01.07.2013 Aufrufe

Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe ... - WZB

Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe ... - WZB

Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe ... - WZB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

41<br />

die Kritik an <strong>der</strong> professionellen Medizin, die Iiiich mit<br />

Behauptungen und Pseudo-Daten stützte, wird heute in <strong>der</strong><br />

Begründung <strong>der</strong> Gesundheitswissenschaften mit an<strong>der</strong>en Mitteln<br />

vielfach weitergeführt.<br />

Das neue Expertentum, das sich aufgrund <strong>der</strong> Public-Health-<br />

Bestrebungen entwickeln dürfte, könnte zwar eine ähnlich<br />

klinikfeindliche Haltung wie Iiiich einnehmen, aber an<strong>der</strong>er­<br />

seits Kritik am eigenen Wissenbestand und den Grundlagen <strong>der</strong><br />

Präventionsprogramme nicht zulassen o<strong>der</strong> nicht ernst nehmen. In<br />

<strong>der</strong> Medizin werden heute rasante Fortschritte gemacht, die zur<br />

dauernden Fortentwicklung <strong>der</strong> Diagnose und Therapie veran­<br />

lassen. Es ist fraglich, ob die Public-Health-Medizin, die<br />

gerade dies an <strong>der</strong> klinischen Praxis als Technikorientierung<br />

kritisiert, ihrerseits selbst fortschrittsfreundlich wäre. Es<br />

wäre ebenso denkbar, daß die Öffentlichkeitsmedizin ihre Inter­<br />

ventionslogik absolut setzt und nicht auf die wohlmeinenden<br />

ernstzunehmenden Kritiker hört, die ihr dann aus den Reihen <strong>der</strong><br />

klinischen Profession sicherlich entgegentreten.<br />

Die Medikalisierung <strong>der</strong> Gesellschaft, die kritisiert wird von<br />

einem Standpunkt aus, <strong>der</strong> am Freiheitsspielraum des einzelnen<br />

- auch als Krankem - interessiert ist, entsteht einerseits<br />

aufgrund dessen, daß alltägliche Tätigkeiten und die<br />

Lebensweise in die Definition des Gesunden bzw. <strong>der</strong> Gesundheit<br />

einbezogen werden. Gesundes Leben, wie bekannt, ist explizit<br />

Ziel <strong>der</strong> Public-Health-Bemühungen. Da dies auf Umgestaltung <strong>der</strong><br />

Lebensgewohnheiten hinzielt, ist die Medikalisierung <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Lebensaspekte eher eine Gefahr, die von <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeitsmedizin ausgeht, und weniger eine, die durch die<br />

klinische Medizin vergrößert wird. Im allgemeinen interessieren<br />

sich Ärzte wenig für die Probleme <strong>der</strong> Lebensweise - man wirft<br />

ihnen deshalb sogar vielfach in <strong>der</strong> Literatur vor, sie achteten<br />

allzu wenig auf die aus Patienten- o<strong>der</strong> Laienperspektive<br />

wichtigen Fragen <strong>der</strong> Lebensweise.<br />

An<strong>der</strong>erseits ist nicht sicher, ob mehr Freiheit <strong>der</strong> einzelnen<br />

aus mehr Public Health resultiert. Die Gefahr einer Verbürokra­<br />

tisierung o<strong>der</strong> Semi-Professionalisierung des Public-Health-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!