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E-Learning: Eine Zwischenbilanz

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Thomas Lerche<br />

Sinne positioniert sich die folgende Diskussion vordergründig auf der Ebene der<br />

allgemeinen Didaktik, um erst nach der Klärung der wesentlichen Phänomene und<br />

Konzepte auf die medienspezifischen Aspekte einzugehen.<br />

2. Lernen und Anstrengungsbereitschaft<br />

Lernen wird derzeit vor allem unter zwei Gesichtspunkten gesehen: Lernen als innere<br />

Strukturierung und Lernen als Kompetenzerwerb. Der erstgenannte Aspekt<br />

beschreibt Lernen als eine Veränderung bzw. Anpassung der kognitiven Schemata.<br />

<strong>Eine</strong> brauchbare theoretische Basis dieses Prozesses liefert beispielsweise das Modell<br />

der kognitiven Entwicklung von Piaget (1980). Dabei wird Lernen als ein Prozess<br />

gesehen, bei dem der Lernende die eigenen kognitiven Schemata anhand neuer<br />

Informationen anpasst. Piaget beschreibt diesen kognitiven Prozess mithilfe der<br />

Schritte Bedeutungszumessung und Vorwissenspassung. Bei beiden Schritten spielt<br />

die individuelle Wissensstruktur eine wesentliche Rolle.<br />

Für die eigentlichen Lernprozesse definiert Piaget zwei Funktionen: Zum einen die<br />

Assimilation, die immer dann durchgeführt werden kann, wenn die neuen Informationen<br />

zur bestehenden Vorwissensstruktur passen. Der Lernende bestätigt im<br />

Lernprozess bestehende Verknüpfungen zwischen vorhandenen Wissensknoten und<br />

erweitert damit seinen Erfahrungsschatz um ein weiteres geeignetes Beispiel. Dieser<br />

Vorgang benötigt vom Lernenden vergleichsweise wenig Aktivität, wird ihm<br />

doch lediglich ein weiterer Beleg für vorhandene kognitive Schemata. Deutlich<br />

mehr kognitiven Aufwand wird für den Prozess der Akkommodation verlangt. Hier<br />

passen die neuen Informationen nicht oder nur ungenügend zum bisherigen Vorwissen.<br />

Vom Lernenden wird also verlangt, die eigenen kognitiven Schemata anzupassen,<br />

damit die Informationen der Umwelt und die eigenen Konzepte wieder<br />

passen und die angestrebte Handlungsfähigkeit in der Umwelt erhalten wird. Für<br />

diesen weitestgehend selbstzusteuernden Prozess ist ein höheres Maß an Anstrengung<br />

notwendig. Wenn der Lernende diese Anpassung der eigenen Struktur nicht<br />

durchführen möchte, bietet sich ihm eine zweite, weniger anstrengende Möglichkeit,<br />

die Passung zwischen Information und Umwelt wieder herzustellen: Er definiert<br />

die Information als falsch, irrelevant oder deutet die äußeren Voraussetzungen<br />

als unpassend, um so die Äquiliberation durch Assimilierungsprozesse herstellen<br />

zu können. (vgl. Abb. 1)<br />

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