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E-Learning: Eine Zwischenbilanz

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Ellen Fetzer<br />

Die Universität als Netzwerk<br />

Die erwähnte Übersetzung klassischer Lernsituationen in ein digitales Umfeld<br />

spielt sich in der Regel innerhalb der institutionellen Grenzen ab. Das Lernmanagementsystem<br />

ist ein zugangsbeschränktes System, eine gated community. Auf diesem<br />

Weg wird das Internet zum Intranet und verliert somit sein ureigenes Vernetzungspotential.<br />

Könnte nun genau an dieser Stelle ein Perspektivwechsel ansetzen?<br />

Im Grunde sind Akademikerinnen und Akademiker innerhalb ihrer Institutionen<br />

auf sich gestellt. Aus der Sicht der Institution ist es ihre primäre Aufgabe, Spezialwissen<br />

innerhalb eines Fachbereichs zu vertreten, so dass aus der Vielzahl an Einzelexpertisen<br />

ein konsistentes Curriculum entstehen kann. Abgesehen von durchaus<br />

wichtigen und wünschenswerten interdisziplinären Ansätzen findet der Einzelne<br />

somit innerhalb seiner Institution in der Regel wenig bis gar keine Ansatzpunkte<br />

für die eigene fachspezifische Entwicklung in Lehre und Forschung. Diese Kommunikation<br />

findet außerhalb statt, denn alle, die das gleiche lehren und forschen,<br />

sitzen in anderen Institutionen und sind auf der ganzen Welt verteilt. Die horizontale<br />

Vernetzung dieser Akteure mit Hilfe des Internets ist bereits in vollem Gange.<br />

Innerhalb der Europäischen Union hat unter anderem das Förderinstrument „Thematische<br />

Netzwerke“ aus dem Lifelong-<strong>Learning</strong>-Programm (ehemals Sokrates/<br />

Erasmus) dazu beigetragen. Zumindest innerhalb Europas ist es nun in vielen<br />

Fachgebieten keine Schwierigkeit mehr, Expertinnen und Experten mit den gleichen<br />

Lehrgebieten zu finden. Dennoch sind Ansätze, daraus kollaborative Lehrformen<br />

zu schaffen, noch rar. Lässt man einmal alle potentiellen personellen, organisatorischen,<br />

interkulturellen und technischen Schwierigkeiten außer Acht, liegt<br />

ein klares Potential vor Augen: Die Institutionen würden sich nicht mehr bemühen,<br />

unter Hinnahme eines unvermeidbaren Qualitätsverlustes im Alleingang ein breites<br />

Feld an Inhalten zu bedienen. Stattdessen könnten konzentrierte Inhaltseinheiten<br />

eines Themenfeldes – seien es Grundlagen aus dem Bachelor oder Spezialsujets aus<br />

dem Master – kollaborativ erstellt und als gemeinsame Kurseinheit an allen Institutionen<br />

angeboten werden. Dieser Weg ist nicht einfach. Deshalb macht es Sinn,<br />

sich von einem eventuellen materiellen Vorteil einer solchen Synergie abzuwenden<br />

und stattdessen den inhaltlichen Mehrwert in den Fordergrund zu stellen. Die Motivation<br />

müsste im Idealfall aus dem Vertrauen heraus entstehen, dass der Diskurs –<br />

zu dem auch gegenseitige Kritik gehören muss – im Endeffekt zu einem Qualitätsgewinn<br />

für alle führt. Neugier, Vertrauen und Offenheit für den anderen sind die<br />

Schlüssel zu diesem Perspektivwechsel von der vertikalen zur horizontalen Universität.<br />

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