Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe ... - WZB
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gestört, wenn die Individuen durch autoritär-totalitäre Regimes<br />
zu "kranker" Weltanschauung veranlaßt o<strong>der</strong> durch individuell<br />
familiäre Fehlsozialisation geschädigt werden. Sie sind dann<br />
nicht voll im Besitz geistig-gesellschaftlicher Gesundheit,<br />
können allerdings - vor allem in einem nicht-demokratischen<br />
gesellschaftlichen System - in ihrem Verhalten unauffällig<br />
bleiben und sogar Einflußpositionen einnehmen. 1<br />
In einem späteren Text erfaßt Parsons die Gesundheit mit dem<br />
Begriff Teleonymie, • den er von dem Biologen Ernst Mayr über<br />
nimmt (1978, Mayr 1974). Damit ist die Fähigkeit des Menschen<br />
bezeichnet, mit adversen Gegebenheiten sowohl des körperlichen<br />
Zustandes als auch <strong>der</strong> Umwelt f ertigzuwerden, so daß ein<br />
Gleichgewicht des Verhältnisses organischer o<strong>der</strong> gesellschaft<br />
licher Kräfte für den einzelnen (wie<strong>der</strong>)hergestellt wird. Er<br />
schreibt:<br />
"Teleonymie...kann definiert werden als Fähigkeit des Organismus,<br />
o<strong>der</strong> seine Eignung, erfolgreich zielorientiertes Verhalten<br />
zu gestalten...Vor diesem Hintergrund... gebe ich eine tentative<br />
Definition <strong>der</strong> Gesundheit. Sie kann, in diesem breiteren Sinn,<br />
als teleonomische Fähigkeit des individuellen lebendigen<br />
Systems gelten...Von diesem Standpunkt ist die Krankheit eines<br />
Individuums eine Schädigung seiner/ihrer teleonomischen Fähigkeit<br />
.. .Gesundheit und Krankheit sind, als menschliche Phänomene,<br />
sowohl organisch als auch soziokulturell. Auf <strong>der</strong> organischen<br />
Ebene wird Gesundheit verstanden als eine hoch generalisierte<br />
grundlegende Fähigkeit, die etwas an<strong>der</strong>es ist als<br />
Kraft, Beweglichkeit o<strong>der</strong> Intelligenz. Ähnlich muß man die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Gesundheit auf <strong>der</strong> Handlungsebene deutlich unterscheiden<br />
von den relevanten Aspekten <strong>der</strong> Intelligenz, von<br />
Wissen, von ethischer Integrität und an<strong>der</strong>en Qualitäten des<br />
Individuums" (1978, 68-69,81). 2<br />
Parsons faßt dabei die Medizin als Ergänzung <strong>der</strong> teleonomischen<br />
Fähigkeit auf, die er vis medicatrix naturae nennt; die vis<br />
medicatrix - ganz im Sinne <strong>der</strong> hippokratischen Medizin - muß<br />
die teleonomischen Kräfte des einzelnen stärken, also "im Ein<br />
klang mit solchen Kräften arbeiten, anstatt willkürlich zu<br />
intervenieren ohne Bezug auf solche Fähigkeiten" (1978:67).<br />
In diesem Sinne dient das Arzt-Patient-System dazu, die Gesund<br />
heit - möglichst - wie<strong>der</strong>herzustellen. Die beiden Rollen des<br />
Systems folgen denselben Patterns <strong>der</strong> Orientierungs-Alter<br />
nativen - Universalismus, Leistungsorientierung, affektive