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Festschrift 175 Jahre staatlicher Wasserbau in Emden - Wasser- und ...

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WSA <strong>Emden</strong> 17<br />

7. Die Seebaukommission (Seezeichenwesen)<br />

Noch <strong>in</strong> preußischer Zeit wurde der Bau<strong>in</strong>spector<br />

Kettler zu <strong>Emden</strong> im <strong>Jahre</strong> 1815 durch die Landesdirektion<br />

Ostfriesland aufgefordert, e<strong>in</strong>e Reise nach<br />

Borkum <strong>und</strong> zur See zu machen, um die Betonnungs<strong>und</strong><br />

Uferverhältnisse auf der Ems <strong>und</strong> der Insel Borkum<br />

zu begutachten. Aufgr<strong>und</strong> des Bereisungsprotokolls<br />

wurde e<strong>in</strong>e Kommission für das Seebauwesen<br />

noch durch e<strong>in</strong>e Anweisung des Civil Gouverneurs<br />

zu Münster angeordnet <strong>und</strong> am 20. November<br />

1815 wurde die Seebaukommission durch den Baudirektor<br />

Franzius <strong>in</strong> <strong>Emden</strong> eröffnet. Sie bestand aus<br />

folgenden Mitgliedern:<br />

- Bau<strong>in</strong>spector Kettler<br />

- Justizrat Rös<strong>in</strong>g (Stadt <strong>Emden</strong>)<br />

- Kaufmann Mettger (Stadt <strong>Emden</strong>)<br />

- Hafenmeister Tanger.<br />

Am 4./8. Dezember 1815 wurde die Kommission von<br />

Münster aus bestätigt. 1823 übernahm die königliche<br />

General-Direktion des <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>s <strong>in</strong> Hannover die<br />

oberste unmittelbare Leitung des “Ostfriesischen<br />

Seebaus“ (Seezeichenwesen).<br />

Die Stadt <strong>Emden</strong> hatte durch e<strong>in</strong> Privileg des Grafen<br />

von Ostfriesland seit 1539 die “Fürsorge über<br />

den Emsstrom“. Sie legte Tonnen aus, setzte Baken<br />

<strong>und</strong> betrieb den 1574 bis 1576 auf Borkum gebauten<br />

Leuchtturm. Dafür zog sie das Tonnen- <strong>und</strong><br />

Bakengeld, auch Emszoll genannt, e<strong>in</strong>. Dies Geld<br />

diente zur Bestreitung der “Seebaukosten“. Während<br />

der französischen Besatzungszeit g<strong>in</strong>g der Stadt dieses<br />

Geld verloren, doch auch die preußische <strong>und</strong> später<br />

die hannoversche Staatskasse vere<strong>in</strong>nahmten dieses<br />

Geld weiter. Der Stadt <strong>Emden</strong> ließ man lediglich<br />

e<strong>in</strong>en Ausgleich von 6600 Reichstalern jährlich zukommen.<br />

Aber seit 1818 bestimmte die hannoversche<br />

Staatsregierung ausdrücklich, den “Seebauetat“ aus<br />

öffentlichen Mitteln zu bestreiten.<br />

Die Seebaukommission hatte für die Sicherheit der<br />

Schiffahrt auf der unteren Ems <strong>und</strong> an der gesamten<br />

Ostfriesischen Küste von der Grenze des Gron<strong>in</strong>ger<br />

Wattes bis zur Insel Wangerooge (ausschließlich) zu<br />

sorgen. Da sich die Sande <strong>in</strong> der Ems stark änderten,<br />

mußte die Kommission alljährlich die sogenannte<br />

“Inselreise“ machen, um die richtige Lage der<br />

Seezeichen zu begutachten. Der Küsten- <strong>und</strong> Inselschutz<br />

selbst gehörte nicht zum ostfriesischen Seebau.<br />

Für das Jahr 1819 wies der Seebauetat folgende<br />

Hauptpositionen auf:<br />

a) Tonnen <strong>und</strong> Baken 4681, 24 Reichstaler<br />

b) Unterhalt der Seebeleuchtung <strong>und</strong><br />

der Baken auf Borkum 2566,15 Reichstaler<br />

c) Unterhaltung der Seehafenanstalten<br />

<strong>in</strong> <strong>Emden</strong> 2675,00 Reichstaler<br />

gesamt r<strong>und</strong> 10 000,00 Reichstaler<br />

(Abb. 3)<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1817 wurde e<strong>in</strong> neues Feuer auf dem<br />

Leuchtturm <strong>in</strong> Borkum <strong>in</strong> Betrieb genommen; man<br />

löschte die alte Kohlenblüse <strong>und</strong> stellte 27 Argandsche<br />

Lampen mit Parabolspiegeln auf dem alten<br />

Leuchtturm auf, deren Sichtweite r<strong>und</strong> 6 Seemeilen<br />

betrug.<br />

Jährlich wurden r<strong>und</strong> 40-70 hölzerne Seetonnen <strong>in</strong><br />

der Außenems verlegt <strong>und</strong> kontrolliert. Dazu kamen<br />

2100 bis 2500 Stechbaken. Sie entsprachen <strong>in</strong> etwa<br />

unseren heutigen Pricken, hatten aber häufig e<strong>in</strong><br />

aufwendig aus Weidengeflecht hergestelltes Toppzeichen<br />

<strong>und</strong> mußten jährlich neu gesteckt werden.<br />

Als 1830 der Kaufmann Mettger aus der Seebaukommission<br />

ausschied, wurde diese Stelle nicht neu<br />

besetzt, da “die Erneuerung der Seebaukommission<br />

auf sich beruhen solle“. In den folgenden <strong>Jahre</strong>n lag<br />

die Leitung alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Händen des <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong><strong>in</strong>spektors<br />

Kettler zu <strong>Emden</strong>.<br />

Durch Erlaß der General-Direktion des <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong>s<br />

<strong>in</strong> Hannover lebte die Seebaukommission im Februar<br />

1861 wieder auf. Sie nannte sich jetzt “königliche<br />

Seebaukommission“ <strong>und</strong> bestand neben dem <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong><strong>in</strong>spektor<br />

zu <strong>Emden</strong>, der für die technischen<br />

Fragen zuständig war, auch aus e<strong>in</strong>em Verwaltungsbeamten,<br />

den von der General-Direktion berufenen<br />

Amtsassessor Backhausen. Die Aufgaben der sich<br />

am 1. März 1861 “konstituierenden“ königlichen<br />

Seebaukommission waren im Handbuch für die Prov<strong>in</strong>z<br />

Ostfriesland folgendermaßen umrissen:<br />

“Verwaltung der Schiffahrtssachen“<br />

Diese umfaßt die Angelegenheit der Leuchtfeuer, wie<br />

Betonnung <strong>und</strong> Bebakung der schiffbaren Flüsse,<br />

Küsten <strong>und</strong> Watten.<br />

Für Lagerung <strong>und</strong> Unterhaltung der Seetonnenwar<br />

e<strong>in</strong> Teil des städtischen Bauhofes <strong>in</strong> <strong>Emden</strong> von der<br />

Königlichen <strong><strong>Wasser</strong>bau</strong><strong>in</strong>spektion gemietet. Zur Sicherheit<br />

der Schiffahrt wurden schon damals “Bekanntmachungen<br />

für Seefahrer“ von der Königlichen<br />

<strong><strong>Wasser</strong>bau</strong><strong>in</strong>spektion <strong>Emden</strong> herausgegeben.<br />

Die Emslotsen waren aufgr<strong>und</strong> ihrer Statuten verpflichtet,<br />

die königliche Seebaukommission <strong>in</strong> nautischen<br />

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