ist diese<br />

bauliche Situation gut zu erkennen (Abb. 2). Das Mauerwerk<br />

der Nord-, Ost- und Südfassade hat eine Stärke von<br />

etwa 2,4 m. Dagegen ist die Westwand, die heute im Inneren<br />

des Kommandantenhauses liegt, nur etwa 1,4 m dick.<br />

Hieraus kann man schließen, dass die stärkeren Mauern zu<br />

den Außenseiten der Burg zeigten und die um einen Meter<br />

dünnere Wand zum Burginneren lag. Auch die jeweils in<br />

der Nord- und an der Ostfassade nachweisbaren schmalen<br />

schlitzartigen und damit wehrhaften mittelalterlichen Fenster<br />

weisen auf eine Ausrichtung zur Außenseite der Burg<br />

hin (Abb. 3). An der Ostfassade befindet sich eine größere,<br />

oben segmentbogenförmig abgeschlossene Öffnung, die<br />

heute zugemauert ist. Durch die jetzigen Untersuchungen<br />

konnte diese eindeutig als Toröffnung bestimmt werden.<br />

Selbst ein im Mittelalter eingesetzter Stützkloben für die<br />

nach außen öffnenden Torflügel wurde noch vorgefunden<br />

(Abb. 4). Im Inneren ist diese Öffnung spitzbogig überwölbt<br />

(Abb. 5). Interessanterweise befindet sich genau gegenüber,<br />

also in der schmaleren Westwand des Gebäudes,<br />

die zum Burginneren zeigte, eine ebensolche Öffnung. Man<br />

kann also mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass es<br />

sich hier um eine mittelalterliche Tordurchfahrt und damit<br />

bei dem Gebäude ursprünglich um ein Torhaus handelte.<br />

Auch die Aufwertung des Gebäudes durch das Rautenmuster<br />

und die vorhandene Kreisblende rechts oberhalb des<br />

Portals (sicherlich existierte links ebenfalls eine) deutet<br />

auf eine solche, auch repräsentative Funktion hin (Abb. 6).<br />

Die an der Nordwestecke des heute als Turm bezeichne-<br />

ten Gebäudes abgehende, etwa 8 m lange und über 2,5<br />

m dicke Backsteinmauer ist mit ihm verzahnt und wurde<br />

gleichzeitig mit diesem im 15. Jahrhundert erbaut. Da<br />

keine weiteren mittelalterlichen Verzahnungen an dieser<br />

Mauer und am anschließenden Gebäude (Bleiturm) vorhanden<br />

sind, kann sie nur als Ringmauer der Burg gedient<br />

haben. Im Erdgeschoss sind heute noch zwei mittelalterliche<br />

Segmentbogennischen mit schrägen Leibungen in dieser<br />

Mauer zu sehen, deren Lichtöffnungen nach Nordwesten<br />

sehr schmal (ca. 26 cm) gewesen sein müssen. Da sich<br />

diese Scharten in der Ringmauer der Burg befanden und<br />

nach den bisherigen Erkenntnissen in einen offenen Hof<br />

führten, können sie nicht zur Belichtung gedient haben.<br />

Mit dem Einsatz von Handfeuerwaffen im 15. Jahrhundert<br />

sind auch Schießscharten in niedriger Lage, hier ca. 2 m<br />

über dem Gelände, möglich. 7<br />

Abbildung unten:<br />

1 - Rautenmuster aus dunkel gebrannten Backsteinen an<br />

der Ostfassade, typisch für das 15. Jh. in dieser Region<br />

1<br />

BAUTEIL KOMMANDANTENHAUS Torhaus - „Altes hohes Haus“<br />

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