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Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe ... - WZB

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je<strong>der</strong> Symptomkonstellation, die ' grundsätzlich einmalig ist,<br />

aber unter Typizitätsgesichtspunkten einem Krankheitsbild mit<br />

hypothetischer Genese und Prognose zugeordnet wird, so<br />

Feinstein, begleitet in je<strong>der</strong> Situation wie<strong>der</strong>holtes seriales<br />

klinisches Entscheiden den Vorgang <strong>der</strong> Diagnose und die auf<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung des Patienten bedachte Therapie. Dabei dienen<br />

epidemiologische und an<strong>der</strong>e Forschungsdaten als Material, auf<br />

das sich die Entscheidung des Klinikers jeweils stützt. Die<br />

doppelte Individualität <strong>der</strong> klinischen Entscheidung - als<br />

Handeln am einzelnen und als prinzipiell einmaliges, i r ­<br />

reversibles situationales Tun - bleibt entscheidend. Feinstein<br />

schreibt über den Arzt, <strong>der</strong> im Einzelfall handelt:<br />

"Indem er die bestehenden Symptome und Zeichen identifiziert<br />

und indem er ihren Abweichungscharakter und ihre Dauer klassifiziert,<br />

stellt <strong>der</strong> Kliniker eine Liste <strong>der</strong> signifikanten<br />

Befunde zusammen, denen er seine vordringliche diagnostische<br />

und therapeutische Aufmerksamkeit widmet. Wenn er diese vorläufigen<br />

Bewertungen geleistet hat, ist er nun soweit, die<br />

hauptsächliche klinische Entscheidungsfindung vorzunehmen. Sein<br />

erster wichtiger Entscheidungsakt ist, die diagnostische Zuordnung<br />

<strong>der</strong> dauerhaften Befunde zu bestimmen. Je<strong>der</strong> Befund muß<br />

berücksichtigt werden und muß eine Diagnose erhalten, so daß<br />

<strong>der</strong> Befund einer bestimmten Erkrankung o<strong>der</strong> Kombination krankhafter<br />

Vorgänge zugerechnet wird...Nun kann die therapeutische<br />

Handlungsfindung (reasoning) beginnen" (1967:136).<br />

Klinisch-wissenschaftliche Praxis - nur sie genügt dem<br />

patientenbezogenen Orientierungsanspruch <strong>der</strong> Medizin - be­<br />

deutet, daß die Einmaligkeit des einzelnen Falls in <strong>der</strong> Nach­<br />

prüfbarkeit des Tuns aufgehoben ist; dabei ist jede Arzt-<br />

Patienten-Beziehung ein geson<strong>der</strong>ter Fall, den <strong>der</strong> Arzt ver­<br />

antwortet. "Wenn Wissenschaft von dimensionaler Messung ab­<br />

hinge", so Feinstein, "könnte ein Kliniker niemals Wissen­<br />

schaftler sein; er könnte nie mit <strong>der</strong> Schwierigkeit fertig­<br />

werden, daß er keine dimensionalen Ausdrücke für die vielen<br />

verschiedenartigen Phänomene am Krankenbett finden kann"<br />

(1967:61).' Der Ausweg, so Feinstein, ist Standardisierung des<br />

klinischen Handelns. Sie soll sich <strong>der</strong> Wissensbestände be­<br />

dienen, die im Arzt-Patient-Geschehen konkret gebraucht werden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e das Krankheitsgeschehen als Verlauf muß beachtet<br />

werden, wobei Genese und Prognose in <strong>der</strong> Krankengeschichte je­<br />

weils im Einzelfall zusammenfließen. Zielpunkt <strong>der</strong> Überlegungen<br />

Feinsteins ist eine Standardisierung des klinischen Handelns,

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