Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe ... - WZB
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die Kritik an <strong>der</strong> professionellen Medizin, die Iiiich mit<br />
Behauptungen und Pseudo-Daten stützte, wird heute in <strong>der</strong><br />
Begründung <strong>der</strong> Gesundheitswissenschaften mit an<strong>der</strong>en Mitteln<br />
vielfach weitergeführt.<br />
Das neue Expertentum, das sich aufgrund <strong>der</strong> Public-Health-<br />
Bestrebungen entwickeln dürfte, könnte zwar eine ähnlich<br />
klinikfeindliche Haltung wie Iiiich einnehmen, aber an<strong>der</strong>er<br />
seits Kritik am eigenen Wissenbestand und den Grundlagen <strong>der</strong><br />
Präventionsprogramme nicht zulassen o<strong>der</strong> nicht ernst nehmen. In<br />
<strong>der</strong> Medizin werden heute rasante Fortschritte gemacht, die zur<br />
dauernden Fortentwicklung <strong>der</strong> Diagnose und Therapie veran<br />
lassen. Es ist fraglich, ob die Public-Health-Medizin, die<br />
gerade dies an <strong>der</strong> klinischen Praxis als Technikorientierung<br />
kritisiert, ihrerseits selbst fortschrittsfreundlich wäre. Es<br />
wäre ebenso denkbar, daß die Öffentlichkeitsmedizin ihre Inter<br />
ventionslogik absolut setzt und nicht auf die wohlmeinenden<br />
ernstzunehmenden Kritiker hört, die ihr dann aus den Reihen <strong>der</strong><br />
klinischen Profession sicherlich entgegentreten.<br />
Die Medikalisierung <strong>der</strong> Gesellschaft, die kritisiert wird von<br />
einem Standpunkt aus, <strong>der</strong> am Freiheitsspielraum des einzelnen<br />
- auch als Krankem - interessiert ist, entsteht einerseits<br />
aufgrund dessen, daß alltägliche Tätigkeiten und die<br />
Lebensweise in die Definition des Gesunden bzw. <strong>der</strong> Gesundheit<br />
einbezogen werden. Gesundes Leben, wie bekannt, ist explizit<br />
Ziel <strong>der</strong> Public-Health-Bemühungen. Da dies auf Umgestaltung <strong>der</strong><br />
Lebensgewohnheiten hinzielt, ist die Medikalisierung <strong>der</strong><br />
gesellschaftlichen Lebensaspekte eher eine Gefahr, die von <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeitsmedizin ausgeht, und weniger eine, die durch die<br />
klinische Medizin vergrößert wird. Im allgemeinen interessieren<br />
sich Ärzte wenig für die Probleme <strong>der</strong> Lebensweise - man wirft<br />
ihnen deshalb sogar vielfach in <strong>der</strong> Literatur vor, sie achteten<br />
allzu wenig auf die aus Patienten- o<strong>der</strong> Laienperspektive<br />
wichtigen Fragen <strong>der</strong> Lebensweise.<br />
An<strong>der</strong>erseits ist nicht sicher, ob mehr Freiheit <strong>der</strong> einzelnen<br />
aus mehr Public Health resultiert. Die Gefahr einer Verbürokra<br />
tisierung o<strong>der</strong> Semi-Professionalisierung des Public-Health-