Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770 - Memoria Medicinae

Sanitäts- und Kontumazordnung von 1770
weniger Waaren in die Reinigung ge- [1272] bracht, zu welchem Ende für jede Parthey ein aus
diesem Protokolle genommener Auszug zu verfassen ist, der einem ihr beygebenden
Reinigungsknechte gleich anfangs behändiget, und der Parthey zur Unterschrift vorgeleget werden
wird, wornach ihn der verstandene Reinigungsknecht nach vorläufiger bey Briefschaften
vorgeschriebener Reinigung dem Directori zurückstellet, der ihn wohl bewahret, und nach
vollendeter Kontumaz bey der Uebergabe sich desselben bedienet.
Es ist also dieses das zweyte, wie das verstandene über die Constituta der ankommenden
Partheyen das erste Amtsprotokoll, wozu das dritte stößet, in welches der Direktor alle an ihn
kommende Verordnungen, Amtskorrespondenzen oder andere einer Aufmerkung würdige
Umstände einschreiben muß, um sein Amt mit Ordnung und regelmäßig zu führen.
§. XVI. 73
Nur allein der Zurücktritt in die verdächtigen, und der Kontumaz unterworfenen Ländern ist vor
vollbrachter Kontumazzeit erlaubet, wenn die Umstände einer Person, und ihre Vortheile solchen
auch sammt allen Effekten erheischeten, oder die Parthey allenfalls bloß ihre mitbringe Waaren,
um sie der hierländischen Handelschaft fähig zu machen, einem dritten Sachwalter überlassen,
und vor vollstrecktem Termine in ihre Heymat, oder wo sie herkommen, zurücktreten wollte,
welches derselben nicht zu versagen, mit der sich allezeit verstehenden Vorsicht jedoch, daß
keine Vermischung jemals für sich gehe, und die zurückbleibenden Wächter oder Sanitätsknechte,
die sich jemals vermischet haben, den Grad der vorgeschriebenen Kontumazfrist gänzlich erfüllen.
Bey der dabey für sich gehenden Ladung zu der gemeinlich Stricke erfordert werden, soll keiner
außer der Kontumaz befindliche Person mit Hand anlegen.
Bey diesem Fürgange jedoch, wie überhaupt bey allem, was in der Station von Bedenklichkeit sich
ereignet, soll der Kontumazdirektor in gehöriger Entfernung gegenwärtig und wachsam seyn, denn
es wird hier wiederum alles Ernstes wiederholet, daß sowohl bey dieser Verrichtung, als in allen
andern dergleichen Gelegenheiten derjenige Handlanger, Wächter oder was immer für Beamte
oder Person, ohne alle Ausnahme, welcher eine der Kontumaz unterworfene Person, Thier oder
Waare auch nur augenblicklich berühret, ipso facto in jene Kontumaz verfällt, welcher die berührte
Sache unterworfen ist; davon weder der Sanitäts-Medicus oder Chirurgus, weder der
Kontumazdirektor, wenn sie die gehörige Gesundheitsvorschrift unterlassen, befreyet seyn
können.
§. XVII. 74
Den Waaren und andern Effekten, welche in die Kontumazmagazine kommen, ist alsogleich nach
Beschaffentheit der Umstände, und Erfoderniß einer oder mehrere Sanitätsknechte oder
geschworne Wächter beyzugeben, damit auf solche Art unter täglicher ununterbrochener Sorgfalt
des Directoris, des Chirurgi und der Reinigungsknechte der Verbreitung einer ansteckenden
Krankheit vorgebogen werde. Diese Knechte haben bey der Parthey, der sie zugegeben worden,
so lang zu verbleiben, als die Kontumaz dauret, auf welche Zeit sie eben wie andere
Kontumazisten von aller Gemeinschaft abgeschnitten seyn sollen, und ein Gleiches versteht sich
noch um so mehr von jenen Knachten, Wächtern oder Guardiani, die kontumazirenden Personen
nach Erfoderniß der Umstände beygegeben werden müssen, deren Pflichten insgesammt
vorzüglich dahin gehen, daß sie alle Vermischung verhüten, den Gesundheitsstand der
Kontumazirenden beständig genau beobachten, und von bedenklichen Zufällen dem Directori in
73 Anmerkung am linken Rand „Wie der Rücktritt vor vollendeter Reinigung erlaubet?“.
74 Anmerkung am linken Rand „Von vorsichtiger Anstellung der Sanitätsknechte oder Wächter“.