01.07.2013 Aufrufe

Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe ... - WZB

Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe ... - WZB

Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe ... - WZB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

16<br />

Gesundheitsprobleme erwähnt werden. Sie finden, daß gesund­<br />

heitsrelevante Seiten des Lebensstils überwiegend nicht bzw.<br />

allenfalls vor allem bei denen zur Sprache kommen, die nicht<br />

gesund sind. Bei Nichtkranken werden beispielsweise statt<br />

dessen Zigaretten vielfach als "Belohnung" erwähnt, Arbeit gilt<br />

auch als Bewegung und Ersatz für Sport, "ungesunde" Nahrungs­<br />

mittel gehören zu den Genüssen, die die Familie sich gewohn­<br />

heitsmäßig gönnt etc. Sie fassen zusammen:<br />

"Unsere Interpretation ist, daß Gesundheit für die meisten<br />

Menschen keine Priorität im Ablauf des täglichen Lebens hat und<br />

nur auftaucht, wenn gesundheitliche 'Probleme'' entstehen.. .Dies<br />

stützt die Argumente von...Autoren wie Dingwall (1976), <strong>der</strong><br />

darlegte, daß Gesundheit im Alltag selbstverständlich hingenommen<br />

wird und nur zur Sprache kommt, wenn Krankheit erfahren<br />

wird. Es stützt auch die breiteren ethnomethodologischen<br />

(Garfinkel 1967) und phänomenologischen (Schütz 1932/1967) Perspektiven<br />

auf die Organisation des Alltagslebens, die die<br />

zentrale Wichtigkeit <strong>der</strong> selbstverständlichen und unausgesprochenen<br />

Wissensbestände zeigen, die infragegestellt werden,<br />

wenn - um Gerhardt (1989a) zu zitieren - "Störungen überhandnehmen"<br />

(1991:526).<br />

Der Alltag <strong>der</strong> nichtkranken Bevölkerung, so dokumentieren<br />

Calnan und Williams, enthält wenig Handlungen <strong>der</strong> Gesundheits­<br />

sorge. Statt dessen haben die Familien ihren eigenen, auf<br />

Bedürfnisbefriedigung, Selbstbelohnung und gemeinsamen Res­<br />

sourcengenuß gerichteten Umgang mit den üblicherweise gesund­<br />

heitsbedeutsamen Tätigkeiten (Rauchen, Arbeiten, Essen etc) .<br />

Deren Gesundheitsaspekt bleibt unbeachtet bzw. wird durch<br />

an<strong>der</strong>e Relevanzgesichtspunkte ersetzt. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Bei<br />

Nichtkranken, die ihren Tagesablauf in Einzelheiten be­<br />

schreiben, wird Gesundheitsrelevantes nur in nicht-gesundheits-<br />

bezogenen Zusammenhängen erwähnt, weil <strong>der</strong> Relevanzgesichts­<br />

punkt Gesundheit bei ihnen - denn sie sind nicht' krank - keine<br />

Rolle spielt. Das Phänomen Gesundheit fällt dabei durch<br />

Nichtthematisierung auf. Wenn o<strong>der</strong> weil Gesundheit bei den<br />

Betroffenen vorhanden ist, wird sie im Interview nicht erwähnt.<br />

Gesundheit als Phänomen des Lebens im Alltag ist nicht thema­<br />

tisch, insofern sie vorhanden ist und daher fraglos vor­<br />

ausgesetzt werden kann.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!