64—GW B R U S S E L S Er holt stets das letzte Quäntchen Leistung aus seinen Rennwagen heraus, und nichts weniger verlangt er auch von seinen Mechanikern und dem Red-Bull-Team. Mit nur 25 Jahren ist Sebastian Vettel der jüngste Doppelweltmeister in der Geschichte der Formel 1. Er bekam im Februar <strong>2012</strong> das silberne Lorbeerblatt verliehen, die höchste deutsche Ehrung für sportliche Leistungen. Als er einige Monate zuvor seine Heimatstadt Heppenheim besuchte, wurde er von 30.000 Fans begeistert empfangen – 5.000 mehr als die Kleinstadt Einwohner hat. Der Mann, von dem der britische Fernsehkommentator und ehemalige Rennfahrer Martin Brundle einmal sagte, er sei « Vorsicht bei Sensibilität gegenüber extremen Geschwindigkeiten » „der schlaksige Junge, der immer in kurzen Hosen an der Rennstrecke herumläuft“, ist beherrscht und leistungsorientiert. Er macht nebenbei Kung-Fu- Training, kann Ski fahren wie ein Profi , spielt in Musikvideos mit und hat mit dem koreanischen Rapper und Internet- Phänomen Psy dessen selbsterfunden Gangnam-Style getanzt. Seine Rennwagen nennt er Luscious Liz, Kate’s Dirty Sister und Kinky Kylie. Kein Wunder also, dass Vettels Visitenkarte die folgende Warnung bereithält: „Vorsicht bei Sensibilität gegenüber extremen Geschwindigkeiten und hoher Aufregung. Cool unter Druck.“ Ich treff e ihn nach der schwierigen ersten Hälfte dieser Formel-1-Saison und der Druck ist hoch. Doch die Frage, ob dies seine bisher schwierigste Saison sei, beantwortet er mit einem entspannten Grinsen. „Der Druck, gute Ergebnisse zu liefern und Rennen und Meisterschaften zu gewinnen, ist eigentlich immer da“, sagt Vettel. In einer Saison, in der es vor allem auf konstant gute Leistungen ankommt, hält sich Vettels Frust über seine anfänglich eher mäßige Performance auff ällig in Grenzen. „Natürlich hätte ich gern mehr Rennen gewonnen“, gibt er zu. „Aber alle anderen sind in derselben Situation... Aber es stimmt – dieses Jahr wird vor allem Beständigkeit der Schlüssel zu beiden Meisterschaften [Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft] sein.“ Vettel freut sich besonders, dass es nach der Sommerpause in Spa weitergeht, wo er in der Saison 2011 den Grand-Prix-Titel gewann. „Die Strecke ist stark von der umliegenden Natur charakterisiert“, so Vettel. „Ich mag sie sehr, natürlich auch, weil ich hier letztes Jahr gewonnen habe. Die Höhenunterschiede und das unvorhersehbare Wetter machen Spa zu einer großen Herausfor- derung. Ich denke, die anderen Fahrer sehen das ähnlich. Es ist schön, nach der Sommerpause wieder hier zu sein.“ Seine Sommerferien unterbrach der Champion, um ein Foto zu schießen. Allerdings nicht irgendein Foto - Vettels Bild, mit dem Titel The Red Wall Mountain, entstand für das Zoom-Benefi zprojekt zugunsten des Great Ormond Street Kinderkrankenhauses in London. Alle Piloten, die gegenwärtig in der Formel 1 fahren, steuerten jeweils ein selbst fotografi ertes Bild bei und der Formel-1-Boss Bernie Ecclestone machte sogar zwei. Alle Fotos wurden zugunsten des Projekts meistbietend versteigert. Vettels Bild zeigt die Rote Wand, einen Berg im österreichischen Lechquellengebir- Marcel Hartmann / Contour by Getty Images
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