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E-Learning: Eine Zwischenbilanz

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3.2 Regulierung und Anpassungsdruck<br />

Wandel und E-<strong>Learning</strong> in Hochschulen<br />

Auf den ersten Blick scheint es, dass deutsche und österreichische Hochschulen<br />

sich als Organisationen überraschend wenig durch E-<strong>Learning</strong> verändert haben.<br />

Selbst die gezielte staatliche Förderung von E-<strong>Learning</strong> an den Hochschulen, die in<br />

der zweiten Hälfte der neunziger Jahre begann, hat schwache strukturelle und institutionelle<br />

Veränderungen bewirkt. Zwar gelang es in Deutschland, Österreich und<br />

in der Schweiz die Entwicklung von Applikationen oder von E-<strong>Learning</strong>-Inhalten<br />

in und für Hochschulen zu stimulieren, so dass zeitweilig eine Vielfalt von Entwicklungsprojekten<br />

und Infrastrukturmaßnahmen bestand. Die Nachhaltigkeit der<br />

ersten Förderlinien blieb aber überraschend gering, wie Seufert und Miller bereits<br />

2003 konstatierten. Die Überleitung der geförderten Projekte und der E-<strong>Learning</strong>-<br />

Entwicklung in den Regelbetrieb des Studiums hatte Seltenheitswert, denn das Ende<br />

der Förderung brachte zumeist eine Reduktion von Personal und Infrastruktur<br />

mit sich. Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag<br />

konstatiert im Jahr 2006: „Wohl wurde in Einzelfällen Exzellenz geschaffen und<br />

Beispielhaftes umgesetzt, in der Breite des deutschen Hochschulalltags hingegen<br />

noch zu wenig erreicht“ (Revermann, 2006).<br />

Wenn mit den Förderlinien die substantielle Veränderung des Hochschulalltags intendiert<br />

war, so hätten dies neue regulative Vorgaben oder Gesetzgebungen zweifelsohne<br />

beschleunigt, wie dies beispielhaft die Umsetzung des Bologna-Prozesses<br />

veranschaulicht. Dieser hat im Studienbereich in den letzten Jahren alle gesetzlichen<br />

Vorgaben dominiert und wird umgesetzt, weil Selbstverpflichtungen der<br />

Unterzeichnerstaaten bis in die Hochschulen hinein einen hohen Anpassungsdruck<br />

erzeugen. Aus heutiger Sicht kommt noch die Erkenntnis hinzu, dass die meisten<br />

Hochschulen die Umstrukturierungen ihrer Studien sowie der Verwaltungsinfrastruktur<br />

für den Bologna Prozess im Wesentlichen über mehrere Jahre hinweg mit<br />

eigenen Mitteln bewältigt haben. Da über lange Zeit E-<strong>Learning</strong> extern mittels der<br />

Förderlinien finanziert wurde, war die Kostentransparenz in der Konkurrenz zu den<br />

anderen Studienreformen des Bologna Prozesses eher von Nachteil. Fehlende gesetzliche<br />

Vorgaben und geringfügige regulative Verpflichtungen für E-<strong>Learning</strong><br />

bedingten zudem, dass nur wenig Anpassungsdruck in den Hochschulen aufgebaut<br />

wurde. Retrospektiv scheint im Hochschulsektor folgendes Transformationsmuster<br />

möglich: Ein Zusammenspiel zwischen einer schwachen technologischen Eingriffstiefe<br />

der Lerntechnologien bei einem geringen Anpassungsdruck für E-<strong>Learning</strong><br />

und hohem (konkurrenzierendem) Anpassungsdruck für andere Studienreformen<br />

bewirkt hohe sektorale Transformationsresistenz im Hinblick auf freiwillig, lediglich<br />

technologieindizierte Veränderungen im Lehr- und Studienbereich.<br />

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