Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 - Memoria Medicinae

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 Bey dem Gegenwurfe der Beschaffenheit der Bebäude ist sich nach folgenden Maßregeln zu richten. 1. Muß das vorzügliche Augenmerk genommen werden, daß die in die Kontumaz tretende von allen jenen Personen, so mit ihnen sich nicht zu vermischen haben, durch zureichende Verschließungen abgesondert seyen, hinfolglich haben mit selben gemeinschäfftlich nur jene aus dem Kontumazamtspersonali umzugehen, die mit den Kontumazisten den nämlichen Kontumaz- Periodium zu machen, und die nämliche Kontumazzeit auszuhalten verbunden sind. Und dieses sind die allgemeinen Regeln nach bloß die exponirten Reinigungsknechte, die sich in die Kontumazhäuser mit zu verschließen, und die Reinigungszeit mit zu erstrecken haben, ohne daß ihnen gestattet werden kann, sich während solcher Zeit jemals aus solchen Verschließungen zu begeben. 2. Kapläne, Chirurgi, Ueberreiter, Aufseher etc. ja der Kontumazdirektor selbst hat sich mit den Kontumazisten nicht zu vermischen, hinfolglich seine, und respective ihre Amtspflichten dermaßen in Obacht zu nehmen, daß sie keinen in der Kontumaz stehenden Körper von Menschen, Viehe, Waaren berühren sollen, maßen sie sich durch die Berührung die Kontumaz mit zu unterziehen verbunden, hinfolglich gegen andere in dem nämlichen Kontumaz-Periodo nicht eingeschlossene Partheyen ihre Amtspflichten zu verrichten außer Stand gesetzet würden. 3. Um nun dieser Unordnung auszuweichen, haben die Personen, von denen gehandelt wird, ihre Verrichtungen mit der dahin abzielenden Aufmerksamkeit einzuleiten, vorzüglich aber 4. Ist zu sorgen, daß die für sie zubereitete Wohnungen mit solchen Vorsichten hergestellet, und gelagert werden, daß obverstandenen Maßregeln gemäß keine Unordnungen erfolgen mögen. Und in dieser Betrachtung 5. Müssen die Kontumazwohnungen mit Rastellen versehen werden, durch welche der Medicus oder Chirurgus die Visitation in der Entfernung vornehmen, der Kontumazdirektor oder andere mit erfoderlicher Vorsichtigkeit den Kontumazisten sprechen, sie examinieren, und ihnen die Erfodernisse der Nahrung ohne aller Vermischung von außen zubringen lassen könne. [1267] 6. Die Gelegenheiten für die wirkliche Kontumazisten müssen dermaßen angebracht werden, daß die Umzinglungsmauer oder Blanken so hoch und sicher gebauet, daß aller wahrscheinlichen Möglichkeit einer Vermischung, oder Communication mit freyen Personen vorgebogen seyn möge. In gleicher Betrachtung 7. Müssen die Waarenstädel oder Magazine mit den nämlichen Einschränkungen umgeben seyn. 8. Auf gleiche Art ist die Visitationsstube inner der Beschräkung der Kontumazisten dermaßen zu errichten, daß der außer der Kontumaz befindliche Medicus oder Chirurgus von den Kontumazisten ausgeschlossen, in geziemender Entfernung die kontumazirende Körper, ohne NB. Berührung besichtigen, und über ihre Gesundheitsumstände examiniren, und erforschen möge. 9. Scheinet keine Ursache obhanden zu seyn, für Kranke oder gar Impestirte besondere Lazarethe zu erbauen, die ersten bedürfen keiner so besonderen Absonderung, und bey den wirklich mit der Pest Behafteten würde schon die Uebertragung von einem Hause in das andere außer der Kontumazverschließungen gefährlich, hinfolglich damals weit besser dahin der Bedacht zu nehmen seyn, daß jener Theil, wo sich die Krankheit wirklich entdeckete, mit verdoppelt und dreyfach vermehrten Vorsichten gegen die anliegende, und noch um so mehr gegen freye Plätze versichert werde. Hinfolglich würde zu solchem Ende diese Absonderung durch zureichende Wachen, Erhöhungen der Umzinglungsmauern und Blanken mehr versichert, und die Kranken so viel möglich in Zimmern abgesondert werden müssen. Nach welchen Grundsätzen demnach in Herstellung der Kontumazstationen, oder in ihrer Verbesserung, wenn die wirklich Stehenden nicht mit allen diesen Vorsichten vesehen wären, fürzugehen ist.
Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 §. II. 59 Es sind ferner diese Kontumazgebäude und vorzüglich die Magazine, Städel, Schupfen etc. sowohl, als die Wohnungen der Beamten in beständig baulichem, und ihrer Bestimmung angemessenem Stande zu erhalten, hinfolglich zu sorgen, daß durch eine geringe Vernachläßigung einer zeitlichen Aufmerksamkeit die Verbsserungskosten zur Last der Schatzkammer nicht erschweret, vornämlich aber in den Magazinen gegen das Einregnen gesorget werde, durch welches manchmal den in der Reinigung befindlichen Waaren großer Schaden zugefüget wird, deren sorgsame Erhaltung den Pflichten des Directors hauptsächlich oblieget. Damit nun diesem Geschäffte allezeit gleiche billige Maß und Ordnung beobachtet werde, so wird hiemit gesetzmäßig geordnet, daß nöthige Ausbesserungen die weniger als 20 fl. betragen, von den Kontumazdirektoren selbst alsogleich unter eigener Verantwortung vorgenommen werden sollen, besonders wenn die Zeit und die Vorsicht größeren Schaden zu verhüten, allem Aufschube widerstrebete, sollte hingegen die Vorsorge nicht so urplötzlich erfordert werden, so ist die Nothdurft den vorgesetzten Sanitätskommissionen anzuzeigen, der Bericht mit Riß- und Kostenüberschlage zu begleiten, und dieser nicht nur allein mit dem Kameralbeamten, wo einer in der Nähe vorhanden, zu berathschlagen, sondern auch seiner Mitfertigung vorzulegen; die Sanitätskommission hat hierauf den Antrag wohl zu überlegen, und so lang die Ausbesserung 100 fl. nicht übersteiget, oder keine unaufschiebliche Veranlassung zu treffen ist, das Erforderliche anzuordnen, und das Geschehene in dem Protokolle anzuzeigen. Wenn aber schlüßlich der Aufwand über 100 fl. sich erstrecket, oder die Frage auf eine neue noch wichtigere Herstellung ankömmt, so ist das Erfoderliche an Unsre Sanitätshofdeputation gutächtlich mit Risse und Kostenüberschlage ohne Zeitversäumniß zu begleiten, und von dieser der weitere Befehl zu gewärtigen. Die von dem Kontumazdirektor unterschriebene und gerechtferigte Auszügel über die Gebäude, wenn sie auch die mit unterzogene Bestättigung des vorgesetzten Sonitätskommissions-Praesidis mit sich führen, werden von den nächst [1268] anliegenden kaiserl. königl. Kameralmauthämtern zu bezahlen, und in den Amtsrechnungen als Ausgaben der Ordnung nach einzusetzen seyn. §. III. 60 Damit die allseitige Sanitätsgebäude in gutem erfoderlichen Stande desto sicherer, wie die in den Kontumazstationen angestellte Beamten in den ausgemessenen Schranken ihrer Schuldigkeit erhalten werden, hat die jeden Landes vorgesetzte Sanitätskommission durch eine verläßliche beschworne Person, und vorzüglich, wenn es thunlich, durch Sanitäts-Medicos jährliche wenigstens einmal, jedoch in der Stille und ganz unversehens die unterhabende Stationen untersuchen zu lassen, welche die gefundenen Gebrechen der Kommission zu eilfertiger Vermittelung ohne Rückhalt bey schwerester Verantwortung anzuzeigen wissen werden. §. IV. 61 Ein jeder in Pflichten stehender Kontumazdirektor soll ein gottesfürchtiger, bescheidener, der Trunkenheit auf keine Weise ergebener Mann seyn, der dem wichtigen Geschäffte, dem er vorgesetzet ist, mit allzeit gleicher Aufmerksamkeit und ununterbrochenem Eifer obliegen kann, er soll gegenwärtiges Gesetz und die Vorschrift des jenen vom 25. Augusti 1766 sonderheitlich beständig vor Augen haben, die beträchtlichen Folgen, die durch seine Nachläßigkeit entspringen können, zu Gemüthe führen, die ihm in dem Amte Untergebene zu Vollziehung ihrer 59 Anmerkung am rechten Rand „Ihre Erhaltung“. 60 Anmerkung am linken Rand „Die Stationes sind jährlich einmal zu visitiren“. 61 Anmerkung am linken Rand „Aufmerksamkeiten eines Kontumazdirektors“.
Seite 1 und 2: Sanitäts- und Kontumazordnung von
Seite 21: Sanitäts- und Kontumazordnung von

Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 - Memoria Medicinae

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?