Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 - Memoria Medicinae

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Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 §. XXII. 79 Alle übrige Waaren es seyen solche der Ansteckung unterworfen, oder nicht, müssen in die Kontumazmagazine übertragen werden, und jene, welche nicht giftfangend, reiniget man alldort mit aller Vorsorge jedoch in Gegenwart des Kontumazdirektors, der aber wie allezeit wachen muß, daß er sich in geziemender Entfernung halte, um sich nicht selbst zu vermischen, hinfolglich sich aller außer dem strengen Kontumaz (der er eben in solchem Falle unterliegen müßte) vorfallenden Arbeiten unfähig zu machen. Es werden bey dieser Operation die ansteckenden Umschläge oder Einwicklung, als Papier, Baumwollen, Leinwand, Tuch, Faden und dergleichen abgesönderet, das Holz, Metall, Truhen oder Fässer, worinnen die nicht gift- [1274]fangende Waare lieget, mit Wasser übergossen, und abgewaschen, sodenn allenfalls die reine Waare ohne längeren Aufenthalt alsogleich frey verabfolget. §. XXIII. 80 Die Weinbeere und Asche können gleichfalls ohne Zeitverlust aus dem Kontumazhause übergeben werden, wobey man den Sack oder Paquet, in welchem sie sind, an den Ecken zu beschneiden, und das aufgeschnittene Stück mit Pech zu überschmieren hat, Truhen und Fässer aber, wenn die Waare sonst mit keiner Einwicklung versehen, werden wie gemeldet, blos mit Wasser übergossen. §. XXIV. 81 Folgen die Gattungen jener Waaren und Dinge, die überhaupt für nicht giftfagend erkennet, hinfolglich nach verstandener Entledigung allen giftfangenden Gepacks, ohne Vollstreckung der Kontumazfrist alsogleich zum weiteren Handel, und Wandel außer der Kontumaz mit Vorsicht der nicht Vermischung übernommen, und weiter befördert werden können. Alaun, Aloe, Affione, Ambra, Antimonium, Angelica, Arsenicum, Assa foetida, Archifolim, Aniß, Asche gemeine und spanische, Asflor, Austern, Blech, Butter, Buchsbaum, Bleyweiß, Bohnen, Brechnüsse, Benesaamen, Brustbeere, Blumenkohlsaamen, Borax rafinirter, Biesam, Brasilienholz und dergleich. Calmus, Chiocolata, Caccau, Caffée, Curcussu, Cardomomum, Corallen, Cubeben, Coccus indianische, Calpa, Catto, Caperi, Cremor tartari, Cassienrinde, Datteln, Diamanten und alle Edelstein. Drat, Eicheln, Eßwaaren, Elephantenzähne; Fasolen, Feigen frische und gedörrte, Fleisch gesalzenes und geräuchertes, Folium indicum, Fischbein, Fischöl, Fischrogen, Fische frisch und gesalzene, sonderlich Krepsen, Schildkröten und dergleich; Fleischleim, Firniß, Farbe blau und andere. Getreid, Gebäck, Giftwurzel, Gewürz, Glas leeres, als Flaschen und dergleichen, Giugolena, Gummi, Gewürznägel, Grünspan, Holz, Hülsenfrüchte, Hönig, Ingwer. Knoppern, Kienruß, Kampfer, Kimmel, Käse, Limonien, Portugesen, Lapis lazuli, Laternenhorn und anderes. 79 Anmerkung am rechten Rand „Was bey andern nicht giftfangenden Waaren zu beobachten?“ 80 Anmerkung am linken Rand „Die Weinbeere und Asche“ 81 Anmerkung am linken Rand „Specification der nicht giftfangenden Waaren“.
Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 Mandeln, Pistachi ohne Schalen, Marmor, Metalle, Messing, Mastix, Muschiami, Mußkatnüße und alle Drogereyen; Mehl, Oel, Orpiment, Opium. Porcelain, Perlein, Pilatro, Pflanzen, Pomaden, Pech; mit Peche überstrichene Stricke, Pflaumen, Pfeffer, Pignoli; Quecksilber. Rhabarbara, Reiß, rothe Erde. Safran, Salz, Straußeyer, Schmergel, Seife, Sorbet, Stärke, Storax, Sal amoniacum, Sal nitri, Scialapa, Seidenwürmsaamen, Spargel, Körbe und anderes Gezeug von spanischen Strohe, Sparto genennt, Sublimatum, Sottemachio, Steve lacca, Scagliola, Schiffe, nach ganz hinweggenommenen, von der suspekten Seite herkommenden Seilwerke, nachdem sie durch 48 Stunden täglich mit Wasser ganz durch einen Reinigungsknecht überwaschen werden. Es muß aber nachhin der Reinigungsjknecht die vorgeschriebene Kontumaz machen. Tamarinden, Torf, Tucia, Terra di ombra, Terra ariana. Vitriol, Vogelleim. Waydkraut, Wein, Weinbeerl, Weyhrauch, Wachs. Zucker, Ziebet, Ziebeben, Zeduaria, Zensero, Zimmet, Zinn. Alle diese ungezweifelt nicht giftfangende Waaren können mit oben beschriebenen Vorsichten aus dem Kontumazmagazine unbedenklich vorabfolget werden, wenn schon der für die übrigen giftfangende Waaren, Vieh und Personen bestimmte Termin noch nicht erstrecket ist. [1275] §. XXV. 82 Gleichwie übrigens die Knoppern für nicht ansteckend gehalten werden, also wird von vielen geurtheilet, daß eben dasselbe bey den Galläpfeln, als einer ähnlichen Frucht statt finden solle; auch wird das Weydkraut und andere Farben für nicht ansteckend gehalten, und diese wollen, daß die Cochenille und Senisblätter nicht anstecken seyen, allein die allgemeine Gewohnheit bringet mit sich, daß sowohl die Galläpfel als die Cochenille und Sennisblätter der Kontumaz unterworfen werden; daher Wir ein gleiches in Unsren Kontumazhäusern beobachtet wissen wollen. §. XXVI. 83 An vielen Orten ist man der Meynung, daß das Gewürz die Kraft habe, die erste Einwiklung zu reinigen, mithin es überflüßig sey diese abzunehmen. Andere behaupten daß zur Erleichterung der Handelschaft die Lebensmittel gleichfalls ohne Entfernung des Umschlags anzunehmen seyen. Imgleichen könne man Metalle, Drat, gesalzene Fische in Fäßern und dergleichen ohne Reinigung, und Ueberwaschung, wie vorgeschrieben worden, übergeben; allein alles dessen ungeachtet befehlen Wir daß zu größerer Sicherheit die oben vorgeschriebene Vorsichten, mittelst Hinwegnehmung der Umschläge, Stricke, etc. niemals außer acht gelassen werden. 82 Anmerkung am rechten Rand „Galläpfel, Kochenille und Sennisblätter werden unter die nicht giftfangende keineswegs gerechnet“. 83 Anmerkung am rechten Rand „Gewürz reiniget nicht die Involutra“.
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