Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 - Memoria Medicinae

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Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 anzuzeigen gebühret, daher die oben verhängte Todesstrafe wider solche vorzüglich Platz greifen müßte, wenn sie aus Nachläßigkeit, Gefährde oder aus was immer für Ursachen wissentlich sich eine Verschweigung zur Last kommen ließen. Wenn nun die mit der Pest wirklich überfallenen Personen geheilet, und alle die Waaren nach der vorgeschriebenen Strenge gereiniget, oder aber während der bereits erstreckten Kontumazzeit sich alles in guter Gesundheit befunden, auch gar keine widrigen Zufälle entstehen, ist den kontumazirenden Menschen und Waaren der gemeinschäftliche Umgang, oder libera Practica mit folgenden Beobachtung zu ertheilen. §. XXXII. 89 Vorzüglich müssen die dem Kontumazirenden beygegebene Sanitätsknechte, oder Wächter über die guten Gesundheitsumstände vernommen, sodenn die Personen wiederum durch den Sanitäts- Medicum, oder Chirurgum mit vorgeschriebenen Behutsamkeiten visitiret werden, und wenn weder ein noch anderen Orts sich einige Bedenklichkeiten äußeret, sind Menschen, Vieh und Waaren nochmals zu überzählen, und einem so, wie dem andern der freye Umgang, und Umlauf zu gestatten, äußeren sich hingegen bedenkliche Umstände, träfe die eingenommene Zahl der Personen, Vieh oder Waaren bey der Vollendung der Kontumaz nicht überein, so ist der Sache an den Grund zu schauen, die unterwaltende Ursachen genau zu untersuchen, und Falls sich bey deren Erhebung nicht aller Zweifel einer Gefahr, oder Gefährde entwickelte, sind die Kontumazirende keineswegs zu entlassen, und die erhobenen Bedenklichkeiten der vorgesetzten Sanitätskommission anzuzeigen, welche in Sachen, was weiter vorzukehren sey, vorschreiben wird. §. XXXIII. 90 Ueber die mit Ordnung vollstreckte Kontumaz ist den Partheyen eine Urkunde von dem Directore gratis zu bestellen, und in solcher der Namen, Alter, und Leibesgestalt der Personen, nicht minder das in die Kontumaz mit eingenommene Vieh, und Waaren kurz zu beschreiben, wie dießfalls die Vorschrift vom 31. Jäner 1769 vorhanden ist, und sogestaltig nach bezahlten vorgeschriebenen Kontumaztaxen sind Menschen, Vieh und Waaren zu entlassen, ohne daß über das Maß der Vorschrift einige Belohnung, Geschenke, oder was immer für eine Abgabe unter einigem Vorwande bey Verluste des Dienstes, der dawider handelt, abgesondert oder veranlässet werden solle. §. XXXIV. 91 Vorzüglich ist zu sorgen, daß den Kontumazisten zur Beförderung ihrer Reisen, auch Fortbringung ihrer Waaren, nach vollendeter Kontumaz das nöthige Fuhrwesen, um das sie selbst nicht umsehen können, gegen billigen Bedingnissen beygeschaffet, und die gereinigten Waaren in ihre vorige Ballenform geleget, nach der von dem Directore geschehenen Revision den Eigenthümern zurück gestellet werden. [1280] 89 Anmerkung am rechten Rand „Mit was Vorsichten den Kontumazisten der freye Umgang zu gestatten sey“ 90 Anmerkung am rechten Rand „Hindanngabe der Reinigungsfeden“. 91 Anmerkung am rechten Rand „Sorge bey Zurückstellung der gereinigen Waaren“.
Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 §. XXXV. 92 Bey jeder Kontumazstation ist eine nöthige Militarbedeckung bey Händen, welche von ihrer Obrigkeit die maßgebende Instructiones, und vorzüglich dahin die Anweisung zu erhalten hat, daß sie in den Sanitätsgeschäfften den Anordnungen des Kontumazdirektors vollkommenes Genüge leisten, und in der Station sowohl, als in den allenfalls zu besorgen habenden Bedeckungen und Begleitungen der Kontumaz annoch unterworfenen Personen sich aller Vermischung sorgfältig enthalten solle, maßen, wenn diese erfolget wäre, die Militares selbst unnachsichtlich, und zu allen Zeiten ohne Ausnahme gleich andern, die sich vermischet haben, der Kontumaz zu unterwerfen wären. §. XXXVI. 93 Aus allen dem angeführten erhället, daß der Kontumazdirektor überall jene Person sey, welchem alles das in den Stationen angestellte Personale, als Medici, Chirurgi, Kapläne, Aufseher, Dolmetsch, Ueberreiter, Reinigungsknechte oder Wächter, soviel deren aufgestellet, oder anzuordnen nöthig seyn wird, in dam Maß der Sanitätsgeschäfften subordiniret sind. Daher dieser zu sorgen hat, daß nicht nur allein seines Orts, sondern auch von allen den übrigen ihren Pflichten das strengeste Genügen geleistet werde. §. XXXVII. 94 Die Ernennung der Medicorum oder Chirurgorum, der Dolmetschen und Kapläne, so wie des Kontumazdirektors geschieht von Uns selbst durch die angeordnete Sanitätshofdeputation, die die Sanitätskommissionen hierinnfalls der Ordnung nach gutächtlich zu vernehmen hat. Dahingegen werden die übrigen Personen, so in den Kontumazstationen erfoderlich sind, als Aufseher, Wächter, Ueberreiter, Reinigungs- und andere Knechte, und dergleichen von dem Kontumaz- Directore der vorgesetzten Sanitätskommission vorgeschlagen, und von dieser ernennet, und bestättiget, worüber in den Protokollen die Anzeige geschehen muß. §. XXXVIII. 95 Der Kontumazdirektor wird beflissen seyn unter gesammten Kontumazbeamten, Knechten und Wächtern, wie auch unter den Kontumazisten selbst die gehörige Ordnung, Ruhe und gutes Einverständniß zu erhalten, und zu befördern, folglich allen entstehenden Streit und Uneinigkeit beyzulegen, und zu unterdrücken, und gleichwie er in den meisten Stücken seines Amtes hiemit seine maßgebende Vorschriften erhält, so kann er in jenen Fällen und Umständen, die etwann allda nicht vorgesehen worden, und wo aller Verzug gefährlich wäre, Provisionalanordnungen nach gewisser Vorsicht und Bescheidenheit zwar ankehren, muß jedoch der betreffenden Sanitätskommission alsogleich davon Nachricht ertheilen, und derselben weitere Befehle erwarten. 92 Anmerkung am linken Rand „Instruction der Militarwache, so den Stationen beygegeben“. 93 Anmerkung am linken Rand „Subordination an den Kontumazdirektor von allen in den Stationen angestellten Personen“. 94 Anmerkung am linken Rand „Wie durch wen die Aemter ersetzet werden“. 95 Anmerkung am linken Rand „Kontumazdirektor kann in zweifelhaften Umständen Provisionalordnungen ankehren“.
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