Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 - Memoria Medicinae

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Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 §. IV. 116 Unter diesen Personen, wenn mehrere an einer Station vorhande, ist eine Rolle oder Reihordnung zu halten, damit unter ihnen und ihren Pflichten die Bürde der Arbeiten nach Thunlichkeit auf gleiche Maß getheilet werde, worinnen der Direktor keiner Partheylichkeit Platz geben, sondern dießfalls eine genaue Vormerkung halten solle. §. V. 117 Wie sich die Reinigungsknechte bey sorgsamer Entwicklung der giftfangenden Umschläge, bey Eröffnung der giftfangenden Ballen, bey ihrer Durchbohrung, der Vermischung, Auslüftung mit den Händen, bey vorzüglichster Rücksicht, den Waaren zu schonen, zu verhalten haben, ist in den Instruktionspunkten des Kontumazdirektors umständlich enthalten; es wird also dieser beflissen seyn, ihnen ihre dießfällige Pflichten und Manipulationsart mündlich zu erklären, sie bey der Kontumaz nicht unterworfenen Waaren anfangs persönlich zu zeigen, maßen solches von weit größerem Nachdrucke seyn wird, als eine Wiederholung, die allda schriftlich angebracht würde. Die Reinigungsknechte haben sich in bedenklichen Fällen den Befehlren des Direktors zu fügen, wenn er ihnen zu mehrerer Prüfung der reinigenden Waaren den Auftrag macht ihre Nachtruhe auf den baumwollenen Ballen oder andern dergleichen Effekten zu nehmen, maßen sie sich dem gemeinen Besten zu Liebe aussetzen müssen. Der Kontumazdirektor hat allen ihnen ihre Instruktionspflichten in der üblichen Landessprache deutlich zu erklären, und vorzulegen, und dieses nicht nur allein, da sie zu ihrem Amte bestellet werden, sondern auch jährlich zweymal an einem bestimmten Tage, in welchem er denselben alle ihre Pflichten, und die Strenge ihrer Verantwortung auf das ernsthafteste abzuschildern, und zu erklären beflissen seyn wird. §. VI. 118 Sobald unter den Kontumazisten sich eine Krankheit zeigen sollte, ist es ohne Verzug dem Direktor anzuzeigen, bey Leib- und Lebensstrafe aber nichts zu vertuschen, wenn sich wirkliche Zeichen einer Pest offenbaren möchten. §. VII. 119 Bey Rechnung der Lebensmittel, Briefschaften, und des Geldes ist eben die strengste Obsorge zu tragen, damit keine Vermischung erfolge, zu welchem Ende die Sanitätsknechte, und Guardiani von dem Direktor schon ihre praktische Belehrung erhalten werden. [1287] §. VIII. 120 Es ist Niemand ohne Vorwissen des Direktors in das Kontumazhaus der Eingang zu gestatten, sondern solches beständig geschlossen zu halten, überhaupt aber dieser Eintritt vorwitzigen und herum laufenden Personen nicht, und noch weniger Weib und Kindern der Reinigungsknechte, Wächter etc. zu bewilligen, maßen Niemand dahin zu kommen Befugniß hat, als der wegen 116 Anmerkung am linken Rand „Es ist eine Rolle in ihrem Amte zu beobachten“. 117 Anmerkung am linken Rand „Ihre Manipulationsvorschriften“. 118 Anmerkung am linken Rand „Spuren der Krankheiten sind zu entdecken“. 119 Anmerkung am linken Rand „Haben bey Briefschaften, Geld und Lebensmitteln alle Aufmerksamkeit zu gebrauchen“. 120 Anmerkung am rechten Rand „Sie haben Niemand ohne Erlaubniß in die Kontumazhäuser zu lassen“
Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 Beschauung der kontumazirenden Waaren, oder anderer die Handlung, und das Sanitätswesen angehenden Sachen halber darinn etwas zu verrichten hätte. Es muß aber eine solche Person über erhaltene Erlaubniß des Direktors, und in seiner Gegenwart nur durch die vorfindige Raststelle, und in erfoderlicher Entfernung solchen Beschau, oder eine Unterredung mit den Kontumazisten pflegen, und niemals außer Gesicht gelassen werden. §. IX. 121 Von den in das Kontumazhaus kommenden Waaren soll ohne Erlaubniß des Eigenthümers, und des Direktors Niemand was erfolget werden, es mögen solche giftfangend seyn oder nicht, es möge solches vor, in oder nach der Reinigung geschehen. §. X. 122 In dem Kontumazhause, besonders in Höfen und Gängen ist eine beständige genaue Reinlichkeit zu unterhalten, solche nach der Wochenrolle der durch den Kontumazdirektor bestimmenden Anstellungen durch die exponirte Knechte inner den Kontumazverschließungen, und außer denselben durch die nicht exponirte fleißig zu kehren, und vorzüglich die giftfangenden Sachen, so an der Erde liegen, mit aller Sorgfalt hindann zu schaffen, und mit Behutsamkeit zu verbrennen. §. XI. 123 Die Kleider, und vorläufig gewaschene Wäsche der Kontumazisten sind auf Stricken in freye Luft aufzuhängen, welches durch die zugegebenen Wächter, oder Reinigugnsknechte sorgfältig zu beobachten ist. §. XII. 124 Unter den Reinigungsknechten verrichtet einer, den der Direktor für den geschicktesten hält, die Stelle eines Kerkermeisters, diesem liegt ob, vorzüglich auf alle Praevaricationes, oder Uebertretungen der vorgeschriebenen Ordnung ein sorgsames Aug zu tragen, den Kontumazisten alles Werkzeug, womit sich einer selbst oder dem anderen schaden könne, als Gewehr und dergleichen abzunehmen, und zu sorgen, daß ihnen nicht beygelassen werde, wodurch sie sich allenfalls die Flucht aus der Kontumaz zubereiten können. Die Personen, so mehrerer Sicherheit willen eingekerkert werden müssen, hat er zu besorgen mit Speisen, jedoch ohne Vermischung, wenn er nicht der Kontumaz mit exponiret werden sollte, zu versehen, mit erfoderlichen Vorsichten ihnen öfters zu sprechen, und mit Zuhilfnehmung der exponirten Knechte zu erforschen, ob etwann nicht eine Zubereitung zur Entwischung zu bemerken sey, welches überhaupt bey allen Kontumazgebäuden zu beobachten ist, und zu sorgen seyn wird, daß die Kontumazisten allezeit genau verschlossen, und gesichert seyen. 121 Anmerkung am rechten Rand „Weder Effekten erfolgen zu lassen“. 122 Anmerkung am rechen Rand „Vorsicht der Reinlichkeit“ 123 Anmerkung am rechten Rand „Der Kleider und Wäsche“. 124 Anmerkung am rechten Rand „Kerkermeisterdienstes“.
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