Festschrift 175 Jahre staatlicher Wasserbau in Emden - Wasser- und ...
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52 WSA EMDEN<br />
Abb. 59: Das 1982 erbaute Ostmolenfeuer <strong>Emden</strong>.<br />
9. Zeitsignalanlage <strong>Emden</strong><br />
Der gertaue Gang der Schiffsuhren, der sogenannten<br />
Bordchronometer, war bis zur breiten E<strong>in</strong>führung<br />
des Funks <strong>und</strong> moderner Navigationsmittel<br />
nach dem Ersten Weltkrieg e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung<br />
zur (astronomischen) Navigation.<br />
Zur Berichtigung bzw. Überprüfungder Schiffsuhren<br />
richtete die Emder <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>verwaltung <strong>in</strong><br />
den <strong>Jahre</strong>n 1911/1912 e<strong>in</strong>e Zeitsignalanlage e<strong>in</strong>.<br />
Die Signale<strong>in</strong>richtungen - e<strong>in</strong> Ball <strong>und</strong> Lichtsignale<br />
- waren auf e<strong>in</strong>em eisernen Turmgerüst beim<br />
Emder Außenhafen an der Nesselander Schleuse<br />
untergebracht. Die Signale wurden täglich um 12<br />
Uhr, 13 Uhr <strong>und</strong> 24 Uhr nach mitteleuropäischer<br />
Zeit abgegeben, <strong>und</strong> zwar stets zugleich als Ball<strong>und</strong><br />
als Lichtsignale.<br />
Zehn M<strong>in</strong>uten vor den genannten Zeiten schaltete<br />
der Schleusenwärter der <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>verwaltung e<strong>in</strong><br />
Vorbereitungssignal. e<strong>in</strong> Ball von zwei Metern<br />
Durchmesser aus e<strong>in</strong>em Gerippe von W<strong>in</strong>kel- <strong>und</strong><br />
Flacheisen mit e<strong>in</strong>em Überzug aus Maschengeflecht<br />
aus dünnen geteerten Hanftauen, wurde auf<br />
dem Kopf desTurmes halb aufgeheißt. Fünf M<strong>in</strong>uten<br />
später erschien e<strong>in</strong> .Achtung't-Signal: der Ball<br />
wurdeganzaufgeheißt <strong>und</strong> 20Signallampene<strong>in</strong>geschaltet.<br />
Zur genauen Zeit löste e<strong>in</strong> Präzisionsuhr-<br />
Aufnahme willner, <strong>Emden</strong><br />
werk, das vom Kaiserlichen Observatorium <strong>in</strong><br />
Wilhelmshaven gesteuert <strong>und</strong> korrigiert wurde,<br />
den Fall des Balles automatisch aus <strong>und</strong> schaltete<br />
zugleich die Lampen aus.<br />
Der Betrieb der Gesamtanjage lag <strong>in</strong> den Händen<br />
der Reichspostverwaltung. Diese übertrug über Telegraphenleitungen<br />
die Normalzeit von Wilhelmshaven<br />
nach <strong>Emden</strong> sowie e<strong>in</strong> gleichartiges Signal<br />
zur Küstenfunkstelle Norddeich Radio zum Betrieb<br />
e<strong>in</strong>er "drahtlosen Zeitsignalstation". Bereits seit<br />
1906hatte das Kaiserliche Telegraphenamt <strong>Emden</strong><br />
dasZeitzeichender Sternwarte HarnburgvonHand<br />
über das Amerikakabel zur Kabelstation Horta auf<br />
den Azoren übertragen.<br />
In <strong>Emden</strong> waren die Uhren <strong>und</strong> Schaltanlagen <strong>in</strong><br />
den Diensträumen des Schleusenmeisters Nesserlandaufgestellt.Letzterer<br />
hatte dieSignalanlagezu<br />
betreuen. Die gesamte Anlage war technisch aufwendigausgeführt,<br />
um Genauigkeit <strong>und</strong> Zuverlässigkeitder<br />
Signalezu gewährleisten.E<strong>in</strong> Korrigierwerk<br />
glich Gangunterschiede der Präzisionsuhren<br />
<strong>in</strong> Wilhelmshaven <strong>und</strong> <strong>Emden</strong> automatisch aus.<br />
Störungen <strong>und</strong> Betriebszustände wurden den<br />
Schleusenmeistern signalisiert; e<strong>in</strong> am unteren<br />
Endedes Balls befestigterBürstenkolbentauchte <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en Glyzer<strong>in</strong>zyl<strong>in</strong>der, um den Fall des Balles zu<br />
dämpfen. DerLampenraum unter dem Ball war mit<br />
Wellblech verkleidet <strong>und</strong> verglast. Abb. 60