Festschrift 175 Jahre staatlicher Wasserbau in Emden - Wasser- und ...
Festschrift 175 Jahre staatlicher Wasserbau in Emden - Wasser- und ...
Festschrift 175 Jahre staatlicher Wasserbau in Emden - Wasser- und ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
16<br />
Mit dem „Reglement für die neu zu errichtende „General-Direktion<br />
des Wassserbaus“ wurde am 18.<br />
April 1823 e<strong>in</strong>e Art Landesoberbehörde geschaffen,<br />
die direkt dem honnoverschen Staats- <strong>und</strong> Kab<strong>in</strong>ettsm<strong>in</strong>isterium<br />
unterstellt war. Bei dieser General-Direktion<br />
des Waserbaus lag die technische Leitung<br />
aller <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>sachen, während <strong>in</strong> das Aufgabengebiet<br />
der Landdrostei weiterh<strong>in</strong> die Deich- <strong>und</strong><br />
Strompolizei, die Aufsicht über die Benutzung der<br />
öffentlichen Gewässer für Schiffahrt, Fischerei,<br />
Mühlenbetriebe <strong>und</strong> Meliorationen blieb. Auftauchende<br />
technische Fragen waren geme<strong>in</strong>sam mit der<br />
General-Direktion zu überarbeiten.<br />
Durch das “Regulativ, e<strong>in</strong>iger näherer Bestimmungen<br />
über das Verfahren <strong>in</strong> <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>sachen“ vom<br />
17. Oktober 1826 war zwar die Position der Landdrostei<br />
<strong>und</strong> der Baukreise <strong>in</strong> <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>sachen gestärkt,<br />
die technische Leitung bei großen <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>ten<br />
lag aberweiterh<strong>in</strong> bei der General-Direktion<br />
des <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>s, während die polizeilichen Funktionen<br />
bei der Landdrostei verblieben.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1830 wurden die königlichen Bau<strong>in</strong>spektionen<br />
<strong>in</strong> “Kgl. <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong><strong>in</strong>spektionen“ umbenannt<br />
<strong>und</strong> die “zeitige königliche <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>direktion von<br />
Ostfriesland“ (Amts<strong>in</strong>haber war bis zu se<strong>in</strong>em Tode<br />
am 26. Mai 1826 der Baudirektor Franzius) nannte<br />
sich künftig “Königliche <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>direktion“. Darüber<br />
stand immer noch die „General-Direktion des<br />
<strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>s <strong>in</strong> Hannover“.<br />
Die Revolution von 1848 erzwang auch im Königreich<br />
Hannover e<strong>in</strong>e Trennung der Verwaltung von<br />
der Rechtspflege <strong>und</strong> die Aufhebung der Patrimonial-Gerichtsbarkeit.<br />
So ordnet die “Verordnung, das<br />
<strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>wesen betreffend“ vom 1. September 1852<br />
die Angelegenheiten des <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>s neu. Man g<strong>in</strong>g<br />
dabei von den drei folgenden <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>zweigen aus:<br />
a) Staatswasserbau; dieses s<strong>in</strong>d <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>ten, deren<br />
Kosten aus allgeme<strong>in</strong>en Staatsmitteln bezahlt<br />
wurden, wie z. B. Stromregulierungen, Hafenbauten,<br />
b) Dom<strong>in</strong>ialwasserbau; <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>ten das Staatseigentum<br />
betreffend, z. B. Königspolder <strong>in</strong> <strong>Emden</strong>,<br />
c) Interessentenwasserbau; hierunter faßt man alle<br />
<strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>werke zusammen, deren Bau, Betrieb <strong>und</strong><br />
Unterhaltung Geme<strong>in</strong>den, Verbänden oder Privatpersonen<br />
oblagen <strong>und</strong> die unter der Aufsicht der Staatsbehörden<br />
standen.<br />
Die Königliche <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>direktion der Landdrostei<br />
Aurich nahm <strong>in</strong> der Hauptsache die Aufgaben des<br />
Interessentenwasserbaus wahr.<br />
WSA <strong>Emden</strong><br />
Sie hatte aber auch die Entwürfe des Staatswasserbaus<br />
zu prüfen <strong>und</strong> die Aufsicht über die Instandhaltung<br />
<strong>und</strong> Verbesserung dieser <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>ten zu<br />
überwachen. Jährlich mußte der <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>direktor<br />
e<strong>in</strong>mal an e<strong>in</strong>er Hauptschau der Deiche, Siele <strong>und</strong><br />
Flußufer teilnehmen.<br />
Die Aufgabe der Kgl. <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong><strong>in</strong>spektionen war<br />
die Leitung der Bauausführung aller dieser drei oben<br />
genannten <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>zweige. Diese Behörden müssen<br />
zu diesem Zeitpunkt aus mehreren Beamten bestanden<br />
haben.<br />
E<strong>in</strong>e der größten <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>maßnahmen im damaligen<br />
Ostfriesland war die Anlage des “neuen Fahrwassers“<br />
mit der Sielschleuse <strong>in</strong> <strong>Emden</strong>. Das Fahrwasser<br />
zwischen dem Emder Hafen <strong>und</strong> der Ems war<br />
wegen der starken Verschlickung äußerst schlecht.<br />
Nach der schweren Sturmflut von 1825 hatte die<br />
Stadt <strong>Emden</strong> starke Schäden erlitten, das führte zu<br />
Plänen, die Stadt <strong>Emden</strong> endgültig gegen Sturmfluten<br />
zu schützen <strong>und</strong> gleichzeitig e<strong>in</strong>e schon lange<br />
angestrebte Verbesserung der Fahrwasser- <strong>und</strong> Hafenverhältnisse<br />
zu verwirklichen. Die umliegenden<br />
Sielachten widersetzten sich energisch den Plänen<br />
der Stadt, weil sie e<strong>in</strong>e Benachteiligung ihrer Entwässerung<br />
fürchteten, denn die Stadt wollte auch<br />
weiterh<strong>in</strong> die B<strong>in</strong>nenentwässerung zur Spülung der<br />
städtischen Siele <strong>und</strong> des neu zu bauenden Fahrwassers<br />
benutzen. Schließlich kam es im Februar 1845<br />
unter Leitung der Landdrostei zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>igung. Die<br />
Sielachten wurden nicht zu den Ausbaukosten herangezogen,<br />
auch wurde ihnen weitere Vorflut zugesichert.<br />
So entstand <strong>in</strong> den <strong>Jahre</strong> 1847 bis 1849 e<strong>in</strong><br />
r<strong>und</strong> 3 km langes <strong>und</strong> bezogen auf Tidehochwasser<br />
5 m tiefes Fahrwasser <strong>in</strong> gerader Richtung von der<br />
Stadt <strong>Emden</strong> bis zur Ems. Es wurde durch e<strong>in</strong>e Sielschleuse<br />
gegen Sturmfluten abgeschlossen.<br />
Zu e<strong>in</strong>er Regulierung oder gar e<strong>in</strong>em Ausbau der Ems<br />
zwischen Greven <strong>und</strong> <strong>Emden</strong>, wie <strong>in</strong> der Wiener<br />
Schlußakte zwischen Preußen <strong>und</strong> Hannover festgelegt,<br />
ist es wegen der mangelnden Seeorientiertheit<br />
des Königreichs Hannover, welches dazu auch noch<br />
Rücksichten auf die maritimen Interessen des mit<br />
ihm <strong>in</strong> Personalunion verb<strong>und</strong>enen Königreichs von<br />
Großbritannien nehmen mußte, nicht gekommen.<br />
Lediglich der Bau der Westbahn 1851 bis 1856 fällt<br />
<strong>in</strong> diesen Zeitraum <strong>und</strong> schaffte für Ostfriesland e<strong>in</strong>e<br />
leistungsfähige Verkehrsverb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>s aufstrebende<br />
Ruhrgebiet. Die Beamten dieser Baumaßnahme<br />
müssen aber nicht dem <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>,sondern der<br />
Staatsbahn zugerechnet werden, obwohl alle 70<br />
Brücken auf der Strecke zwischen L<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> <strong>Emden</strong><br />
von dem “<strong><strong>Wasser</strong>bau</strong><strong>in</strong>spektor“ Buchholz betreut<br />
wurden.